Die Graue Armee (1995) [Schröder Media]
Sarah Anders (Patricia Clarkson) und ihr Sohn haben eine kleine Farm mit wenigen Tieren. Aber wie andere Familien auch, sind sie vom Sezessionskrieg nicht unbetroffen geblieben. Der Vater der Familie kämpft für die Südstaaten und den erhalt der Sklaverei, was die gesamte Familie zu Rebellen macht. So kommt es auch, das ein kleiner Trupp Nordstaatler ihre Farm als Futterquelle nimmt und Nahrung konfisziert. Dabei kommt es aber zu einem Unfall und ein junger Soldat wird verletzt. In diesem Zustand kann er nicht transportiert werden, so quartieren sich die fünf Männer um Captain Abston (Chris Cooper) erstmal bei ihr ein, bis es dem jungen Soldaten wieder besser geht. Der Captain und die Farmerin kommen sich langsam näher, aber ihr Hass auf den Norden ist so groß, dass sich keine Romanze entwickeln kann und es zu einer großen Tragödie kommt.
Man kann schon sagen, dass dieser Film von Robby Henson, eine runde Geschichte zu bieten hat. Jedenfalls schafft es die auf wahren Begebenheiten basierende Story mit sehr beschränkten Mitteln und auch in einem sehr kleinen Rahmen ein recht umfassendes und vielseitiges Bild des amerikanischen Bürgerkriegs zu skizzieren. Man kann jedenfalls sehr viel tiefer in den Konflikt blicken als in anderen Filmen dieser Art. Auch wenig beachtete Punkte, wie Sklaven, die für den Süden kämpfe, werden hier erwähnt. Andererseits habe ich ein Problem mit der Erzählart des Ganzem. Wir sollen nämlich glauben, dass Sarah hier das Opfer ist obwohl sie für die Sklaverei ist. Außerdem tut sie dann die ganze Zeit so als ob der Captain so ein schrecklicher Mensch wäre obwohl sie erst weniger Konfisziert haben als möglich gewesen wäre. Die Familie hätte also trotz des Krieges weiter gut ernährt werden können. Ein glück das zu der Zeit nicht viele hatten und nur der Freundlichkeit des Captains zu verdanken. Außerdem hilft er ihnen während seines Aufenthalts jeden Tag dabei das Feld zu bestellen.
Davon abgesehen muss man auch einfach mal bedenken, das Sklaverei nicht unbedingt cool war, was der Dame aber scheinbar vollkommen egal ist. Ich bin also den gesamtem Film über nicht richtig mit den Figuren warm geworden. Soldaten find ich doof und hysterische Damen, die anderen Menschen ihre Menschenrechte verwehren und dann auch noch eine heilige Attitüde an den Tag legen sind kein bisschen besser. Dabei soll ich dann mitleid mit ihr haben. Funktioniert bei mir nicht. Hinzu kommt sehr viel unangenehmer Pathos innerhalb des Erzählstils, eklige religiöse Symboliken und dann auch noch ein paar Szenen die vielleicht unfreiwillig, vielleicht auch absichtlich komisch sind. Kann ich absolut nicht einschätzen. Es passt jedenfalls nicht rein, könnte aber auch einfach nur nicht gut inszeniert sein.
Kris Kristofferson (In einem Land vor unserer Zeit VI - Der geheimnisvolle Berg der Saurier) gibt hier einen rebellischen Priester, dessen kleine Nebenrolle den Originaltitel des Films, “Pharaoh’s Army”, erklärt. Ansonsten sind noch Chris Cooper und Patricia Clarkson in den Hauptrollen dabei. Meist alles solide gespielt. Von der Ausstattung her hat man sich sehr zurückgehalten, kann die Zeitepoche aber doch glaubhaft visualisieren. Wer sich für das Thema interessiert, kann also mal reinschauen und wird vermutlich gut unterhalten. Der Gelegenheitsschauer wird aber nicht unbedingt frohlocken.
Das Bild ist ganz okay, der deutsche Ton mit seiner ganz gelungenen Synchro auch. Bonusmaterial gibt es allerdings keines. Dafür aber ein Wendecover und Trailer zu “Spezialeinheit Ostfront”, “Border Psycho”, “Nate und der Colonel” und “Gute Reise, Kuro”.
5,8 von 10 verstopfende Schinken