Eden ist der Sklavenname einer jungen Frau, die von Menschhändlern festgehalten und zur Prostitution gezwungen wurde. Der Film behandelt die wahre Geschichte der in Südkorea geborenen Amerikanerin Chong Kim, die bis zu ihrer Flucht unter brutaler Misshandlung und Zwangsprostitution zu leiden hatte. Der kontrovers diskutierte Film, der sich einem harten und erschreckenden Thema der "modernen" Gesellschaft zuwendet, fand viel Zuspruch von Aktivisten, ehemaligen Betroffenen und Filmkritikern.
Die 17 jährige Hyun Jae führt das Leben einer ganz gewöhnlichen Teenagerin, tagsüber hilft sie ihren Eltern bei der Arbeit im eigenen Laden und abends zieht sie mit Freunden durch die Stadt.
Doch ihr Leben verändert sich von einem Moment zum Anderen als sie eines Abends in einer lokalen Bar von einem jungen Feuerwehrmann an geflirtet wird. Als Hyun merkt, dass etwas mit dem viel zu sympathischen Typen nicht stimmt, ist es schon zu spät, dieser überwältigt das junge Mädchen und verschleppt sie in eine ehemalige Lagerhalle, irgendwo in der amerikanischen Einöde. Von hieraus operiert ein Menschenhändlerring, der Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren entführt und zur Sexarbeit zwingt. Die junge Hyun erhält den Namen Eden und muss fortan schreckliche Dinge über sich ergehen lassen, sie wird missbraucht, an Freier verkauft und zu Hardcore-Pornos gezwungen. Sie ist stark und schottet ihr Inneres von dem extremen Gräuel, welches sie umgibt, ab. Dadurch kann Eden das Vertrauen ihrer Aggressoren gewinnen und bekommt gewisse Privilegien eingeräumt. Aus dieser Position heraus gelingt es ihr schlussendlich, der Gefangenschaft zu entkommen.
„Nach einer wahren Geschichte“, prangt es direkt zu Beginn des Filmes in weißen Buchstaben auf schwarzem Untergrund. Die Bedeutung dieses häufig verwendeten Hinweises und die damit verbundene Tatsache, dass alles was folgen wird in dieser Art vielen Menschen wiederfahren ist und wiederfährt, setzt den Ton des Filmes klar fest. Die Regisseurin Megan Griffiths, welche bereits ein gutes Jahrzehnt in der Independent-Filmszene tätig ist, nähert sich der komplexen Thematik auf ganz eigene Weise. Sie zeigt uns die Geschehnisse mit beobachtender Distanz und verbleibt emotional dennoch stets auf der Seite der Protagonistin. Der ruhige Ton des Films mit stillen, eher subtilen Szenen, gestattet, diese Emotionen intensiv und nachhaltig wirken zu lassen. Es wurde auf die Verwendung von exploitativen Darstellungen zugunsten der bedrückenden Gesamtstimmung verzichtet, was ich mit Blick auf die realitätsnähe des Stoffes für eine gute und den Opfern solcher Gräueltaten, würdig Entscheidung halte. Die Hauptdarstellerin Jamie Chung (Sucker Punch, Hangover 2) ist der Rolle zu großen Teilen gewachsen und spielt mit guter emotionaler Tiefe und Glaubwürdigkeit. An einigen Stellen ist der jungen Schauspielerin zwar anzumerken, wie intensiv die Darstellung jener Figur für sie selbst ist, was jedoch keinen negativen Einfluss auf ihr gesamt Spiel hat.
Eden ist als biografische Geschichte und Porträt einer Gesellschaft, in der jeden Tag Menschen verkauft und Frauen sowie Kinder zur Sexarbeit gezwungen werden, eine traurige Notwendigkeit. Es gelingt ihm, intensiv und verstörend das Schicksal Chong Kims stellvertretend für viele Millionen andere Opfer wieder zu geben, ohne hierbei reißerische Töne anzuschlagen. Eine gelungener und vor allem notwendiger Film, der seine positiven Festival-Kritiken verdient.