Freitag, 8. Februar 2013

Die heißen Nächte der Josefine Mutzenbacher (1981) [WVG Medien]

Die heißen Nächte der Josefine Mutzenbacher (1981) [WVG Medien]

Nach vielen wilden Eskapaden ist der pralle Lustbonbon Josefine Mutzenbacher (Andrea Werdien) und ihr Wiener Lustlokal das “Künstlerparadies” in aller Munde. Zuletzt lies sie einen frivolen Faschingsball für die Medizinerinnung veranstalten, bei dem wilde Sexeinlagen die Stimmung ungemein anheizen, bis sich die Herrendoktoren schließlich wollüstig der heißen Erotik hingeben (manchmal frage ich mich echt was ich eigentlich schreibe). Kein Wunder das Josefine und ihre tüchtigen Mädchen mal eine Pause brauchen. Bei einem ruhigen Nümmerchen im Grünen, lernt sie einen scharfen Förster kennen. Dessen Sohn der Loisl soll bald eine Schreinerlehre in Wien beginnen. Da kommt es ihm und gleichzeitig die Idee, seinen kleinen bei der Mutzenbacher Zuhause unterkommen zu lassen. Gerade erst angekommen, wird der unerfahrene Junge auch gleich von der Mutzenbacher und einer ihrer Dirnen entjungfert. Klar, dass Loisl sein frisch erworbenes können auch auf der Arbeit einsetzen möchte. So dauert es nicht lange, bis er die sexuell völlig unerfahrene Tochter des Schreinermeisters verführt. Doch noch bevor etwas geschehen kann, werden die beiden erwischt und Loisl verliert seine Arbeit. Herzensgut wie die Josefine nun mal ist lädt sie Maria zu einem erotischen Wochenende ein. Nach diesem Wochenende will sie gar nicht mehr nach Hause und nimmt eine Stelle bei Josefine an.

Dieser unangenehme Moment, an dem dein Vater in den Puff kommt und dich dabei erwischt wie du zum ersten mal von zwei Männern rangenommen wirst. Unschön, aber etwas das jeder Mann und jede Frau früher oder später einmal erleben muss. Daher ist dieser Film durchaus wichtig und bereitet junge Menschen auf solch wichtige Dinge vor. Dabei hat sich Hans Billian (Die Jungfrauen von Bumshausen) vielleicht ein paar, bis ganz wenige Freiheiten bei der Dramaturgie gelassen, was ihm aber zu verzeihen ist. Andrea Werdien (Der Sexbaron von St. Pauli) spielt ihre Rolle als Josefine mehr als überzeugend. Clever ist auch wie ambivalent sie spielt. Von der Handlung her wird sie nämlich lediglich als gute Hure der Herzen dargestellt. Das bei ihrem Etablissement einiges schief hängt, wird im Drehbuch nicht näher erwähnt, unterschwellig ist dieser Punkt aber durchaus in Werdiens Acting zu bemerken. So sieht es nur so aus, als würde der Film Themen wie Zwangs und Kinderprostitution verharmlosen.

Aber man nimmt sich mit dieser illustren Realsatire aber nicht nur schweren Themen an. Neben all den politischen Untertönen muss natürlich auch etwas Raum für Spaß an der Freude sein. So nimmt man sich auch immer wieder Zeit um das Leben zu genießen. Nicht nur Melitta Berger als Uschi, sondern auch Monika Zierer als Maria dürfen sich in allen erdenklichen Stellungen liebhaben lassen, sodass es eine Wonne ist. Berger ist zwar durchaus eine Bereicherung für jede dramatische Szene, durfte vorher ihre Talente aber nur in "Liebesgrüße aus der Lederhose 6: Die wilden Stuten vom Rosenhof” baumeln lassen. Ihr wahres Talent wurde allerdings nie erkannt, geschweige denn gewürdigt. Selbiges trifft auf Frau Zierer zu, die ansonsten nur noch in “Intimes Lustgeflüster” als Cindy zu sehen war. Eine Rolle die aber einfach nicht auf ihrem Niveau war.

Hans-Peter Kremser (Familie Immerscharf Teil 8) verkörpert die Rolle mit der sich wohl die meisten männlichen Zuschauer identifizieren werden. Doch wirklich beneidenswert ist Peter Strasser (Die Liebesschule der Josefine Mutzenbacher), dieser verliert zwar seine Tochter, gewinnt dafür aber einen ganzen Puff. Romantisch! Außerdem ist er der einzige in diesem Film, der wahre Liebe in den Armen seiner geliebten Ehefrau gefunden hat. Großen Respekt muss ich auch Erwin Neuhauser (Die neuen Abenteuer des Sanitätsgefreiten Neumann) aussprechen, der seine Rolle als Musiker auf der Orgie aus dem Klassiker “Josefine Mutzenbacher - Wie sie wirklich war: 2. Teil” wieder angenommen hat und ein letztes mal eindrucksvoll zeigte, dass nur Musik den Dämon der kapitalistischen Diktatur austreiben kann. Ich nehme meinen imaginären Hut vor ihnen Herr Neuhauser.

Wer nur Frivole Abenteuer ohne Anspruch sucht, muss wohl bei Schundstreifen wie Federico Fellinis Satyricon oder Ingmar Bergmans Lustgården bleiben. Kenner schwören allerdings besonders auf diesen Teil des Josefine Epos. Musikalisch traut man sich auch einiges. Zum Beispiel gibt es ein Cover der klassischen Tom und Jerry Melodie und auch "House of the Rising Sun" kann man in einer Seemannsschanty Version hören, was die politischen Untertöne sogar noch einmal unterstreicht (Das mit der Musik hab ich mir nicht mal ausgedacht).

Zu Recht ein Teil der Erotik Classics Collection von WVG, kommt auch dieser Film mit einem kleinen Begleitheftchen, das die eine oder andere Unklarheit beseitigen kann und als Bonus gibt es noch einen Trailer zu einem weiteren Arthouse Klassiker und zwar zu “Rasputin - Orgien am Zarenhof”.

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