Das Einhorn #1 - Der letzte Tempel des Asklepios (Splitter)
1565. Renaissance. Europa zerrissen zwischen religiösem Eifer, Aberglauben und der aufkeimenden Wissenschaft, die immer neue Ergebnisse erbringt. Mit in diesem politischen und gesellschaftlichen Umbruch arbeitet der königliche Chirurg Ambrosius Paré. Er untersucht einen mysteriösen Todesfall und stolpert dabei über immer schrecklichere Hinweise und bekommt es schon bald mit schrecklichen aus Leichenteilen bestehenden Monstern zu tun die von ihren Meistern in die Schlacht geschickt werden.
Dieser Comic versucht einfach zu viel. Man beginnt zu lesen und bekommt eine Geschichte kredenzt, die ohne Zweifel großartig recherchiert wurde. Die Charaktere kommen glaubhaft rüber und generell macht es den Anschein das die Atmosphäre der Epoche gut eingefangen werden konnte. Fasziniert liest man dieses Album. Immer mehr kommt dazu. Reale Persönlichkeiten wie Chirurg Ambrosius Paré, Michel de Nostre-Dame, Andreas Vesalius verfangen sich in einer Verschwörungsgeschichte voll mit Mysterien. Es wird relativ blutig und es kommen weitere politische, religiöse, gesellschaftliche sowie ethische Ebenen in die Geschichte. Mittlerweile ist die Handlung schon relativ angeschwollen und man kann schnell den Überblick verlieren. Muss man eben ein wenig besser aufpassen. Nur kommt dann noch das Übersinnliche durch die Monster dazu. Und von da an wird es einfach zuviel. Allein die politischen Verhältnisse der damaligen Zeit bieten soviel Potential das jetzt nicht mehr ausgenutzt werden kann. Schade drum, die Monster wären einfach nicht mehr nötig gewesen, da der Plot bis dahin schon genug Substanz vorzuzeigen hatte. So ist es einfach zu überladen. Trotzdem muss man klar sagen das die Fakten und im besonderen die medizinischen Praktiken sehr gut recherchiert wurden.
Die deutsche Übersetzung ist sehr gelungen und kann den Charme und Witz gut transportieren, zu dem ist auch der redaktionelle Teil nicht zu verachten und informativ.
Anthony Jeans Zeichnungen sind hübsch anzusehen aber teilweise brutaler als nötig. Mir gefällt es so, wer aber mit Blut und Gedärm nicht umgehen kann wird das Album wohl nicht beenden können. Die Monster sehen auch großartig aus nur werden ein paar Panel etwas von zuviel Text erdrückt, was aber durch das große Deluxeformat von Splitter nicht so sehr auffällt.
Ein gutes Album, trotzdem wäre mehr drin gewesen hätte man nicht alle Ideen umgesetzt die in Frage gekommen sind.
7 von 10 Gerippe als Waffen