Shenzhen - A Travelogue from China (Drawn & Quaterly)
Guy Delisle ist bedingt durch seinen Job als Cartoonist mal wieder unterwegs in ein anderes Land, wo er die Zeichner der Zwischenanimationen für die Cartoon Serie Papyrus (kenn davon nur das Game Boy Color Spiel) betreuen soll. Diesmal hat es ihn in die Unterprovinzstadt Shenzhen in Südchina verschlagen. Er berichtet ein wenig über seine Arbeit, aber viel mehr über die Leute die er dort trifft und deren Gewohn- und Eigenheiten.
Seine Reiseberichte haben mittlerweile einen festen Platz in meinem Bücherregal gefunden. Ob Burma, oder Nord Korea er hat immer vieles zu erzählen. Auch sein Besuch in der Sonderwirtschaftszone Shenzhen, die nach Hongkong der freieste Ort der Volksrepublik ist, hat wieder einige interessante Ereignisse hervorgebracht. Mit viel Verstand und Witz beobachtet er das Leben der ihm fremden Menschen. Er lernt damit umzugehen wie sie agieren und stellt sich auch hier die Frage wie die Menschen wohl wirklich über ihr Land denken, denn ihm gegenüber wird natürlich nicht viel Kritik geübt. Schon auf den ersten Seiten merkt man aber das es nicht der spannendste seiner Reiseberichte wird. Er langweilt sich ja selbst die ganze Zeit. Nach der Arbeit gibt es nicht viel zu tun außer ins Gym zu gehen und auch das ist nicht gerade aufregend. Abends geht es dann noch ins Restaurant, wo es endlich zu den ersten lustigen zwischenmenschlichen Begegnungen kommt. Wenn seine Übersetzerin nicht dabei ist verständigt er sich so gut wie möglich mit Zeichensprache was zu einer Konstante zwischen ihm und seinem Lieblingskoch wird. Die Arbeit bringt viel Stress mit sich und abseits davon gibt es zu wenig Ablenkung für ihn. Nur selten bekommt er die Möglichkeit mit seinen Mitarbeitern und anderen Menschen zu interagieren. Das zeigt zum einen gut die Einsamkeit in einem so großen und rasant wachsendem Land wie China ziemlich gut, zum anderen ist es mal interessant zu sehen wie jemand mit der fremden Umgebung nicht klar kommt in der er leben muss, etwas was bei uns ja gerne mal als „die wollen sich doch gar nicht anpassen, doo!“ ausgelegt wird. Vielleicht zeigt das einigen Leuten ja noch das es dabei nicht unbedingt ums wollen geht wenn man sich in einem fremden Land nicht zurecht findet in dem alles, selbst der Umgang miteinander anders ist. Obwohl Menschen die eine engstirnige national geprägte Denkweise haben werden sicher auch keine Comics über kanadische Franzosen in China lesen. Das Problem des Berichts ist eigentlich nur das der Ablauf seines Alltags schnell gleichgeschaltet wird. Arbeiten, essen, Sport, essen, schlafen und alles beginnt wieder von vorne. Andererseits verbildlicht gerade das genau wie ein System wie in China funktioniert. Mission also doch erfüllt.
Der Zeichenstil ist wie für Guy typisch sehr skizzenhaft gestaltet, wird aber wenn es für das Verständnis notwendig ist immer wieder detaillierter.
8 von 10 Popcorn Bomben