Daddy (Splitter)
Jesus wurde erneut auf die Erde zu den Menschen geschickt. Er soll sich ihnen offenbaren um so den Glauben an Gott wieder zu stärken. Jesus selbst will das aber nicht. Er möchte die Menschen nicht wieder anlügen, denn nach dem Leben kommt nichts für das es sich lohnt zu glauben, genauso wenig wird man von Gott gerettet wenn man ihn fürchtet oder ehrt. Die Art wie Gott tötet ist wahllos und nie gerechtfertigt. Keine Hölle und kein Paradies existieren und Gott selbst ist Niemand geringeres als der Satan. Da Jesus dieses Spiel nicht mehr mitmachen will, hat Gott ihm nun die Sicht genommen und ihm einen bösen Begleiter an die Seite gestellt. Gemeinsam reisen sie durch die Welt ständig auf der Suche nach mehr Drogen um den Schmerz zu lindern. Wenn er die Möglichkeit dazu bekommt heilt Jesus auch mal schwerkranke Kinder. Doch das letzte Wort zwischen Jesus und der Kirche ist noch lange nicht gesprochen.
Matthias Schultheiss ist sicherlich einer der wichtigsten deutschen Comickünstler. Zuerst hatte ich Kontakt dadurch das meine Mutter mir ihre Ausgaben des Dreiteilers „Die Haie von Lagos“ gegeben hat. Seitdem lese ich eigentlich alles was ich von ihm in die Finger bekomme. Da passt es natürlich gut das Splitter grad sein neuestes Werk Daddy herausgebracht hat. Schauen wir also mal.
In Daddy kehrt Jesus zurück zur Erde, doch er ist nicht mehr so wie man ihn aus den Erzählungen kennt. Er ist fett, schmierig und Heroinabhängig. Sein Blindenhund ist ein kleiner teuflischer Harlekin der sich als Niemand geringeres als Hitler herausstellt. Zusammen besorgen sie Drogen und Jesus versucht einige Kinder zu retten. Nebenher versucht der Adi immer wieder halbherzig Jesus davon zu überzeugen das sie dringend die Weltherrschaft an sich reißen sollten.
Die Darstellung von Jesus ist total abgefahren und respektlos, also sehr gelungen. Manchen wird das vermutlich zu abgedreht sein, auch einige der Dinge die hier passieren werden dem einen oder anderen „zu weit gehen“. Wirklich schockierend oder zu böse ist hier aber nichts. Der Inhalt des Albums ist bitterböse und auch nicht unbedingt leicht, zu weit geht hier aber keiner.
Die Zeichnungen sind cool schön dreckig und oftmals übel hingekrakelt. An den Ecken der Panel findet man immer wieder kleine Kritzeleien von schrecklichen Dingen die Kindern widerfahren. Generell sind es die Kinder um die es Schultheiss hier geht und um die Frage wie ein Gott es zulassen kann das selbst seine Vertreter auf Erden so schlimme Dinge tun. Was mich am Artwork stört ist das es stellenweise ein wenig zu dunkel geraten ist und die Dunkelheit einige der Details verschluckt.
Abschließend bleibt zu sagen das jeder religionskritische und wenig empfindliche Leser seinen Spaß haben wird, auch wenn es sich bei Daddy um keine leichte Kost handelt.
8,5 von 10 Wunderheilungen