Toy Trains (2011) [S.A.D.]
Nein keine Angst. Ich bin jetzt nicht auch noch unter die Modelleisenbahner gegangen und schreibe jetzt Reviews über Miniaturbahnen. Nein, Toy Trains so werden die indischen Schmalspurbahnen der Linien Kalka Shimla, Kangra Valley und Matheran Hill genannt. Einst von den britischen Besatzungsmächten erbaut um der Hitze in den indischen Tälern zu entkommen, schlängeln sich diese Züge langsam die Gebirge hoch. Keine anderen Bahnlinien überwinden auf so wenig Raum so viele Höhenmeter.
Diesen Sommer saß ich bei meinen Großeltern und schaltete gelangweilt zwischen Formel 1 Rennen und Küchengerät Dauerwerbung hin und her. Beides nur mäßig spannend, auch wenn ich der Geschwindigkeit dieser Gemüsehobel einiges abgewinnen kann, wie die immer die Gurken wegschnibbeln… aber ich schweife ab. Irgendwann machte ich dann doch bei Arte halt da die dort laufende Doku ganz amüsant erschien. Als das Programm dann beendet war dachte ich mir noch: „Wenn diese Doku mal auf DVD erscheint, dann könnte man die eigentlich noch mal sehen“ und zack: Toy Trains ist jetzt sogar als DVD, Blu-ray Kombi bei S.A.D. erschienen.
Jede der drei Episoden, mit einer Gesamtspielzeit von 130 Minuten, ist einer der drei Lienen gewidmet. Die Episode deckt die gesamte Fahrt ab und zwischendurch wird immer wieder halt gemacht um Land und Leute besser kennen zu lernen. Dabei hat aber jede Folge einen eigenen Schwerpunkt. Kalka Shimla widmet sich ganz der Geschichte und den technischen Aspekten der Bahn, dabei werden auch Zugführer und Techniker interviewed. Kangra Valley stellt die Natur in den Vordergrund. Die Kolonialmächte haben nämlich darauf geachtet die Strecke möglichst naturfreundlich ins Gebirge zu bauen und zudem wurde noch darauf geachtet das man ständig einen Blick auf das wunderschöne Tal hat. Zu letzt ist da noch die Episode über die Matheran Hill Linie, bei der einer der Zugführer im Mittelpunkt steht, der durch die Episode führt. Das bietet sich auch an da neben autarken Dörfern, Großstädten auch Hinduistischen und Buddhistischen Tempel besucht werden. Neben seiner Arbeit bastelt der Fahrer nämlich auch mit einigen Freunden an einer riesigen Ganesha Statue, die er in eine Steilwand meißelt.
Alle drei Folgen schaffen es gut zwischen der Bahnfahrt und dem alltäglichen Leben neben den Gleisen hin und her zu wechseln. Dabei werden viele tolle Bilder gezeigt und man lernt viel über das einfache normale Leben, das die meisten Inder weit ab von den riesigen dreckigen und chaotischen Molochen leben die man sonst so aus dem Fernsehen kennt. Das ist meist sehr interessant und lehrreich, auch wenn es vielleicht ein bis zwei Tempel weniger auch getan hätten.
Die DVD, beziehungsweise die Blu-ray, je nachdem was ihr eurem Abspielgerät füttert, bietet neben der Dokumentation in SD oder HD eine Photostrecke, einen sehr interessanten Audiokommentar vom Autoren Peter Weinert und dem Kameramann Jürgen Volz, in dem sie unter anderem davon erzählen wie schwierig es teilweise war die Dreherlaubnis zu bekommen. Besonders toll fand ich die Information das es mittlerweile verboten ist die Behörden zu bestechen. Man könnte aber Speed Money geben dann würde das mit der Erlaubnis schneller gehen. Zuletzt ist da noch ein Interview mit Peter Weinert, das die Entstehung noch ein weiteres mal genauer erläutert.
Toy Trains ist wohl ein muss für Eisenbahn Fans, aber auch ich als jemand der nicht gerade beigeistert von Zügen und dem Zug fahren ist, fand die starken Bilder über den ländlichen indischen Alltag äußerst spannend. Zudem sind die Audiokommentare wirklich interessant, da durch sie ein viel umgreifenderes Bild dieser Dokumentation entsteht.
8 von 10 Samosas