Diplom Psychologe Dr. Heinz Kahlbaum (Claus Tinney) schreibt gerade an einem populärwissenschaftlichen Buch, darüber wie wichtig sexuelle Träumereien für den normalen Bürger sind. Um herauszufinden wie wichtig die allnächtlichen feuchten Fantasien wirklich sind, macht er sich zu Recherchezwecken tagtäglich daran harmlose Passanten in der Münchner Innenstadt über ihre schärfsten Träumereien auszufragen. Mit dabei ist stets seine reizvolle Assistentin Gisela (Monika Rohde). So erfahren sie zum Beispiel von Willi Wasmuth (Josef Moosholzer), dass er nicht etwa von seiner Frau Erna (Iris Wobker) träumt, sondern von der scharfen Wetterdame (Juliane Rom-Sock) aus dem Fernsehen. Genauso erleben wir, wie dem Medizinstudent Eugen (Frank Nossack) die Fleischeslust mit der Fleischertochter Franziska (Dorothea Rau) vergeht und ihm die Krankenschwester Helga (Judith Fritsch) zurück auf die Palme hilft.
Damit aber nicht genug. Touristikfachmann Haberkorn (Dieter Groest) träumt nicht nur davon die Politesse Monika (Ulrike Butz) mal richtig ran zunehmen, die ihn täglich aufschreibt, sondern auch die gute aber leider blinde Justitia (Evelyn Raess) möchte er wegknuspern und das auch noch im Gerichtssaal. Der polygamer Bildhauer Max Gickes (Wolfgang Scherer) hingegen lebt seinen Traum. Denn er hat einen Harem. Angefangen mit der Haremsdame (Marguerite H. Boulware), Betty (Elke Boltenhagen) seiner Dienstags-Frau, Cäcilie (Karin Götz) die Mittwochs kommt, sowie seiner Donnerstags Daisy (Michaela Roos). Das Wochenende allerdings, hält er sich für seine Ehefrau frei. Zuletzt ist da noch der italienische Kellner Tonio (Rinaldo Talamonti), der unsterbliche in seine Chefin, die vier Köpfe größere Gastwirtin Karla Marquart (Maria Raber) vernarrt ist. Und man sagt sich, dass auch Gisela nur eine Frau aus Fleisch und Blut ist, die sich den guten Dr. gerne mal ohne Kleidung durch den Kopf und in sich hinein gehen lässt.
Normalerweise schlingern besonders die Reportfilme der deutschen Sexploitation Ära gerne mal ums Thema herum. Unverholen werden Sex und Albernheiten zur Schau getragen, aber trotzdem tarnt man den Film als Reportage und mahnt vor vorehelichen Sex oder sonst was. Auch Walter Boos hat einige dieser Filme gemacht, die zu seinen unterhaltsamsten gehören, wie zum Beispiel “Schulmädchen-Report 5. Teil - Was Eltern wirklich wissen sollten” oder der Klassenkampfsexfilm “Krankenschwestern-Report”. Das Sex-Träume-Report Skript von Fred Denger, der übrigens nicht nur für Sexmüll wie “O mei, haben die Ostfriesen Riesen” geschrieben hat, sondern zum Beispiel auch für “Onkel Toms Hütte”, hat es allerdings nicht nötig lange rumzueiern und kommt sogleich auf den Punkt: Sex ist geil und davon zu träumen sowieso. Somit macht der Film schon mal einen wichtigen Punkt.
Neben der Rahmenhandlung, bei der Report gespielt wird, gibt es ganze fünf feuchte Träume die wir miterleben dürfen. Zuerst begleiten wir aber erstmal Gisy und ihren Herrn Doktor bei der Arbeit. In bester Sex-Report Manier erzählen uns herrlich amateurhafte Straßenamateure von ihren Träumen - oder auch nicht. Denn die Antworten auf die Frage: “Haben sie Sex-Träume?” Fallen mannigfaltig aus. Mal heißt es nur: “Geht dich n Scheiß an” Mal lautet die Antwort: “Ja, klar.” Und meine Lieblingsantwort war: “Warum träumen?” Bei letzterer Antwort schwenkt die Kamera vom befragten auf sehr hübsche Frauenbeine, allerdings schwenkt sie eher zufällig auch auf ein paar Rollen Klopapier. Diese Szene sendete mir also gemischte Signale und irgendwie werde ich seitdem geil wenn ich Klopapier sehe.
