Nate und der Colonel (2003) [Schröder Media]
Wir befinden uns in den letzten Tagen des amerikanischen Bürgerkriegs und die Truppen der Südstaatler stehen kurz vor der Kapitulation. Als letzte Tat stiehlt der Südstaaten Colonel Ben Loftin (Paul Winters) den Soldaten aus dem Norden eine ganze Fuhre Gold. Als er allerdings damit zu Hause ankommt, erfährt er von seinem mittlerweile freien Sklaven Nate (Ricco Ross), dass der Nordstaaten Major J.T. Haskell (Carlos Milano) auf der Suche nach seinem Gold auf der Farm des Colonels aufgeschlagen ist und dessen Frau und Sohn tötete. Somit geht der Krieg für Loftin weiter, zumindest bis er seine Familie gerächt hat. Begleitet wird er von Nate, der als freier Mann nicht weiß wo er hin soll und deshalb seinen ehemaligen Herren begleitet. Da der Major allerdings an die Westgrenze beordert wurde um Krieg gegen die Ureinwohner zu führen wird ihre Reise weit und beschwerlich werden.
Auf ihrem Weg in den Westen treffen sie auf den verletzten Ureinwohner Standing Elk (Al Harrington), dem sie kurzerhand das Leben retten. Was für sie gutes Karma bedeutet, denn einige Tage später werden sie von ein paar Kriegern eines Stammes gefangengenommen und sollen skalpiert werden, doch im letzten Moment entdecken sie ihren alten Bekannten unter den Stammesmännern. So kommt es, dass sie aus Dankbarkeit in den Stamm aufgenommen werden. Allerdings ist ihre Rache immer noch fern und der Colonel beginnt zu trinken und zieht einige seiner Mitmenschen mit in die Alkoholsucht. Damit könnte er schon sehr bald dafür sorgen, dass er und Nate bald aus dem Stamm geworfen werden, wenn sie sich nicht bald als wertvolles Mitglieder beweisen können.
Paul Winters verdingt sich hier als Regisseur, Autor, Hauptdarsteller und Editor. So was geht ja gerne mal schief und zudem hat er sicht hier ein nicht unbedingt einfaches Thema vorgenommen, dass er auch noch mit einem relativ geringen Budget umsetzen wollte. Das Ergebnis hat zwar seine Macken, ist im Großen und Ganzen aber sympathisch und eigentlich ganz gut geraten. Als Grundlage dient hier der Sezessionskrieg, der auf eine überraschend klischeefreie Weise dargestellt wird. Gerade das die Hauptfiguren ein Südstaaten Colonel und sein ehemaliger Sklave sind, ist eine spannende herangehensweise. Dabei wird nämlich nicht der Schrecken relativiert, der die Sklaverei war, sondern man geht darauf ein, das viele Sklaven nach ihrer Befreiung bei ihren Herren geblieben sind. Zumindest die Haussklaven die vergleichsweise gut behandelt wurden und oftmals Teil der Familien wurden.
Nate ist hier auch ganz klar der interessanteste und vielschichtigste Charakter und gleichzeitig Zweifellos der größte Sympathieträger des Films. Ricco Ross (Octopus) hängt sich richtig rein, aber auch Paul Winters als der Colonel ist sehr gut. Genauso gut geschrieben, wie auch dargestellt sind die vielen Charaktere die den Ureinwohnern zu zuordnen sind. Hierbei bleiben dumme Klischees aus und innerhalb der ersten Hälfte reden sie auch wirklich nur in irrerer Stammessprache, bis Nate und der Colonel ihre Sprache gelernt haben.
Neben Ross, gehört die Kameraarbeit zu den Höhepunkten. Fast alle Außenszenen sind sehr schön gefilmt und holen das bestmöglichste aus der unberührten amerikanischen Natur heraus. Man kann es eigentlich gar nicht glauben, dass es eine solch schöne Natur nur einige Kilometer von Los Angeles entfernt gibt, wo der Film gedreht wurde. Die musikalische Untermalung ist gerne mal etwas melodramatisch fängt sich im richtigen Zeitpunkt aber wieder. Der größte Kritikpunkt wäre der böse Major. Neben diesem Film hat Carlos Milano nämlich bisher eigentlich nur an Softpornos mitgewirkt, darunter eine ganze Reihe von Emmanuelle Streifen. Er ist auch eher für so was geeignet, als für eine solch wichtige Rolle. Während sich aber alle anderen Darsteller Bärte und wenn nötig auch lange Haare haben wachsen lassen, ist er immer frisch rasiert, dafür aber mit einem unheimlich schlechten, falschen Bart ausgestattet worden. Sieht total albern aus und ich dachte anfangs noch ein wenig verwirrt, der Twist am Ende wäre, dass der Major eine Frau wäre. Da würde wenigstens erklären warum wir uns mit diesem albernen Bart rumärgern müssen. Fällt bei der restlichen, zwar sehr einfachen, aber glaubhaften Ausstattung sehr albern aus. Zudem muss aber auch noch gesagt werden, dass der Film zwar in seinen ruhigen Momenten wunderhübsch aussieht, aber sobald etwas Tempo und vor allem wenn Action aufkommt wechselt der Look ins stark amateurhafte.
Ein Interessanter und meist gekonnt umgesetzter Film. Für eine Empfehlung fehlt da aber noch ein wenig, die Richtung ist aber richtig und das Drehbuch erzählt keine gewöhnliche Western Handlung. Genrefans sollten sich den Film daher nicht entgehen lassen.
Die DVD hat eine gute Qualität, störend ist nur, dass die englischen Untertitel bei den Ureinwohnern nicht abgestellt werden können. Ansonsten ist aber alles okay, die deutsche Synchro dürfte noch besser sein, reicht aber auch so völlig aus und es gibt sogar mal Bonusmaterial. Da wäre ein kleiner und vom Bild her leider recht räudiger Blick hinter die Kulissen. Wertiger ist da schon der Audikommentar mit Paul Winter und dem Produzenten. Ihr dürft auch noch euer Cover wenden und Trailer zu
“Spezialeinheit Ostfront”, “Das Chaos”, “Der Bomber”, “The Hunt” und zu “Nate und der Colonel” selbst dürft ihr euch auch anschauen.
6,3 von 10 Hände im Gesicht