Monster on the Hill (Top Shelf Productions)
Billingwood im England des 19. Jahrhunderts ist ein schöner kleiner Ort. Viele Menschen aus anderen Orten besuchen das Städtchen. Grund dafür ist Tentaculor, ein schreckliches Monster, das die Stadt immer wieder heimsucht. Zwar ist dieses Tentakelwesen zwar angst einflößend, aber im Grunde sind doch alle Fans von ihm. Wie alle englischen Monster von damals ist nämlich auch Tentaculor eigentlich ein lieber Geselle, der die Einwohner vor den Murks beschützt solange sie panisch vor ihm davonlaufen und ihm immer wieder mal Opfergaben in Form leckerer Speisen darbieten. Im Dörfchen Stoker läuft es allerdings ganz anders. Deren Monster Rayburn ist nämlich kein gutes Monster und kommt so gut wie gar nicht mehr aus seiner Höhle heraus.
Um ihn zu einem besseren Monster zu machen, haben die Städteväter beschlossen den erfolglosen Dr. Charles Wilkie damit zu beauftragen Rayburn zu trainieren. Begleitet wird er von einem kleinen, obdachlosen Waisen, dem Zeitungsjungen Tim. Zu dritt besuchen sie Tenraculor im Nachbarort, der Rayburn beibringt wie ein echtes Monster sich zu verhalten hat. Allerdings hat er dabei nicht bedacht, dass in seiner Abwesenheit der Murk mit seiner Heimat machen kann was er will. Er muss also schnellstens lernen zu kämpfen und heimkehren!
Das Cover sah so süß aus. Musste ich lesen. Hatte eigentlich mit einem recht simplen Kindercomic gerechnet, was es dann auch irgendwie war. Doch diese beinahe 190-seitige Graphic Novel des Cartoonisten Rob Harrell hat bei näherem hinsehen noch mehr zu bieten. Einerseits ist es eine simple Geschichte über ein Monster, das lernen muss seinen Job zu machen und dabei einige Abenteuer meistert. Andererseits ist “Monster on the Hill” ist gleichzeitig aber auch eine gefühlvolle Annäherung an das Thema Depression. Rayburn ist nämlich vollkommen am Ende und hat seinen Lebensmut verloren. Der Dr. und Tim werden aber bald zu guten Freunden, sie überreden ihn dazu Kontakt zu einem alten Freund aufzufrischen, er wird körperlich wieder fitter, beginnt wieder Spaß zu haben und fühlt sich letztlich wieder wie ein wichtiges Mitglied der Gesellschaft, was sein Selbstbewusstsein auf Vordermann bringt.
Für eine so simple, süße Kindergeschichte wird das Thema jedenfalls sehr interessant und bedacht angegangen. Sehr gelungen ist dabei die Balance zwischen feinfühligen Drama und leichtfüßigen Abenteuer. Richtig toll wird die Angelegenheit dann durch den sehr lockeren und kindgerechten Humor. Allerdings sollte man an dieser Stelle keine Probleme mit dem Stilbruch haben, denn die Witze passen nur selten in die angepeilte Periode und Rayburn verhält sich sehr stark wie ein heutiger Teenager und isst gerne Hot Pockets. Von den teilweise vielleicht etwas zu modernen Anspielungen gibt es aber absolut nichts an der Handlung zu meckern. Von Beginn an mitreißend und sehr komisch. Außerdem noch total schön und aufheiternd.
Optisch ist das Teil recht einfach, aber immer super drollig. Die Menschen sehen simpel aus, dafür aber ganz sympathisch. Viel aufregender sind das schon die Monsterdesigns und die Welt des Comics. Sieht beides richtig toll aus. Vor allem Rayburns Körpersprache birgt schon für sich alleine sehr viel Komik. Als sehr grün und lebendig, lässt sich die Welt dieser Geschichte beschreiben, dabei fehlt es nie an Details und ausgefallenen Ideen bei der englischen Flora. Höhepunkt ist dabei nicht nur der Psychobaum, sondern noch viel mehr ein besonderer Pilz. Da es sich mehr um einen Comic für junge Leser handelt, sind die einzelnen Seiten eher eingängig angelegt. Es gibt sehr viele Splashpages und nur selten mehr als 2-3 Panel pro Seite. Die Kolorierung ist sehr freundlich, abgesehen von den Seiten in denen auch der Murk zu sehen ist. Diese sind sehr dunkel geworden und sind voll mit atmosphärischen Schattierungen und Schraffuren. Auch bei der optischen Komponente gibt es also nichts wirklich auszusetzen.
Ein wunderbarer und unheimlich schöner Comic für alle Altersklassen. Ich würde es sofort jedem empfehlen, was ich hiermit auch tue und Kinder werden auch ihre helle Freude an dem süßen Monster haben.
8,7 von 10 Kaugummis im Haar