Brust & Bier |
Die Haremsgeschichte ist einfach nur mega frauenfeindlich und hat genauso wie die vorherige weder Erotik noch gute Witze zu bieten. Eigentlich gibt es hier gar keine Witze. Merkwürdig ist auch wie der Multifrauen Künstler immer wieder erwähnt das ihm niemand glaubt das er davon träumt mehrere Frauen zu haben. Fraglich warum er uns auf diese weise anlügen sollte. Die Story über die Hochzeitsnacht der Fleischertochter ist auch nur zu lang und merkwürdig aber nicht erotisch oder lustig. Dabei verwunderte nur, dass die Krankenschwester plötzlich verliebt war. Man verstehe die Schwestern…
Entblößte Politesse |
Die Nummer mit dem Reiseunternehmer ist dann schon interessanter. Erstmal spielt in der Sexualität mit der Politesse eine gewisse Machtspielerei mit. Mal lässt sich Haberkorn dominieren, dann will er selbst aber der dominante Part sein und wenn ich nicht so müde wäre würde ich jetzt Kritik am totalitären Überwachungs- und Polizeistaat in diese Vignette hineininterpretieren. Könnt ihr euch ja einfach selbst denken.
Höhepunkt oder besser gesagt Klimax des ganzen ist das Verhältnis zwischen Kellner und Gastwirtin. Das ist einmal komisch da die gute Karla sich lange bitten lässt, sich aber eigentlich nach dem quirligen Italiener verzehrt. Viel besser oder fast gemein ist die Castingwahl. Tonio wird natürlich vom beliebten Rinaldo Talamonti (Die liebestollen Apothekerstöchter) gespielt, der ja bekanntermaßen im stehen so groß ist wie die meisten im Sitzen. Karla hingegen wird verkörpert von der knapp zwei Meter hohen Maria Raber (Hausfrauen-Report 6: Warum gehen Frauen fremd?). Ein unglaublich süßes paar. Besonders wenn Tonio sich einen Hocker holen muss um sie sich ganz kess zu nehmen.
Letztlich ist der Film dann doch recht moralisierend. Schließlich wird hier ganze drei male geheiratet. Ganz schön hart für einen Sexfilm. Erwähnt werden muss noch Hasso Preiß. Der Mann begann seine Karriere 1968 mit “Die Ente klingelt um halb acht” und beendete sie 1981 kurz vor seinem Tod mit “Ein Kaktus ist kein Lutschbonbon”. Hier spielt er den 90 jährigen Graphologiestudenten der in den Urlaub nach Israel fliegen möchte. Ich mag nicht zu viel verraten aber der Mann ist eine Wonne und Gesichtsakrobat. Besser war er nur noch in “Mei Hos' ist in Heidelberg geblieben” wo er in der tragenden Rolle des Freiers mit Monokel zu sehen war.
Eugen Beugen |
Wenn ich drüber nachdenke ist der Film nicht so gut wie ich erst dachte. Die Erinnerung an den Film ist sehr viel besser als er wirklich ist. Andererseits haben sich doch viele Details des Films in meinem Kopf festsaugen können. Ganz reizlos kann er also nicht gewesen sein.
Das Poster, beziehungsweise Cover zeigt Rinaldo Talamonti in seinem ganz eigenem Himmel. Schickes Poster. Wenn ihr mal schaut, stellt ihr fest, dass auch die anderen Poster zu dem Film, der auch unter dem Titel “Verkehr muß sein” kursiert echt schick sind. Die Bildqualität ist ganz okay, aber leider nur letterboxed enthalten. In Widescreen wäre das schon was recht feines. Der Ton ist in Ordnung und als Bonus liegt wie immer das Booklet bei und als Trailer gibt es “Rasputin - Orgien am Zarenhof” zu sehen.
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