Die Gartengallier (Christoph Merian Verlag)
In Wiener Neustadt, der siebtgrößten Stadt Österreichs begehren ein paar ordentliche Bürger auf. Denn in der Nähe einer Kleingartensiedlung soll ein islamisches Zentrum gebaut werden. Nun haben die sechs älteren Gärtner natürlich Angst vor dem „Mega-Islam-Komplex“. Es geht ihnen bei ihrem Protest natürlich nicht darum welcher Religion die neuen Bauherren angehören, sondern nur darum das sie Angst davor haben den „Lärm“ eines Muezzins ertragen zu müssen. Es hat also keine fremdenfeindliche Hintergründe, es geht nur darum die Ordnung aufrecht zu erhalten. Soweit die Aussage der Gallier. Wie die Wirklichkeit aussieht möchte Monika Kalcsics fürs ORF erfragen. Dafür führt sie Interviews mit allen Seiten des Streits.
Dieses Feature zeigt also eine dieser Geschichten. Ordentliche Bürger kämpfen um ihre Freiheit, während böse Ausländer immer Recht bekommen egal was sie tun. Die Wahrheit sieht wie bei den meisten Aussagen die mit den verräterischen Worten „Ich bin ja kein Rassist aber…“ beginnen, anders aus. Der Sachverhalt ist nämlich etwas anders gelagert. Das islamische Zentrum steht nämlich bisher in der Innenstadt von Wiener Neustadt. Dort kommt es aber des Öfteren zu Unstimmigkeiten mit den Anwohnern, da es nicht genügend Parkplätze für die vielen Gäste des Zentrums gibt. Um Niemanden weiter zu verärgern hat der Verein für Integration der das islamische Zentrum führt ein Gelände in einem abgelegenen Industriegebiet erworben. Das liegt genau an einer Zugstrecke und unter einer Einflugsschneise. Am Lärm kann es also nicht liegen. Wenn man dann noch hört das die Gallier mit der FPÖ und Pro Österreich sympathisieren ist eigentlich alles klar. Spannend sind dabei noch die Aussagen der beiden direkten Nachbarn des neuen Zentrums, die zwar auch zuerst zu den Galliern gehörten, sich aber später distanziert haben, da sie zwar gegen den Bau des Zentrums waren, weil durch das Gebäude weniger Sonne in ihren Garten kommt, als sie aber festgestellt haben das es den anderen nur um plumpe fremdenfeindliche Hetzt geht sind sie dort ausgestiegen und haben sich mittlerweile mit den neuen Nachbarn gut arrangiert.
Das Zentrum dieses Blogs liegt ebenfalls direkt neben einem islamischen Zentrum. Dabei gibt es eine Sache die wirklich nervt, nämlich wenn die Kinder draußen toben und man versucht auszuschlafen. Das hat aber nun nichts mit der Religion oder Herkunft der Kinder oder ihrer Eltern zu tun. Na ja ich war auch mal ein Kind und war damals viel lauter daher stört mich das extrem wenig. Außerdem ist die Kirche am anderen Ende des Blocks um einiges lauter. Jedenfalls habe ich keine Angst vor einer Islamisierung, dafür aber vor den Nachbarn mit komischen Ansichten, mit denen gab es nämlich schon öfters Ärger. Genauso scheint es auch in Österreich zu sein, wo diese 6 armen Gestalten gegen Windmühlen kämpfen. Man versucht blinden Fremdenhass mit Fadenscheinigen Erklärungen zu rechtfertigen, dabei bleiben die wahren Hintergründe dieser Aussagen stets ersichtlich.
Sehr gefallen hat mir bei diesem Feature das nie versucht wird dem Zuhörer eine Meinung aufzudrängen, die Gallier, die direkten Nachbarn, der islamische Verein und der Bürgermeister, alle kommen gleichermaßen zu Wort und werden respektvoll behandelt. Das wirkt ziemlich gut, da sich so die verbohrten Ansichten der Gartengallier schnell verraten und jeder selbst erkennen kann wie sie ticken.
Meine einzige Kritik ist, das man den Erzähler etwas öfter hätte einsetzen sollen um zu erklären wie die Umgebung aussieht, so bleibt es immer ein wenig schwammig und ich kann mir nicht wirklich vorstellen wie das Zentrum aussieht und wie weit die Nachbarn davon entfernt sind.
7,4 von 10 Hitlerzwerge