Blast #2: Die Apokalypse des Heiligen Jacky (Reprodukt)
Der widerlich fette Polza sitzt immer noch in Untersuchungshaft. Mittlerweile ist sein vermeintliches Opfer Carole im Krankenhaus verstorben. Ihr verhafteter Mörder wird weiterhin vernommen, doch anstatt von dem Angriff auf sie zu berichten redet er weiter Drumherum. In seiner Erzählung lebt er immer noch im Wald, doch der Winter kommt immer näher. Um der Kälte zu entkommen bricht er in alte, verlassene Bauernhäuser ein und besetzt sie für ein paar Nächte. Auf diese Weise lerne er den heiligen Jacky kennen, einen Drogendealer, der mitsamt seiner famosen Privatbibliothek in einer Fabrikruine lebt. Zum ersten mal seit langem erträgt Polza die Nähe einer anderen Person und freundet sich sogar ein ganz wenig mit ihm an. Durch ihn kommt er auch zum Heroin, das ihm zum ersten mal seit langem wieder ein richtig großen Blast beschert.
Polza lügt, er manipuliert seine Zuhörer scheinbar und nur als er während einer Ohnmacht über seine Jugend erzählt scheint er zum ersten mal vollkommen die Wahrheit zu sagen. Es scheint auch so, dass wir Carole zum ersten zu Gesicht bekommen, dann wiederum scheinen alle jungen Frauen in Polzas Geschichte Carole zu sein. Die meiste Zeit geht es aber um den Heiligen Jacky, der gemeinsam mit Polza die Apokalypse reitet, wie sie so schön sagen. Auch Jacky stellt sich dabei als sehr finsere Figur heraus, die absolut keine positiven Eigenschaften hat, außer vielleicht das er Bücher sammelt. Der Leser suhlt sich also erneut 200 Seiten lang im Dreck und Manu Larcenet schaut dabei zu. Wie auch der erste Band hat "Die Apokalypse des Heiligen Jacky" viele schwere Momente, trotz des meist so grimmigen und bösen Inhalts aber auch eine merkwürdige Leichtigkeit in seiner Erzählung. Manchmal sogar unangenehm komische Momente. Auch schön wird es, wenn Polza zum Beispiel einen Elefanten entdeckt und dessen Erhabenheit ihn zum weinen bringt.
Blast ist wirklich ein mitreißendes Erlebnis und viel mehr als man eigentlich von solch einer Geschichte erwarten könnte. Der Comic ist so sehr anders als alles, was man sonst so zu lesen vorgesetzt bekommt. Auch optisch kann die Einzigartigkeit des Inhalts erreicht werden. Wieder gibt es finstere Tuschen, harte Kontraste und absurde Charaktere, die oftmals Karikaturen gleichkommen. Kombiniert wird all dis mit den teilweise gar nicht mal weniger verstörenden Kinderzeichnungen während der Blasts und sogar ein paar Farbseiten werden diesmal kredenzt. Schönheit und Hässlichkeit existieren hier fest umschlungen miteinander und gepaart mit der vielschichtigen Handlung muss sich der Leser auf einen ähnlich heftigen Trip einlassen wie die Figuren der Geschichte. Ein absurder Spaß, der eigentlich keiner ist und noch lange nachhallt. Kann ich wieder nur jedem empfehlen der mehr möchte als nur einfach unterhalten zu werden. Ich weiß jetzt schon gar nicht wie ich es bis Dezember aushalten soll, wenn endlich der dritte Band erscheint.
Die 200 Seiten kommen auf dickem Papier in einem sehr stabilen Hardcover Band, der ordentlich was her macht. Es freut sich also nicht nur der Comicsammler, sondern auch das Regal.
8,9 von 10 Mädchen, die nicht die Einzigen sind