Samstag, 2. November 2013

Before Watchmen: Silk Spectre (Panini)

Before Watchmen: Silk Spectre (Panini)

In diesem Before Watchmen Sammelband dreht sich alles um das Leben von Laurel „Jupiter“ Juspeczyk alias Silk Spectre. Der Comic eröffnet mit einer traurigen und dramaturgisch wertvollen Inszenierung in der Laurie und ihre Mutter Sally Jupiter, die zu ihrer Zeit die erste Silk Spectre gewesen ist, sich am Nähesten sind. Es ist der Moment kurz nachdem Sally ein erneutes Mal von ihrem Mann Laurence Schexnayder verlassen wurde, der für die junge Laurie über viele Jahre so etwas wie ein Vater gewesen ist. Doch durch die ständige Gewalt und den Hass zwischen den beiden Erwachsenen konnte und wollte Laurel Jane nie eine intensive Beziehung zu ihm Aufbauen.


Als Teenager wird Laurie von Greg, einem Jungen aus der Nachbarschaft, zu ihrem ersten Date eingeladen, aber anstatt ihre Tochter diese Erfahrung machen zu lassen, verbietet die Mutter ihr eben jenes Treffen unter dem Vorwand, dass ihre Tochter noch lernen und trainieren müsse. Doch das junge Mädchen wiedersetzt sich dem Willen ihrer omnipräsenten Mutter.
In der High School wird Sally Jupiters Freizügigkeit schnell zum Gespött unter den Schülern und das bekommt besonders die junge Laurie zu spüren. Verletzt aber vor allem wütend verpasst Laurie einer Mitschülerin einen linken Haken und läuft anschließend voller Hass nachhause. Dort angekommen hat sie einen heftigen Streit mit ihrer Mutter, in welchem sie ihr sagte, dass sie sie hasse und sie eine einzige Schande sei. Wutendbrand und mit einigen Klamotten im Koffer verschwindet sie mit Greg per Anhalter im „Hippie-Bus“ aus der Stadt.
Gemeinsam mit ihren beiden Hippie Freunden (die sie aus New York mitgenommen hatten) leben die beiden Ausreißer in einer Kommune in den bunten Vierteln der Stadt am Meer. 

Ihren Lebensunterhalt verdienen sie durch das Herstellen von psychedelischen T-Shirts und das Kellnern in einem örtlichen Café. Dort überhört Laurie eines Nachmittags das Gespräch einiger Rowdies, die ein krummes Ding drehen wollen. Sie sucht Rat bei ihrer Freundin, da Laurie ja eigentlich den Weg des Friedens und der Liebe gehen wolle ob sie eingreifen könne, wenn andere in Gefahr sind. Ihre Freunde sind der Meinung, dass es unter solchen Umständen absolut gerechtfertigt sei, denn jede Revolution habe so begonnen. Es ist das erste Mal seit Jahren, dass Laurie wieder in ein Kostüm schlüpft um das Böse zu bekämpfen.

Schlimmer noch als die klein Kriminellen ist eine neue Droge, die von einem Kerl namens Gurustein entwickelt wurde und dafür sorgt, dass die junge Generation zu endlosem Kaufvergnügen animiert wird. Als Silk Spectre verkleidet ermittelt sie in diesem Fall und erkennt schnell die enorme Gefahr, die von diesem Mittel ausgeht. In der Zwischenzeit sehen wir ein Streitgespräch zwischen Lauries Mutter und Hollis Mason. Dieser versucht vergebens die aufgebrachte Sally ein wenig zu beruhigen. Das Gespräch endet damit, dass die besorgte Mutter einen alten "Freund" nach Kalifornien schicken will um nach ihrer Tochter zu sehen. Den Comedian. Dieser geht auf seine eigene Art vor und schleppt Laura Janes Freund Greg ins Leichenhaus wo er ihn dazu zwingt aus ihrem Leben zu verschwinden und einen herzzerreißenden Brief zu schreiben.
Erfüllt von Schmerz und Hass begibt sich Silk Spectre in die Höhle des Drogenbarones. Wir erleben wie das junge Mädchen zum ersten Mal in ihrem Leben einen Menschen umbringen muss, um sich selbst zu schützen.
Voll von diesen prägenden Eindrücken kehrt Laurie Juspeczyk letztlich zu ihrer Mutter zurück. Hier erkennt sie an, dass manches was Sally ihr beibrachte, dazu dienen könnte, die Welt ein wenig zum Guten zu verändern. Der Comic schließt mit der mittlerweile viel zitierten Szene ab, in der sich die "Crimebuster" zum ersten Mal begegnen.

Die Geschichte eines normalen Teenagers, der Probleme mit seinen Eltern hat und von zuhause wegläuft, ist vermutlich noch älter als die bekannten schriftlich-grafischen Aufzeichnungen unserer Zeit. Hätte man von einem Comic über die Jugend und Kindheit von Laurie Jupiter alias Silk Spectre etwas mehr erwartet? In jedem Fall, denn was hier zu sehen und zu lesen ist beinhaltet die gängigen Standardklischees über Teenager und das Erwachsenwerden. „Die bösen Eltern“, „das missverstanden sein“, „das Mobbing“ und „die erste Liebe“ alles wird in einem knappen Maß ab gefrühstückt und zeigt keinerlei Originalität oder Charaktertiefe.
Der stark auf die Drogenproblematik, der späten sechziger Jahre, fixierte zweite Teil Geschichte wird ebenfalls nicht jedem gefallen. Man merkt deutlich, wie gegen Ende noch einmal alles für den finalen Schlag vorbereitet wird. Der klassische Aufbau einer "Revenge"-Story, bei dem die Heldin zunächst Schmerz und Verlust erleiden muss, um sich anschließend mit einem Schlag zu befreien. Leider handelt es sich hier auch nur um einen gewöhnlichen Ableger dieser doch sehr generischen Erzähltechnik, die man schon zigfach in Comics gesehen hat.
Es wird den LeserInnen schnell klar, dass der Fokus von Beginn an mehr auf der charakterlichen Entwicklung von Laurie hätten liegen sollen. Einzig die Verflechtung mit dem Comedian, gibt dem Ganzen noch ein wenig mehr Abwechslung kann aber am negativen Gesamtbild nichts ändern.

Die Zeichnungen von Amanda Conner sind in einem treffenden Stil mit vielen kräftigen Farben und plastischen Charakteren, durchaus überzeugend gestaltet. Auch die Panelgestaltung ist absolut solide, hier wird überwiegend mit einem 3x3 Raster gearbeitet welches für besondere Momente zwei Bilder verbindet. Die vorliegende Ausgabe von Panini ist mit hoher Druck- und Papierqulität ausgestattet und in einem schönen Softcover-Einband nebst Lesezeichenrändern geklebt worden.

In der Substanz werden in „Before Watchmen: Silk Spectre“ eine Teenieromanze, ein Familiendrama und ein Drogenthriller auf generische Art miteinander vermischt. Selbstverständlich ist der Missbrauch von chemischen Drogen über das letzte halbe Jahrhundert ein Thema in unserer Gesellschaft, dass nicht vernachlässigt werden sollte. Letztlich täuscht auch das nicht über die uninspirierte Geschichte hinweg, was gerade bei einer interessanten Hauptfigur, wie Silk Spectre, ziemlich schade ist.

5.5 von 10 seidenen Tränen der Vergangenheit