Donnerstag, 3. Oktober 2013

Hack/Slash #9 - My First Maniac - Wie alles begann (Cross Cult)

Hack/Slash #9 - My First Maniac - Wie alles begann (Cross Cult)

What time is it?! It's Slashertime! Band Nummer neun der Hack/Slash Sammelbandreihe versetzt uns sehr viele Jahr zurück in die Kindheit von Cassandra Hack. Eine junge schüchterne Teenagerin steht vor uns. So ganz anders, als die innerlich nur noch vom Hass gezeichnete Frau, die sich das Jagen von Wiedergängern in den Baseballschläger geritzt hat. High School, Mobbing und eine mordende Mutter. All das wirkt auf die junge Cassie ein, wie ein Hammer auf zartes Porzellan. Doch es gibt nur zwei Möglichkeiten, verrückt werden oder kämpfen!

Nachdem sie ihre Mutter erneut töten musste ist Cassandras Kopf voll von Gedanken der Verzweiflung. Sie fühlt sich wie eine Mörderin, denn auch wenn dieses Monster, die Lunch Lady, so schreckliche Dinge tat war es doch ihre eigene Mutter. Ein Schicksal das niemand jemals verstehen wird, auch nicht ihre fürsorglichen Pflegeeltern. Geplagt von einer inneren Unruhe lässt Cassie dieses Leben hinter sich, um herauszufinden ob ihre Mutter wirklich die Einzig ist, die nicht sterben will. Sie verfolgt die Geschichte, um einen alten Farmer, der tödliche jagt auf jeden macht, der es wagt sein Land zu betreten. Getarnt als ganz normale Teenagerin in der ländlichen Einöde Iowas sucht Cassie nach Hinweisen zu diesem Slasher und findet zum ersten Mal in ihrem jungen Leben so etwas wie Freundschaft. Immer bemüht eine Wand aus Hass aufrecht zu erhalten, die es ihr möglich die Dinge zu tun, die getan werden müssen, so hat auch sie ganz menschliche Momente der Schwäche. Die neu gewonnen Freunde und das Gefühl endlich beliebt zu sein, anerkannt und vielleicht sogar respektiert, lassen das junge Mädchen an ihrem Kurs zweifeln. Die Dinge verändern sich jedoch als die nebulöse Wahrheit hinter diesen Freunden langsam ins Licht gezerrt wird.

Das Ende der ersten Geschichte bildet einen lückenlosen Anschluss an den zweiten Teil, welcher sich mit dem Leben und Leiden von Vlad auseinandersetzt. Vor 26 Jahren wurde in Chicago eine junge Familie von unbekannten in weißen Anzügen durch die halbe Stadt gejagt. Eine Art Blutkult will ihr Erstgeborenes in die Hände bekommen. Im letzten Augenblick kann die junge Mutter das Baby zwischen den Mülltonnen einer Gasse verstecken. Als sie ihren Aggressoren gegenüber steht entscheidet sie sich ihr Kind zu schützen in dem sie, Kaelyn, sich das Leben nimmt. Aufgelesen von einem Schlachter wird Vlad, so heißt der Junge nun, von ihm herangezogen und trotz seiner Deformierung und Leiden, wie ein Sohn geliebt. Aber dreiundzwanzig Jahre später ist der Lebenssand des alten Schlachters durch die Uhr der Zeit gerieselt und Vlad ist allein auf dieser Welt. Bis ihm ein junges „Gothicgirl“ begegnet...

Die beiden großen Haupthandlungsstränge im neunten Band der Hack/Slash Serie gefallen mir aus mehreren Gründen richtig gut. Zum einen mochte ich an den frühen Ausgaben der Reihe besonders die Mischung aus düstereren Charakteren, die eine gewisse Tiefe mit sich bringen, und dem Kontrast der Gewalt, in die sie sich aus inneren Beweggründen stürzen müssen. Etwas, dass ich auch in dieser Ausgabe wieder finde. Die Lebensgeschichten unserer beiden Protagonisten werden aus einer sehr persönlichen Perspektive beleuchtet. Bei Cassie durch Tagebucheinträge (also ihre intimsten Gedanken) und bei Vlad durch innere Monologe. Beides gewährt einen Einblick in das Wesen dieser beiden ungleichen Personen, die sich aber doch durch ihren inneren Schmerz ähneln. Die hierzu gehörenden Texte sind aus meiner Sicht überwiegend gut und werden selten von typischen Klischees geprägt (Ausnahme sind die genretypischen High School Stereotypen).

Die Zeichnungen, sonst oft eine bunte Stilmischung, die sich je nach Stimmung und Thema anpasst, haben sich dieses Mal der Geschichte unterworfen, so dass Hauptzeichner Daniel Leister einen durchgängig kohärenten Stil erschaffen konnte. Ich würde ihn, ohne Wertung, als modernen "DC/Marvel Standard"-Comicstil beschreiben, der absolut solide funktioniert aber keine großen Highlights bereithält. Ein immer aufs Neue zu erwähnendes Highlight ist die Qualität der Crosscult Hardcover-Auflage die dem Gesamteindruck der Serie jedes Mal noch etwas edlere Wertigkeit verleiht. Neben Hardcover und Qualitätspapier gibt es noch eine Reihe von Trailern und Artworks. Trailer sind kleine zwei bis dreiseitige Strips in denen knapp eine Kurzgeschichte mit Cassie und Vlad erzählt wird. Hier gefiel mir als Nerd besonders die umgekehrte Version von Hitchcocks Psycho - Psyche: No Vacancy.

My First Maniac, ist durch seinen tiefen Einblick in Herz und Seele von Cassandra und Vlad eine unterhaltsame Ausgabe die wieder zu alten Hack/Slash-Tugenden zurück findet.


8.2 von 10 First Times