Blutige Ruby (1977) [Maritim Pictures]
Der in die Jahre gekommene, ehemalige Gesang- und Filmstar Ruby Claire (Piper Laurie) unterhält ein kleines, aber recht gut laufendes Autokino. Zwar träumt sie von mehr, aber ihr geistiger Zustand lässt nicht mehr zu, da sie immer wieder unter manischen Anfällen leidet. Schuld daran ist die Nacht vor 16 Jahren, in der ihre stumme und verschlossene Tochter Leslie (Janit Baldwin) zur Welt kam. In eben dieser Nacht erschossen die Mitglieder ihrer Bande ihren Mann Nicky Rocco (Sal Vecchio) vor ihren Augen. Nun scheint die damalige Tat wohl wiederaufzukommen, den die gesamte Bande arbeitet bei ihr im Kino und plötzlich wird einer nach dem anderen auf bestialische Weise umgebracht. Da Niemand die Polizei einschalten möchte, engagiert Ruby den Parapsychologen Dr. Paul Keller (Roger Davis), der auch bald etwas sehr unheimliches feststellen kann.
Nach dem damaligen VHS Release wurde “Ruby” leider indiziert und machte in D-Land daher nie so richtig die Runde. Seit diesem Jahr ist diese wiederaufgehoben und da dauert es natürlich nicht lange bis jemand sich diesem lange unzugänglichen Werk von Curtis Harrington (Voyage to the Prehistoric Planet) annimmt. Dank Maritim Pictures bekommt man den Streifen daher erstmals ungeschnitten auf deutsch und kann sich an dem merkwürdigen Trash erfreuen.
Harrington ist irgendwie ein komischer Typ gewesen. Als Absolvent der Corman B-Movie Erziehung weiß er wie man auch aus wenig einen ordentlichen Film bastelt und ein geringes Budget wieder aufwiegen kann. Gleichzeitig zeigen einige Szenen immer wieder sein durchaus vorhandenes Talent. Oftmals wirkt es aber auch so als hätte der unterbewertete Regisseur gar nicht besser sein wollen. Immer wieder deutet er an, er kanns und dann macht er doch wieder was albernes. Er versteht nämlich wie solch ein Genrefilm zu funktionieren hat und erfüllt auch liebend gerne die Klischees, an anderer Stelle macht er dann doch was anderes und wird manchmal zudem noch Artsy. Wie gesagt ein komischer Typ einer ganz alten Schule. Ziemlich kauzig, aber das machte ihn wohl so besonders.
Rein handwerklich kann man Harrington hier nicht allzu viel vorwerfen. Der Film sieht solide aus und hinkt selbst bei den Effektszenen nur wenig. Der erste Kill in dem einer der Gangster mit Filmrollen erschlagen und Zelluloidstreifen erhängt wurde ist sehr albern, aber ansonsten geht’s schon irgendwie. Damals schien es ja heftig genug gewesen zu sein um eine Indizierung zu bewirken. Obwohl es teilweise schon etwas blutig werden kann, würde der Film heute aber wohl nicht mehr über eine ab 16 Freigabe hinweg kommen, allerdings hat man bei Maritim Pictures darauf verzichtet den Film erneut einstufen zu lassen. Was dem Film aber so richtig zusetzt ist die wirre Story.
George Edwards (The Navy vs. the Night Monsters), Writer und Produzent einiger mittelmäßiger Drive-In Filmchen macht hier eigentlich was er will und hat dabei eigentlich gar keinen Plan was am Ende dabei rauskommen soll. Aus irgendeinen Grund sind alle Mörder bei Ruby angestellt, womit sie scheinbar kein Problem hat. Was damals geschehen ist wird nie aufgearbeitet und bildet nur die Grundlage des Exorzismus Plots, hat aber ansonsten keinen Zweck. Dann ist der Streifen auch noch voll mit unnötigen Fehlern. Zum Beispiel läuft die ganze Zeit im Autokino Nathan Jurans “Attack of the 50 Foot Woman” und das obwohl der Film sieben Jahre vor dessen Entstehung spielen soll. Eigentlich hat man damals auch nur schnellst möglich was produzieren wollen, womit man noch etwas vom Welterfolg vom Exorzisten abhaben konnte. Hinzu kam noch, dass man mit Piper Laurie auch noch ein wenig vom ganz frischen “Carrie” Erfolg abknapsen konnte. Das bisschen an vorhandener Eigenständigkeit scheint dabei eher Zufall gewesen zu sein. Neben Piper Laurie, die ganz klar mit das Highlight des Films ist, darf man sich auch über Janit Baldwin (Blast - Wo die Büffel röhren) freuen. Mit ihrem ungewöhnlichen Gesichtszügen und den großen Augen kann sie in den Exorzismus Nachspielungen punkten. Aber selbst wenn die positiven Aspekte des Films für euch überwiegen sollten, ist da noch das schrecklich dumme Ende, das von Steve Krantz (Cooley High) gegen den Willen von Piper Laurie und Curtis Harrington mit einer anderen Regisseurin und einem schlechten Ruby Double gedreht wurde und alles kaputt macht. Dabei verschwand dann leider das poetische Ende des Regisseurs für immer im Schnittraum und ist bis Heute nicht mehr aufgetaucht.
Die neue DVD Version ist dafür aber was ordentliches geworden. Bild und Ton sind gut, die deutsche Synchro ist stimmig und der O-Ton ist auch enthalten. Als Bonus gibt es einen Audiokommentar von Laurie und Harrington, die recht frei über die Sachen reden, an die sie sich noch erinnern konnten. Dazu gibt es noch ein einstündiges Interview mit Harrington, der von allen Etappen seiner Karriere erzählt und dabei so manche rührselige Geschichte um Roger Corman zum beste gibt. Dazu kommt noch der englische Originaltrailer, ein Wendecover mit einem weiteren Motiv und eine Trailershow
zu feinen Klassikern und feinem Trash wie “Killer Spookies”, “Messias des Bösen”, “1984”, “Sam Hell ist der Jäger”, “Under the Blade” und “Labor des Grauens”.
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5 von 10 in Relation nicht zu große Brüste