Mittwoch, 6. April 2011

Kommissar Fröhlich #4: Engelsgesichter (Gringo Comics)

Kommissar Fröhlich #4: Engelsgesichter (Gringo Comics)

In und um Stade geschehen immer wieder brutale Morde an Obdachlosen. Kommissar Fröhlich nimmt mit seinem Kollegen Tumba die Ermittlungen auf. Ihnen zur Seite gestellt wird die neue Kollegin Stolz. Für den zynischen Fröhlich nur eine weitere Zerreißprobe, hadert er doch sowieso schon mit seinem Dasein und gleichzeitig mit der ganzen Welt. Nachdem sich auch noch die Presse auf den Fall stürzt und Fröhlichs Ermittlungsmethoden in Frage stellt, verbessert sich sein Gemütszustand auch nicht gerade. Dann geschieht ein weiterer Mord.

Stephan Hagenow hat mit Kommissar Fröhlich seinen Beitrag zum Krimigenre geleistet. Herausgekommen ist dabei ein durchaus lesenswerter Comic.
Dieser Band ist für mich der erste der Reihe, den ich gelesen habe, hatte allerdings keine Einstiegschwierigkeiten. Fröhlich ist, wie bereits erwähnt, außerordentlich zynisch und steht mit der Welt auf Kriegsfuß. Nicht, dass dieses Modell eines Kommissars besonders neu wäre, allerdings schafft Hagenow es noch eine Schippe draufzulegen und so ist jeder Satz den Fröhlich herauslässt gespickt mit vielen Spitzen, ebenso wie Verbitterung, ohne ihn jedoch weinerlich wirken zu lassen. Fröhlich ist eben ein Produkt aus einer anderen Zeit und hat in seinem 62 jährigen Leben wahrscheinlich vieles gesehen und erlebt, was ihn zu dem hat werden lassen, was er heute ist. - Oder er ist einfach nur ein Arschloch. Ganz gleich welche Theorie jetzt richtig ist, interessant ist der Charakter allemal. Die Nebencharaktere bleiben (zumindest in diesem Band) etwas blass, was allerdings nur daran liegt, dass ihre Auftritte recht kurz sind. Der Pathologe Wuttke sticht dabei aufgrund seines merkwürdigen Humors besonders hervor. Klasse fand ich auch Tumba, der aussieht, als hätte man Severus Snape mit Dirty Harry gekreuzt.
Der Fokus der Story liegt eindeutig auf der Person Fröhlich und nicht etwa krimitypisch auf den Ermittlungen. Das erweist sich jedoch zum Schluss des Bandes als etwas unglücklich. Da es keine richtigen Ermittlungen gibt, an denen der Leser teilnimmt, ebenso wenig gibt es Verdächtige oder Spekulationen über Motive. Am Ende werden die Täter dann einfach geschnappt und enttarnt. Auch hier wird kein nachvollziehbares Motiv genannt und der Band endet mit der Festnahme. Jetzt könnte man natürlich die These aufstellen, dass Mord ohne Motiv noch erschreckender wirkt und die Verrohung der Gesellschaft darstellen soll. Mir persönlich reicht das jedoch nicht ganz. Vielleicht bin ich dafür aber zu sehr Purist und kann mich zu wenig auf Neues einlassen (zumindest im Krimi-Bereich). Den Comic dafür aber schlechter zu bewerten widerstrebt mir allerdings auch, denn dafür ist er einfach zu gut geschrieben. Ich denke, dass Stephan Hagenow vielleicht einen anderen Ansatz, abseits der Genretypischen Pfade, verfolgt und das macht er gut.

7 von 10 Shanty Chören