MindNapping - 6 - Dopamin (Audionarchie)
Susan (Simona Pahl) flieht mit einem ihr wildfremden Mann aus ihrer völlig normalen Ehe. Immer wieder lässt sie sich auf wildere und zügellosere Eskapaden mit ihm ein. Doch schon nach einigen der Abenteuer verstirbt ihre Affäre bei einem Motorrad Unfall. Als ein weiterer Bettgefährte beginnt sie zu erpressen und alles droht aufzufliegen, sucht sie sich Hilfe bei ihrem Anwalt, ihrem Arzt und einem Mann Gottes.
Sex in Hörspielen ist ja so eine Sache, meist wird’s bei dem Thema nämlich höchst peinlich, nicht weil ich prüde wär oder sonst was in der Richtung, aber die Art wie damit oft umgegangen wird verführt mich meist zum Fremdschämen. Entweder es bleibt auf einem schrecklichen infantilen Level wie z.B. bei Faith (Hihi, er hat Möpse gesagt) oder die Handlung dreht sich beschämt weg vom Geschehen. Am schlimmsten finde ich aber die Variante Teenager Girly trifft auf Hausmutti Fantasie, wobei dann Zoten herauskommen wie: „Voller glühender Lust vergrub er sich in ihrer Scham und verlor sich bis zum Morgengrauen in ihr.“ Schrecklich, aber wohl ein muss wenn man Vampir/Fantasy/Liebesgeschichten schreibt. Daher war die Angst auch bei Dopamin kurz da, aber im Grunde war ich mir auch sicher das Marco Göllner sich da schon Mühe gegeben hat. Er schafft es gut eine ziemlich harte Ausdrucksweise zu gebrauchen, aber ohne dabei zu derb oder gar pornographisch zu wirken. Die eigentliche Handlung ist dann aber doch klar als MindNapping zu erkennen. Thriller ist vorhanden, genauso wie Psychosen, Intrigen und ein dicker Twist am Ende. Vorhersehbar ist das Ende zwar nicht unbedingt auch wenn ich es teilweise geahnt habe, aber zu behaupten man hat alles vorher gewusst ist wohl Schwachsinn. Ich habe auch letztens gelesen das Hörer befürchten das die Twists ein wenig zur Gewohnheit werden und man so auf alles vorbereitet ist, für mich sind die Wendungen aber schon längst nicht mehr weg denkbar und genau weil ich weiß das am Ende alles doch anders kommt, passt man viel mehr auf und grübelt was hinter jedem Detail steckt, was die Hörspiele für mich um einiges interessanter macht als „normale“ Thriller.
Bei den Sprechern bin ich vollauf begeistert. Konrad Halver, Klaus Dittmann, Sascha Rotermund und Simona Pahl, alles großartige Sprecher, die hier mal wieder gute Arbeit abgelegt haben. Da gibt es auch mal nichts auszusetzen. Musikalisch hält man sich zurück, dafür ist im Hintergrund meist ein unangenehmes Wabern zu hören, das den unangenehmen Grundtenor der Folge stark unterstützt. Ansonsten werden auch die Geräusche nur sehr zurückhaltend und dezent eingesetzt.
Dopamin hat mir nicht ganz so gut wie Folge 4 gefallen, was natürlich noch lange nicht bedeutet das es sich hierbei um kein großartiges Hörspiel handelt. Freunde von clever geschriebenen Hörspielen und von Thrillern sowieso sollten weiterhin ohne lang zu fragen zugreifen. Es lohnt sich!
8,5 von 10 kreise ziehende Geier