Freitag, 19. April 2013

Das Buch der Offenbarung (Atrium)

Das Buch der Offenbarung (Atrium)

Es war einmal vor langer Zeit in einer nicht so weit entfernten Galaxie: Die Christen stehen vor einer großen Bedrohung durch das römische reich. Anhänger Jesu werden von den römischen Truppen verfolgt, während Kaiser Domitian sich als Gott verehren lässt. Zur selben Zeit fristet ein Christ mit dem Namen Johannes sein Dasein in Verbannung auf der Insel Patmos. An diesem Ort ereilen ihn 16 Visionen, durch diese Gott ihm von der nahenden Apokalypse warnt, ihm von der Hure von Babylon erzählt und auch Gottes weiterführenden Pläne mit der Menschheit werden ihm aufgetischt. Er sieht den Kampf zwischen Satan und Gott, höllische Bestien auf Erden wandeln, schreckliche Plagen und Christus, der in der Gestalt eines Lammes am Thron Gottes platz nimmt.

Das letzte Buch der Bibel und somit auch das bombastische Finale des neuen Testaments ist vermutlich zugleich auch der actiongeladenste und abenteuerlichste Teil der Bibel. Eigentlich geht es ohne Pause rund. Eine Vision jagt die andere und eigentlich gibt es keine Verschnaufpause. Action, Horror und Splatter am laufenden Band. Da ich ja durch und durch Atheist bin interessiert mich die Bibel aus spiritueller Sichtweise natürlich überhaupt nicht. Historisch gesehen ist es aber doch eine recht einflussreiche Kurzgeschichtensammlung gewesen. Aber auch als Fantasy, Horror und Abenteuerroman kann man der Bibel durchaus einiges abgewinnen. Die Erzählung ist schließlich voll mit abgefahrenen Storys. Zimperlich geht es zudem auch nie zu. Kann schon alles echt spannend sein. Ich habe daher auch schon einige Anläufe versucht ein wenig hinein zu lesen, aber letztlich bin ich immer vorzeitig ausgestiegen. Gott weiß teilweise einfach nicht wie man Spannung und Tempo am laufen hält. Spätestens wenn Städte, Stämme, Kinder, Kindeskinder und deren gesamter Stammbaum über einige Generationen dezidiert durchgegangen wird hat man mich als Leser echt verloren.

Das Buch der Offenbarung hingegen ist eigentlich recht kurzweilig. 16 Visionen in 22 Kapiteln ist ein straffes Programm und der Inhalt ist auch spannend und teilweise ganz schön trippy. Durchaus Stoff den man auch heute noch ansprechend umsetzen könnte. Und genau das haben Matt Dorff und Chris Koelle in dieser Graphic Novel, die hierzulande im Atrium Verlag erschienen ist auch getan. Das Skript des Comics stammt von Matt Dorff, der bisher vor allem als Writer vieler TV-Filme bekanntgeworden ist. Seine Umsetzung des Stoffes bleibt möglichst nahe an der Vorlage und lässt wenig aus. Auch hässliche und brutale Details werden gezeigt.

Für die Umsetzung war Chris Koelle zuständig dessen Zeichnungen extrem überstilisiert sind. Alles bleibt ähnlich vage, kalt und unpersönlich wie der Text selbst. Von Vision zu Vision präsentiert er uns neue schreckliche Bilder und Ereignisse die albtraumhaft schaffen schrecken und furcht zu vermitteln. Das Ende der Menschheit, die Apokalypse und der Kampf zwischen Gott und Satan wird nicht lustig und auch die großen Plagen sind kein Zuckerschlecken. Sieht fantastisch aus und lässt den Leser auf ganz neue Weise Zugang zu dem Text finden. Trotzdem bleibt es anstrengend zu lesen, was wohl einfach in der Natur der Sache liegt. Farblich ist der Comic extrem düster gehalten. Schwarz und rote Akzente meistens mit Blut gesetzt machen den Löwenanteil aus. Der Rest sind grau und braun Töne. Nur der kleine Blick in den Himmeln ist hell und bunt und lässt den trostlosen Kontrast zu den dunklen Visionen noch härter erscheinen.

Das Buch der Offenbarung ist anspruchsvoller, nicht ganz einfacher und grafisch recht harter Lesestoff. Dafür aber auch interessant gestaltet und mit sehr hübschen Artwork versehen. Interessierte sollten also mal reinblättern und schauen ob es gefallen kann. Mir hat es jedenfalls zugesagt.

Die Größe ist in der Mitte zwischen Din A 4 und 5 anzusiedeln und insgesamt umfasst die Graphic Novel 190 Seiten, die im broschierten Softcover kommen. Als Bonus gibt noch einen Anhang mit einer Anmerkung von Dorff, sowie einen kleinen Blick in die Skizzen und das Skript.

8 von 10 Stiere mit Augen am ganzen Körper