Donnerstag, 22. Dezember 2011

Straßen des Glücks (Wii)

Straßen des Glücks (Wii)

Ganz ohne Erwähnung seiner Stars im Titel kommt diese Neuauflage des in Japan beliebten Itadaki Street daher. Bis zu vier Spieler können sich Charaktere aus Super Mario und Dragon Quest auswählen und mit diesen auf Karten in den beiden Universen spielen. Hier gilt es als erstes durch Immobilien- und Aktienhandel eine vorher festgelegte Summe zu erwirtschaften. Ob man sich hier auch verkalkulieren kann und trotzdem doppelt und dreifach entlohnt wird?

Das Spiel ist letztlich eine Art Monopoly. Itadaki Street ist wohl 1991 für den Famicom erschienen und hat das Spiel mit dem Mann mit Zylinder und Monokel um den Aktienhandel erweitert. Wobei dieser nur bei den Standardregeln eine Rolle spielt. Man kann sowohl im Einzelspieler- als auch im Mehrspielermodus die Art der Regeln wählen. Die einfachen Regeln eignen sich hervorragend, um sich dem Spiel zu nähern bzw. eben für jüngere Semester. Mit den einfachen Regeln wird das Spiel auf das Nötigste reduziert – der Aktienhandel fällt somit weg.
Jeder Spieler startet mit dem gleichen Startkapital. Die Reihenfolge wird entweder vorher festgelegt oder durch einen Zufallsgenerator ermittelt. Zu Beginn stürzt man sich logischerweise auf die Immobilien und kauft ein, was das Zeug hält. Um schnell wieder an Geld zu kommen, sollte man die vier Farben, die auf den Karten verteilt sind, einsammeln und zur Bank bringen. So steigt man eine Stufe auf und erhält eine Provision, die je nach Stufe größer ausfällt. Je nach Karte gibt es entweder Gebäude, die nach Art und Lage unterschiedlich viel Kosten und bei „gegnerischem Befall“ Miete einbringen, oder frei bebaubare Felder, denen man seinen Stempel aufdrücken kann. Die Immobilien sind in verschiedene Bezirke unterteilt, in die man durch Aktien investieren und hierüber auch die Ausbaufähigkeit der Gebäude beeinflussen kann. Durch klugen Aktienhandel kann man somit den Wert seiner eigenen Immobilien steigern und den Gegnern finanziellen Schaden verursachen. Dadurch erhält das Spiel schon eine sehr interessante Dynamik, die es weitaus aufregender macht als es eine schnöde Monopoly-Videospielumsetzung wahrscheinlich wäre.
Die Dynamik wird ebenfalls durch sogenannte Fortuna-Karten und den Rummel erhöht. Die Fortuna-Karten sind Ereigniskarten, die einem eine schnieke Dividendenauszahlung bescheren, aber auch zur Zwangsversteigerung zwingen oder alle Spieler wild auf der Karte herumteleportieren können. Der Rummel ist ein besonderes Feld, über das Minispiele eingeleitet werden. Wobei „Minispiele“ fasst schon eine Ehrung wäre, für das, was hier geboten wird. Meist läuft es darauf hinaus, dass man sich nur eine Kiste aussuchen soll, einen Dartpfeil per Knopfdruck werfen oder wie beim „Schlürfodrom“ auf einen Schleim setzen muss, der dann eine Art Pferderennen absolviert. Beim Rummel wurde eine großartige Gelegenheit, dass Spiel noch etwas abwechslungsreicher zu gestalten konsequent verschenkt. Schade, eigentlich. Dennoch macht das Spiel auch so Spaß und gerade, wenn die Mitspieler direkt neben einem Sitzen kommt schon fast Brettspielatmosphäre – allerdings mit höherem Stromverbrauch.


