The Woman (2011) [Capelight]
Die unberührten Wälder Amerikas beherbergen noch viele wilde Tiere. Wölfe, Bären und andere Tiere können hier noch weites gehend ungestört auf die Jagd gehen. Nicht weit von so einem Wald, in einer Kleinstadt, lebt die Familie Cleek. Angeführt vom Vater Chris (Sean Bridgers), einem erfolgreichen Anwalt, lebt die Familie mit seiner Frau Belle (Angela Bettis) und ihren Kindern Peg (Lauren Ashley Carter), Brian (Zach Rand) und Darlin‘ (Shyla Molhusen) auf einer alten Farm die etwas abgelegen liegt. Um zu entspannen geht Chris in den Wald um dort zu jagen. Eines Tages ist dort aber etwas anders, denn anstatt von Rehen oder Wildscheinen, entdeckt er dort mit seinem Zielfernrohr eine halb nackte Frau (Pollyanna McIntosh). Nun treffen zwei Welten aufeinander, der kontrollbesessene Familienvater und die in der Wildnis aufgewachsene, und nach ihren Instinkten lebende Frau. Nachdem er von seiner Familie den Rübenkeller hat leer räumen lassen, schlägt er die Frau bewusstlos und bindet sie im Keller an. Er will sie erlösen, davon wild zu sein und will sich selbst beweisen das er alles, genauso wie seine Familie, durch Gewalt kontrollieren kann.
Das Jack Ketchum (The Girl Next Door) gute Horrorromane schreibt war mir bewusst. Auch Lucky McKee (The Woods) war mir nicht unbekannt. Aber das neueste Ergebnis der beiden, die zusammen auch den Vorgänger „Beutegier“ erschaffen haben hat mich doch sehr positiv überrascht.
Zu Beginn wird das Bild einer gut funktionierenden Kleinstadtfamilie gezeichnet. Vater, Mutter und die Kinder scheinen harmonisch zusammen zu leben. Doch schon bald merkt man dem Vater an das er keine nette Persönlichkeit ist. Das Schlimme an diesem gewalttätigen Mann ist das er nicht einfach nur ein schlechter Mensch ist, sondern auch noch der Meinung ist das er alles richtig macht. Die Handlung baut sich behutsam auf. Schon nach den ersten Minuten beginnt die Fassade zu bröckeln und man bekommt ständig neue Hinweise darauf wie schlimm es um die Familie wirklich steht. Man könnte kritisieren das alle Enthüllungen ziemlich offensichtlich sind und wirklich eigentlich wusste ich ziemlich schnell was genau in der Familie vorgeht. Dafür ist die Entwicklung plausibel erklärt und die Charaktere bleiben (in ihrer Welt) sehr glaubhaft. Es wird unsere angeblich doch so weit entwickelte Gesellschaft und das amerikanische, christlich geprägte Kleinbürgertum im besonderen, treffend und unterhaltsam parodiert. Dabei bleibt es durchweg auch immer lustig und das obwohl besonders zum Finale hin die Handlung stellenweise nur schwer ertragbar ist und das ohne auch nur einmal übermäßig visuell brutal zu werden.
Die Sets sehen wirklich toll aus und jede Szene lässt sich auf viele Arten interpretieren. Was auch daran liegt wie wundervoll und oft auch schrecklich schön die Szenen arrangiert wurden. Dabei hilft auch der meist entgegen die Stimmung der Szene arbeitende Indie Soundtrack stark mit, der übrigens sogar auf Vinyl erhältlich ist.
Bei den Darstellern fällt Niemand negativ auf, dafür kann vor allem Pollyanna McIntosh (Bats: Blutige Ernte) durch eine unglaublich intensive Darstellung der Frau überzeugen. Aber auch Sean Bridgers, Angela Bettis (May, Toolbox Murders) und ebenfalls ganz groß die sehr junge Shyla Molhusen, könnten völlig überzeugen.
„The Woman“ hat mich wirklich von Anfang an gepackt und mich bis zum Schluss nicht mehr los gelassen. Zu ungewöhnlich, schön und oft auch schmerzend sind die Bilder, zu absurd der Familienvater der in seiner eigenen verqueren Welt zu leben scheint. Einfach ein rund um gelungener Horrorfilm und einer der Topfilme des Genres in den letzten Jahren. Man muss den Damen und Herren von Capelight einen guten Filmgeschmack attestieren.
Die DVD bietet ein klasse Bild und der Ton, sowie die deutsche Synchro sind auch gut. In der Bonus Sektion findet man noch ein Making Of, einen Blick hinter die Kulissen, ein paar entfallene Szenen und den Original Trailer. Darüber hinaus steht noch der Kurzfilm „¡Mi Burro!“ zur Wahl. Ein kleiner Animationsfilm der von Lucky McKee geschrieben wurde und auf den Filmfestivals mit The Woman vorgeführt wurde. In diesem Kurzfilm sehen wir einen kleinen Straßenjungen, der mit einem Esel dumme Touristen ausnimmt, allerdings wurde auch die Leim Mafia auf den Esel aufmerksam… Ein netter Bonus und sehr merkwürdig, hat mir auch gefallen.
9 von 10 Rasenmäherklingen