Donnerstag, 18. April 2013

The Spectre #0 (DC)

The Spectre #0 (DC)

Jim Corrigan, mittlerweile erneut Spectres Gastgeber auf Erden, wird zur Säuglingsstation gerufen, wo ein mit AIDS infiziertes Neugeborenes ihn telepatisch darum bittet in seine Seele zu schlüpfen. Dort erfährt die Rache Gottes, das es sich bei dem Baby um die neuste Inkarnation von Lady Beltane handelt. Eine Feindin, mit der er schon oft aneinandergeraten ist. Dabei erinnert Jim sich gar nicht an sie, das erste Aufeinandertreffen ist allerdings auch schon beinahe 2000 Jahre her. Sie hat ihm einen Deal vorgeschlagen. Sie meint wenn Spectre jetzt mit ihr zusammenarbeiten würde, könnte er seine Aufgabe ein für alle mal erfüllen und endlich in frieden ruhen. Jim beginnt ihr zu zuhören.

Die Nullnummer des dritenn Spectre Volumes erschien zwischen den Ausgaben #22 & #23. Der Hintergrund dazu ist folgender: 1994 bügelte man bei DC mit dem Event “Zero Hour” die Kontinuität grade und deshalb erklärte man den Oktober zum 0ctober, in dem eine Reihe von Nullnummern heraus kamen, die jeweils etwas aus der Vergangenheit des Titelhelden verraten, das bisher noch nicht bekannt war.

Bei Spectre erfahren wir alles über seine Vergangenheit mit Lady Beltane. Ihre Erzählung beginnt allerdings ganz vorne. Wir lernen, dass die Rache Gottes erst wieder auf die Erde kam als Jesus verstorben war. Kurz darauf hätte er beinahe die gesamte Menschheit ausgelöscht, wurde aber gerade noch vom Erzengel Michael aufgehalten. In der hinduistischen Glaubensgemeinschaft Südasiens, traf Spectre aus seinen ersten Wirt. Ein Mann mit dem Namen Caraka verlor durch die Hände von Lady Beltane seine Frau und seine Tochter. Beltane will genauso wie Spectre alles Böse aus der Welt schaffen. Nur für sie muss jeder Mensch schon allein deshalb sterben, weil jeder in ihren Augen von Geburt an böse ist. Diese These gibt Writer John Ostrander auch ein weiteres mal wieder in dem sie als HIV infiziertes Baby wiedergeboren wird. Somit ist dieses Kind mit der Schuld seiner Eltern belastet. Interessant ist dabei, dass Spectre das Kind am Ende tötet um ihm ein Leben voller Schmerzen zu ersparen.

Caraka verbündete sich als erster Wirt mit der hinduistischen Gottheit Kali was Spectre noch mächtiger werden lies. Von da an geht die Erzählung dann weiter Richtung Gegenwart bis wir im Jetzt ankommen. Das Ganze gipfelt wie beinahe immer bei diesem Helden in vielen spirituellen und philosophischen Gesprächen, die zum Großteil auch wirklich gut geschrieben sind. Nur das Eingreifen des Erzengels kommt recht platt rüber. Diesen Makel macht aber Carakas und Kalis Auftritt wieder wett. Inhaltlich ist Spectre allerdings auch hier, wie meistens eine zweischneidige Sache. Problematisch finde ich, dass man sich nie wirklich entscheidet ob man einen Superheldencomic oder etwas eher düsteres erschaffen möchte, was sich mehr auf die ethischen und religiösen Komponenten konzentriert. Ich glaube jedenfalls als Vertigo Titel wäre Spectre ein sehr viel stärkerer Charakter geworden, da man dort ein erwachsenes Publikum angesteuert hätte und keine Teenager. So gibt es immer viele tolle Ansätze, die leider nie gänzlich ausgeführt werden, was dann immer damit endet das ich total diffuse Reviews schreibe, da zu vieles in der Luft hängt. Schöne Ansätze sind hier zum Beispiel, wie die verschiedenen Religionen zusammengeführt werden. Auch die ethischen Fragen sind zum Teil sehr interessant. Zu nennen wäre da natürlich gerade der Punkt mit dem kranken Baby. Letztlich kann man alle Fragen aber auch recht einfach beantworten in dem man sagt: “Wo kein Licht ist, da ist auch kein Schatten.” Letztlich ist der Comic daher doch nicht so anspruchsvoll wie er zu sein scheint. Aber zumindest kaschiert man diesen Punkr recht gekonnt.

Tom Mandrake, der vor allem für seine Arbeit an Spectre bekannt ist, hat auch eben diese #0 gepinselt. Sein Cover für diese Ausgabe ist verdammt cool. Auch im Innenteil kann er das Niveau manchmal aufrecht erhalten. Der Erzengel sieht aber ziemlich peinlich aus und erinnert stark an den Archetyp des männlichen Softporno Darstellers der Achtziger. Davon mal abgesehen ist der Comic sehr stimmungsvoll und düster geraten. Wenn Spectre aber zum Beispiel mit Kali fusioniert, gibt es auch extrem coole Superhelden Momente. Also einmal mehr eine gute Mischung aus düsterem Drama, Horror, Mystery, Fantasy und Superheldencomic.

Dieses Zero Hour Tie-In kann gefallen und beleuchtet Spectres Vergangenheit auf stimmige Weise. Zum Glück ist das Writing weit genug vom Helden Alltag entfernt. Für einen wirklich herausragenden Titel hätte man sich von den gängigen Genrebeschränkungen aber noch mehr freisprechen müssen.

Weiter geht es mit dem eigentlichen Start dieses Spectre Volumes mit der Nummer 1.

7 von 10 freie Entscheidungen die gutes und böses ermöglichen