Der Einzelspielermodus bietet dem Spieler vier Möglichkeiten: ein Tutorial, die Tour, den freien Modus und die Onlinefunktion. Das Tutorial ist ganz nett, wobei es durch die einfachen Regeln fast schon obsolet ist. Die Tour führt den Spieler durch alle 18 Spielkarten, wobei zuerst nur 12 davon spielbar sind. Die anderen müssen sukzessive frei gespielt werden. Bei der Tour werden dem Spieler bei jeder Karte neue Ziele gesetzt. So muss er z.B. auf bestimmten Karten erstmal nur Vierter oder Dritter werden, um erfolgreich weiterzukommen. Nach jedem Spiel wird aufgezeigt, was für Trophäen man gesammelt hat, was wohl hauptsächlich der Selbstbeweihräucherung dient. Allerdings verdient man je nach Spielart auch Credits, mit denen man ein wenig Nippes kaufen kann. Man kann nämlich - abgesehen von den Super Mario- und Dragon Quest-Charakteren – auch die auf der Wii vorhandenen Miis spielen und durch erkaufte Kleidung, Accessoires oder Gesten noch persönlicher gestalten. Ebenso spielt man nach vor nach weitere Charaktere frei. Das hört sich ja alles recht motivierend an. Spielt man jedoch die einzelnen Karten, vergeht einem schnell die Lust zu daddeln – so ganz allein...auf'm Sofa...im Dunkeln. Die Tour ist leider aufgrund der Begrenzung auf einen Spieler wirklich fad.
Noch ein bisschen weniger Spaß macht dazu noch das freie Spiel, da man einfach noch weniger Motivation bekommt, das Spiel zu spielen. Wahrscheinlich sieht's bei der Onlinefunktion angenehmer aus, die diesmal auch wirklich ein Online-Mehrspielermodus ist, da man sich halbwegs sicher sein kann, dass man nicht mit einem NPC spielt. Aber auch hier ist es nur mäßig begeisternd, dass man beim Daddeln keinen Mitspieler vor Ort einbeziehen kann. Testen konnte ich das leider nicht so recht, da ein paar Tage vor Release irgendwie kein Spiel zustande kommen wollte. Ich werde später nochmal einen Kommentar nachreichen.

Der Mehrspielermodus ist auf Spiele mit einfachen Regeln und den Standardregeln beschränkt. Es gibt keine Onlinefunktion und die Spieler erhalten keine Trophäen oder Credits. Das bedeutet, dass man über den Mehrspielermodus keine weiteren Karten oder Charaktere freispielen kann, was wirklich ein großer Dämpfer ist, wenn man bedenkt, dass das Spiel im Einzelspieler nicht begeistern kann. Nichtsdestotrotz punktet das Spiel im Mehrspieler durch die gute Spielmechanik. Sitzt man zu viert vor der Wii konzentriert man sich zwar auf das Spiel, aber gleichzeitig wird auch die Kommunikation in der Gruppe angeregt – so wie ein gutes Brettspiel eben funktionieren sollte.


Die Steuerung ist eigentlich der Wii unwürdig. Hält man die Wiimote in der Senkrechten bedarf es dem digitalen Steuerkreuz, A und B und in der Waagrechten das Steuerkreuz, [1] und [2]. Die Bewegungssensoren können beim Würfeln durch einfaches Schütteln genutzt werden. Das kann man aber auch lassen und einfach A oder [2] drücken. Diese Steuerung wird auch in den Minispielen durchgezogen, so sie denn überhaupt „so viel“ Interaktion verlangen.


Die Grafik ist...naja...zweckmäßig. Die Kartenhintergründe sind eigentlich ganz schön in Szene gesetzt und auch die Charaktermodelle sind ausreichend detailreich. Man erkennt also schon ganz gut, wer da dargestellt wird. Die Gebäude verkommen gerade in den niedrigeren Ausbaustufen eher zu kleinen unansehnlichen Klumpen. Ebenso sehen die Minispiele, die mit Super Mario zu tun haben, mehr nach Flash-Mario-Klonen aus als nach einem offiziell lizensiertem Produkt. Generell geht es aber schon in Ordnung und das sollte einem auch bei einem derartigen Spiel schon klar sein, dass die Wii nicht an ihr Äußerstes getrieben wird.

Straßen des Glücks hat El Tofu und mich gleich nach dem Einlegen der Disc überrascht. Das Spiel hat zwar einen schwachen Einzelspielermodus, aber kann mit dem Mehrspieler einiges wieder gut machen. Ich bin wirklich kein Freund von Brettspielen auf Konsole bzw. PC – ich hatte mal ein traumatisches Erlebnis mit Star Wars Monopoly für den PC – aber das hier ist ein Spiel, dass ich auch öfter mal spielen werde. Außerdem können jüngere Menschen beim Spielen erleben, wie asozial Kapitalismus machen kann.

7 von 10 schlürfend schleimende Entenaffen