Marlon Brando/Karl Malden - Noch hänge ich Nicht (1961) [M.I.G.]
Rio (Marlon Brando) und Longworth (Karl Malden) waren einst Banditen die von der mexikanischen Polizei gefesselt wurden. Eigentlich sollte Longworth sich von dannen schleichen um frische Pferde ranzuholen. Doch er ließ Rio im Stich und kam nie zurück. Fünf Jahre später ist Rio wieder aus dem Knast raus und schließt sich einer neuen Truppe an. Währendessen ist Longworth zum ehrlichen Mann mit einem dunklen Geheimnis geworden. Sein Geld verdient er mittlerweile als Sheriff von Monterey. Als Rio auch in die Stadt kommt verführt er Longworths Stieftochter Louisa (Pina Pellicer) und gerät alsbald mit dem Gesetz in Konflikt. Deshalb und aus persönlichen Gründen will Longworth seinen alten Kumpanen hinrichten lassen, doch Louisa trägt sein Kind unter dem Herzen.
Noch hänge ich nicht, besser bekannt als “Der Besessene” oder auch “One-Eyed Jack” ist sicherlich ein Meilenstein des amerikanischen Westernkinos und bis Heute von vielen in den Himmel gelobt. Realistisch betrachtet sind die Probleme des Films mannigfaltig aber nicht erschlagend. So kann dieser Western Epos auch heute noch unterhalten, solange man vielleicht nicht unbedingt das große Meisterwerk erwartet, das viele darin sehen wollen. Eigentlich sollte kein geringerer als Stanley Kubrick (Fear and Desire) im Regiestuhl sitzen. So kam es leider nie und Marlon Brando (D.N.A. - Experiment des Wahnsinns) wurde nicht nur der Hauptdarsteller, sondern auch der Regisseur. Das Ergebnis seiner Arbeit wurde ein Western Drama mit einer Spielzeit von beinahe fünf Stunden. Was man zu sehen bekam war nur eine knapp zweieinhalbstündige Schnittfassung die Paramount in die Kinos brachte. Bis heute ist die komplette Version nirgendwo aufgetaucht und ist wohl vollkommen verschollen. So werden wir wahrscheinlich niemals sehen können wie Brandos Vision eigentlich aussah.
Natürlich machen einige Punkte der Story allzu viel Sinn wenn man einfach über die Hälfte des Films weg schneidet. Andere Dinge werden angedeutet, aber nie zu Ende geführt oder es gibt kein Pay-Off für angefangene Sachen. Trotzdem muss man vermutlich sagen, dass es gar nicht unbedingt verkehrt war den Film immens zu kürzen, denn auch diese Version hat teilweise schlimmste Tempoprobleme. Am schlimmsten wird es wenn Brandos narzisstische Veranlagung durchscheint. Zu gerne ließ er sich ausführlich filmen und so manches mal bestehen Shots einfach nur daraus zu zeigen was Brando für ein schmucker Kerl war. Außerdem waren da noch einige Szenen die erheblich kürzer sein könnten ohne dass der Film an irgendetwas verlieren würde.
Die Liebesgeschichte und der Rache Plot haben ihre Hochs und Tiefs. Einiges wirkt nicht ganz glaubhaft. Brando selbst hat mit den romantischen Parts ganz klar seine Probleme und auch wenn er den harten Cowboy raushängen lassen soll wirkt er eher wie eine Parodie eines klassischen Westernschurkens. Trotzdem ist er natürlich ein äußerst charismatischer und fitter Darsteller der den Film über weite Strecken auch allein durch seine gute Performance tragen kann. Auch wenn er öfter mal in einem anderen Film als die übrigen Darsteller zu sein scheint. Sehr gut gefiel mir dafür, die leider viel zu früh gestorbene Pina Pellicer. Was sie für die dramatischen Szenen ist, sind Karl Malden, Ben Johnson (Monster im Nacht-Express) und Slim Pickens (Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben) für die Schießereien. Die drei sind wirklich höchst charismatisch und geben sehr gute Western Schurken, beziehungsweise Zweifelhafte Charaktere ab. Denn abgesehen von Louisa und ihrer Mutter, gespielt von Katy Jurado sind eigentlich alle Charaktere sehr zwiespältig zu betrachten. Eine reine Weste hat da niemand.
Da sind wir bei einem anderen Problem. Alle wissen was Longworth einst gemacht hat und trotzdem wurde er zum Sheriff gewählt. Als wenn es nicht schon merkwürdig genug wäre, dass man einen flüchtigen Bankräuber zum Sheriff macht, heißt er mit Vornamen auch noch Dad. Also jemanden den ich mit Dad ansprechen soll würde ich noch weniger trauen. Auch ansonsten hält der Film noch ein paar Ungereimtheiten Parat aber mir hat es insgesamt ziemlich gut gefallen. Ich verstehe warum viele gerade diesen Western so gerne mögen, auch wenn er auf mich nicht unbedingt die selbe Wirkung hat. Gerade als Brando Fan wird man hier dran seine Freude haben und schlecht ist der Besessene auf keinen Fall. Trotzdem habe ich mich ein wenig gelangweilt denn es gibt einfach zu viele Szenen die mitunter sehr langweilig geworden sind. Sollte man mal gesehen haben wenn man auf Western steht.
Ihr findet den Film mit einem etwas körnigem Bild, einer guten Synchro, aber leicht verauschten Ton unter anderem auch in der “Outlaw Justice Collection“. Darin befinden sich außer diesem hier, noch diese fünf weiteren Streifen: ”Errol Flynn - Land der Verfluchten”, “Burt Lancaster - Das Tal der Rache”, “Kirk Douglas - Für eine handvoll Geld”, “Bill Elliott - Blutrache in Montana” und “John Wayne - High Wolf”. Ein Wendecover ist vorhanden, im Gegensatz zum O-Ton, den ihr auch denken dürft.
6,3 von 10 Säuseleien am Strand