Die offizielle Marvel-Comic-Sammlung #10 - Kravens letzte Jagd (Hachette)
Dieser Hardcover Sammelband enthält die sechs US-Hefte Web of Spider-Man #31, #32; Amazing Spider-Man #293, #294; Spectacular Spider-Man #131, #132.
Geboren, schon lange bevor Lenin über Russland regierte, erfreut sich Kraven the Hunter oder Sergei Kravinoff wie sein echter Name lautet, nicht nur über viele übermenschliche Fähigkeiten, sondern auch über eine sehr lange Lebenserwartung. In seinem langen Leben hat er sich zu einem meisterhaften Kämpfer und einen noch viel besseren Jäger entwickelt. Mit bloßen Händen hat er eigentlich schon jede nur erdenkliche Beute erlegt, nur eine konnte ihm bisher immer entwischen: Die Spinne Peter Parker. Da Kraven fühlt, dass seine letzte Stunde geschlagen hat, macht er jetzt ernst. Er will Spider-Man endgültig zu seiner krönenden Beute machen. Dazu denkt er sich vollkommen in das Verhalten einer Spinne hinein. Peter Parker derweil, hat gerade erst gemeinsam mit Captain America gegen den Rattenmensch hybriden Vermin gekämpft. Ehemals ein Obdachloser, der erst durch genetische Experimente von Baron Zemo zum Monster wurde. Danach heiratete er endlich seine Mary Jane und verbrachte mit ihr die Flitterwochen in Frankreich. Jetzt ist er wieder in New York und streift sich das schwarze Spinnenkostüm über. Keine Sekunde zu spät, denn Kraven möchte seine finale Jagd beginnen.
Zwischen Oktober und November des Jahres 1987 erschien der sechsteilige Arc “Kraven's Last Hunt” der insgesamt in drei verschiedenen Spidey Ongoing Reihen, nämlich “Web of Spider-Man”, “Amazing Spider-Man” und “Spectacular Spider-Man erschien. Dieser kleine Epos um Sergeis letzten Kampf, der schon seit 1964 in Amazing Spider-Man #15 einer der ärgsten Widersacher der Spinne ist, läutete das dunkle Comiczeitalter bei Marvel ein. Ende der Achtziger tauschte man nämlich langsam aber sicher die bunten Farben gegen dunklere Töne ein und auch in Sachen Gewalt wurde der Lesestoff ernster deftiger. Was aber diese sechsteilige Geschichte von Jean Marc DeMatteis unter den ähnlichen Produktionen seiner Zeit herausstechen lässt ist die Glaubwürdigkeit dieser Geschichte. Bei anderen Comics wirkte der plötzliche Umschwung sehr bemüht, was es meistens ja auch war, da man unbedingt etwas vom Trend mitnehmen wollte. DeMatteis hingegen war nicht nur dark & edgy for the sake of being dark & edgy, sondern lieferte mit Spideys dunkler werden auch eine Menge Substanz. Kravens Letzte Jagd wirkt dadurch ehrlich und wahrhaftig ernst.
Schon auf den ersten Seiten wird klar wie weit Kraven abdriftet bei dem Verlangen danach Spider-Man noch zu erwischen bevor er abnippelt. Kraven handelt perfide, aber auch völlig im Wahn. Dabei denkt er sich in die Art hinein wie eine Spinne sich verhält und schlüpft dabei immer mehr in Peters Rolle. Ganz besonders intensiv sind dabei die Traumsequenzen geraten, die richtig hart geworden sind. Durch Vermin den Rattenmenschen kommt noch ein weiterer übler und hässlicher Schurke ins Spiel, der gleichzeitig auch schon tragischer Charakter ist und der von Kraven auf grausame Art für seine Zwecke manipuliert wird. Viele Spannende und wohldurchdachte Momente erwarten die Leser dabei.
Mike Zeck ist vor allem für seine ausdrucksvollen Zeichnungen im Punisher Arc “Circle of Blood” und diesem Band hier bekannt. Wie er die schrecklichen Traumsequenzen umgesetzt hat, ist der helle Wahnsinn und wird wohl jedem Leser noch lange in Erinnerung bleiben. Auch Spideys und Kravens Beerdigung/Auferstehung sehen sehr stimmungsvoll aus. Natürlich wirkt der Stil hier und da mittlerweile etwas altbacken, was gerade die neuen Leser ein wenig abschrecken könnte, die mit dieser Sammlung gerade in die Comicmateria abtauchen. Wenn man darüber aber hinwegschauen kann, bekommt man eine sehr stimmungsvolle und packend erzählte Geschichte mit sehr guten Artwork.
Klar, dass auch dieser Band im Hardcover und mit einem Vorwort und einer kleinen Einleitung kommt. Eine Covergalerie gibt es auch und die Bonusabteilung wird mit einem Kraven Pin-Up begonnen, das im ersten Amazing Spider-Man Annual zu sehen war. Der Zeichner war, wie sollte es damals anders sein, Steve Ditko. Darauf folgen ein kurzer Überblick über die Karriere des Autors DeMatteis und des Zeichners Mike Zeck. Abgeschlossen wird der Band passend mit einer Kraven Galerie, die den Bösewicht in seinen vielen verschiedenen Erscheinungen als Kreation unterschiedlicher Zeichner zeigt. Kravns Stammbaum gibt es dann oben drauf.
8 von 10 verspeiste Spinnen
Ein weiteres Review findet ihr bei Crayton.