John Sinclair 2000 - 83 - Ein Leben unter Toten (Lübbe Audio)
Gerade noch fragte sich Lady Sarah Goldwyn (Evelyn Gressmann) was sie von dem Brief halten sollte, der ihr von ihrer alten Freundin Diane Coleman (Evamaria Bath) zugesandt wurde. Schließlich schreibt sie etwas wirres von einem “Fest der Toten” und anderem Humbug. Klingt irgendwie nach Sektengerede und nicht nach Sarahs Bekannten. Nur kurze Zeit später erfährt sie allerdings schon von Dianes Tod. Um die Umstände ihres Tods zu klären, fährt sie gemeinsam mit ihrem guten Freund, dem Londoner Geisterjäger John Sinclair (Frank Glaubrecht) nach Schottland wo Diane in einem, auf einem finsteren Berg gelegenen Altersheim gelebt hat. Lady Sarah wird zur neuesten Bewohnerin des Heims und wird bald auf den Gründer Doc Rawson (Jürgen Prochnow) aufmerksam, der angeblich schon über 50 Jahre lang verstorben sein soll. Derweil bekommt es John Sinclair, der sich als Sarahs Neffe ausgibt, mit den Handlangern des Docs und einem ominösen Herrn Hunter (Thomas Schmuckert) zu tun.
Einige Fans schreien Ausverkauf, andere freuen sich und mir ist es relativ egal. Die rede ist natürlich von dem Crossover zwischen John Sinclair und Dorian Hunter in ihren jeweiligen Folgen 83 - Ein Leben unter Toten und 21 - Herbstwind. Jedenfalls stört mich ein Crossover nicht weiter, als Comicfan ist man so was ja gewohnt und im Bestfall kann es die Abenteuer beider Helden bereichern. Und einige meckern auch einfach nur weil sie meckern wollen, die einen trauern noch dem alten Team hinterher und andere fordern eine 1:1 Umsetzung der Groschenromane, egal wie schlecht diese teilweise sein mögen. Wie gesagt bin ich bereit dem Crossover der beiden Monsterjäger eine faire Chance zu geben, auch wenn ich nicht der Meinung bin, dass die letzten John Sinclair Folgen unbedingt zu den wirklich tollen gehören.
Die Überschneidung der beiden Serien ist für mich ganz gelungen. Zumindest soweit ich es gehört habe, denn die Dorian Hunter Episode liegt hier noch ungehört und erst nach der Episode kann man sagen wie gut es wirklich funktioniert. Das Gimmick ist nämlich, dass beide Folgen den selben Fall behandeln, nur einmal eben aus Johns und einmal aus Dorians Sicht. Dadurch hört man bestenfalls zwei sehr unterschiedliche Herangehensweisen. In diesem Fall folgen wir John Sinclair und der Horroromi durchs Altenheim und nur hier und da taucht Dorian Hunter als grummeliger Unsympath auf. Passt eigentlich ganz gut, denn genauso würde man ihn wohl im etwas freundlicheren und humorvollerem John Sinclair Universum wahrnehmen. Ein Crossover Klischee, das auch in jedem Comic vorkommt wird leider auch hier wiedergekäut. Die beiden treffen aufeinander und bekommen sich natürlich ordentlich in die Haare und erst dann raufen sie sich zusammen, stellen fest das sie auf der selben Seite stehen und machen sich gemeinsam an den Fall. Nicht gerade was neues aber wenn man das Blickwinkel Gimmick in der Hunter Folge gut einsetzt kann ich das verzeihen.
Der Fall an sich ist aber leider nur unteres Mittelmaß. Sarah Goldwyn ist einer der Charaktere die ich eher nicht so leiden kann und auch ansonsten hat der Fall nur wenig zu bieten. Etwas Hokus Pokus, zu Beginn wenigsten ein paar Fragezeichen und dann noch ein paar Ghoule oder auch Ghouls so genau weiß man es nicht. Spannung kommt nicht so richtig auf und teilweise fehlt auch das Tempo. Schade das man gerade so ein generisches Taschenbuch als Vorlage gewählt hat.
Darf man dem Booklet glauben war der Ausschlaggebende Faktor für dieses John Sinclair Taschenbuch der Charakter Doc Rawson. Denn genau an diese Figur hat man gedacht als man Jürgen Prochnow (House of the Dead) besetzen wollte. Dieser macht seine Arbeit als Sprecher dann auch ziemlich gut. Ich mag seine Stimme aber eh und fand es schon sehr angenehm als er aus Dune vorgelesen hat. Frank Glaubrecht (zuletzt von mir als grantiger Tintenfisch in Dragonball gehört) scheint auch wieder bessere Laune zu haben und spricht die Folge wieder mit mehr Elan. Und auch wenn ich ihre Rolle nicht mag, kann man Evelyn Gressmann nicht vorwerfen das sie einen schlechten Job machen würde. Alle die Alexandra Lange als Erzählerin immer noch nicht ab können, müssen sie in dieser Folge nicht lange ertragen, aber ich finde auch, dass sie sich mittlerweile ganz gut eingefügt hat. Klar ist der Vergleich zu Kerzel vernichtend, aber auch nur weil er solch ein Ausnahmesprecher ist und man ihn über die Jahre in seiner Funktion so liebgewonnen hat. Für die Stimmung ist Lange manchmal etwas passender als Kerzel, ist aber natürlich Geschmackssache.
Atmosphärisch hat diese besondere Episode ein paar ganz nette Momente. Ganz besonders konnte das Intro für etwas Grusel sorgen. Technisch kann man der Folge nichts vorwerfen, die Geräusche passen und auch die Musiken sind gut gewählt. Nur die Szene in der die Omi das Tape anhört, wäre etwas mehr drin gewesen und ein paar Übergange von Johns inneren Monologen zur Handlung sind etwas abrupt oder holprig.
Inhaltlich kein berauschender Fall, aber das Crossover rettet die Episode dann doch noch aus der Belanglosigkeit. Technisch ist’s stimmig, die Sprecher können auch überzeigen aber trotzdem fehlt es an Spannung, Tempo und einer dichten Atmosphäre. All das, kann zwar Zweitweise erreicht werden, aber nie über einen längeren Zeitraum gehalten werden. Somit werden sich auch am 83. Abenteuer des Geisterjägers eben diese scheiden. Für mich war es jedenfalls Mittelmäßig.
Wer sich über den Dorian Hunter Flatschen auf dem Cover ärgert kann sich über ein sauberes Wendecover freuen, eine nette Idee, aber auch ansonsten hat das Booklet endlich mal einen Sinn und bietet ein paar weiterführende Informationen zur Entstehung der Folge.
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