Dienstag, 20. Dezember 2011

Mein fahler Freund (Klett-Cotta)

Mein fahler Freund (Klett-Cotta)

R. ist ein Zombie der mit einer ganzen Menge anderer Untoter in einem verlassenen Flughafen lebt. An sein Leben vor der Veränderung, vor den niemand weiß wodurch sie zustande kam, hat er keinerlei Erinnerungen. Nur das sein Name vermutlich mit einem R begonnen hat, hat er im Gefühl. Wobei Gefühl auch so eine Sache ist, denn eigentlich fühlt er gar nichts mehr. Er kann weder riechen noch schmecken und auch Empfindungen hat er keine. Sein Körper ist einfach tot, nur dann und wann verspürt er eine Leere in sich die ihm bedeutet das es wieder mal Zeit ist sich auf den langen Weg in die Stadt zu machen um auf die Jagd zu gehen. Dazu trommelt er gemeinsam mit seinem Freund M. eine Gruppe Zombies zusammen und dann gehen sie gemeinsam los um ein paar Menschen zu essen.

Lieber wäre es ihm wenn er sich von etwas anderem ernähren könnte, aber außer frischem, blutigen Menschenfleisch schafft es nichts die Leere in ihm zu füllen. Am begehrtesten sind Gehirne, denn diese enthalten Erinnerungen die während des Essens wie ein Film vor dem inneren Auge ablaufen. Es sind zwar keine Bilder der eigenen Vergangenheit dabei, aber dies ist der einzige Moment in dem Emotionen in ihnen aufflackern. Eines Tages während R. gerade einem jungen Mann das Hirn raus reißt um es zu essen, trifft er auf ein Mädchen. Sie ist die Freundin von Perry, dessen Hirn sich sowohl in seiner Hand als auch in seinem Magen befindet, und R. verliebt sich sofort in sie. Er schafft es sie vor den anderen Untoten zu retten und sie unbemerkt mit nach Hause zu nehmen. Und mit dieser Begegnung beginnt eine ganz neue Zeit.

Mein fahler Freund von Isaac Marion hat mich sehr neugierig gemacht. Da ich erst befürchtet habe es sei eine Art Twighlight Geschichte mit Zombies hat es etwas gedauert bis ich mich für das Buch entschieden habe. Doch dann wollte ich es einfach zu gerne lesen und ich wurde positiv überrascht. Es ist nicht wie man vermuten könnte eine Liebesschnulze und noch dazu wird die Story anders als erwartet aus der Sicht des Zombies erzählt was ich sehr spannend finde. Bisher habe ich immer nur Geschichten aus der Sicht der Überlebenden gelesen oder gesehen und freue mich nun mal die andere Seite zu erleben. Und anders als man vielleicht denken würde hat unser Hauptdarsteller durchaus interessante Gedanken in denen es um weit mehr geht als um Fleisch. Er möchte wieder Gefühle haben und Ziele. Und durch seine Begegnung mit Julie wird eine Lawine losgetreteten durch die plötzlich wieder ein Hauch von Leben in seine rotten Knochen kommt. 
Es werden sowohl die Seite der Zombies als auch die der Überlebenden sehr detailliert beschrieben. Wir erfahren wie beide Gruppen leben und überleben und auch ihre politische Situation wird beleuchtet was ich persönlich großartig finde.
Isaac Marion schreibt in 3 Kapiteln einen großartigen Roman, der genau den richtigen Ton trifft. Nicht aufgesetzt und sehr unaufgeregt. Alle Kapitel beginnen mit einer Zeichnung, wie man sie auch in Biologiebüchern findet, eines Körperteils. Ich werde mal den Buchtrailer von Klett-Cotta einfügen, da man die Bilder dort sehr schön sehen kann. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und kann es Zombiefans guten Gewissens ans Herz legen.

7,3 von 10 verschimmelte Espressotassen