In diesem Before Watchmen Sammelband dreht sich alles um
das Leben von Laurel „Jupiter“ Juspeczyk alias Silk Spectre. Der Comic eröffnet
mit einer traurigen und dramaturgisch wertvollen Inszenierung in der Laurie und
ihre Mutter Sally Jupiter, die zu ihrer Zeit die erste Silk Spectre gewesen
ist, sich am Nähesten sind. Es ist der Moment kurz nachdem Sally ein erneutes Mal
von ihrem Mann Laurence Schexnayder verlassen wurde, der für die junge Laurie
über viele Jahre so etwas wie ein Vater gewesen ist. Doch durch die ständige
Gewalt und den Hass zwischen den beiden Erwachsenen konnte und wollte Laurel
Jane nie eine intensive Beziehung zu ihm Aufbauen.
Als Teenager wird Laurie von Greg, einem Jungen aus der
Nachbarschaft, zu ihrem ersten Date eingeladen, aber anstatt ihre Tochter diese
Erfahrung machen zu lassen, verbietet die Mutter ihr eben jenes Treffen unter
dem Vorwand, dass ihre Tochter noch lernen und trainieren müsse. Doch das junge
Mädchen wiedersetzt sich dem Willen ihrer omnipräsenten Mutter.
In der High School wird Sally Jupiters Freizügigkeit
schnell zum Gespött unter den Schülern und das bekommt besonders die junge Laurie
zu spüren. Verletzt aber vor allem wütend verpasst Laurie einer Mitschülerin
einen linken Haken und läuft anschließend voller Hass nachhause. Dort
angekommen hat sie einen heftigen Streit mit ihrer Mutter, in welchem sie ihr
sagte, dass sie sie hasse und sie eine einzige Schande sei. Wutendbrand und mit
einigen Klamotten im Koffer verschwindet sie mit Greg per Anhalter im
„Hippie-Bus“ aus der Stadt.
Gemeinsam mit ihren
beiden Hippie Freunden (die sie aus New York mitgenommen hatten) leben die beiden Ausreißer in einer
Kommune in den bunten Vierteln der Stadt am Meer.
Ihren
Lebensunterhalt verdienen sie durch das Herstellen von psychedelischen
T-Shirts und das Kellnern in einem örtlichen Café. Dort
überhört Laurie eines
Nachmittags das Gespräch einiger Rowdies, die ein krummes Ding drehen wollen.
Sie sucht Rat bei ihrer Freundin, da Laurie ja eigentlich den Weg des Friedens
und der Liebe gehen wolle ob sie eingreifen könne, wenn andere in Gefahr sind.
Ihre Freunde sind der Meinung,
dass es unter solchen Umständen
absolut gerechtfertigt sei, denn jede Revolution habe so begonnen. Es ist das
erste Mal seit Jahren, dass Laurie wieder in ein Kostüm schlüpft um das Böse zu
bekämpfen.
Schlimmer noch als die klein Kriminellen ist eine neue
Droge, die von einem Kerl namens Gurustein entwickelt wurde und dafür sorgt,
dass die junge Generation zu endlosem Kaufvergnügen animiert wird. Als Silk
Spectre verkleidet ermittelt sie in diesem Fall und erkennt schnell die enorme
Gefahr, die von diesem Mittel ausgeht. In der Zwischenzeit sehen wir ein
Streitgespräch zwischen Lauries Mutter und Hollis Mason. Dieser versucht
vergebens die aufgebrachte Sally ein wenig zu beruhigen. Das Gespräch endet
damit, dass die besorgte Mutter einen alten "Freund" nach Kalifornien
schicken will um nach ihrer Tochter zu sehen. Den Comedian. Dieser geht auf
seine eigene Art vor und schleppt Laura Janes Freund Greg ins Leichenhaus wo er
ihn dazu zwingt aus ihrem Leben zu verschwinden und einen herzzerreißenden
Brief zu schreiben.
Erfüllt von Schmerz und Hass begibt sich Silk Spectre in
die Höhle des Drogenbarones. Wir erleben wie das junge Mädchen zum ersten Mal
in ihrem Leben einen Menschen umbringen muss, um sich selbst zu schützen.
Voll von diesen prägenden Eindrücken kehrt Laurie
Juspeczyk letztlich zu ihrer Mutter zurück. Hier erkennt sie an, dass manches
was Sally ihr beibrachte, dazu dienen könnte, die Welt ein wenig zum Guten zu
verändern. Der Comic schließt mit der mittlerweile viel zitierten Szene ab, in
der sich die "Crimebuster" zum ersten Mal begegnen.
Die Geschichte eines normalen Teenagers, der Probleme mit
seinen Eltern hat und von zuhause wegläuft, ist vermutlich noch älter als die
bekannten schriftlich-grafischen Aufzeichnungen unserer Zeit. Hätte man von
einem Comic über die Jugend und Kindheit von Laurie Jupiter alias Silk Spectre
etwas mehr erwartet? In jedem Fall, denn was hier zu sehen und zu lesen ist
beinhaltet die gängigen Standardklischees über Teenager und das
Erwachsenwerden. „Die bösen Eltern“, „das missverstanden sein“, „das Mobbing“
und „die erste Liebe“ alles wird in einem knappen Maß ab gefrühstückt und zeigt
keinerlei Originalität oder Charaktertiefe.
Der stark auf die Drogenproblematik, der späten sechziger
Jahre, fixierte zweite Teil Geschichte wird ebenfalls nicht jedem gefallen. Man
merkt deutlich, wie gegen Ende noch einmal alles für den finalen Schlag
vorbereitet wird. Der klassische Aufbau einer "Revenge"-Story, bei
dem die Heldin zunächst Schmerz und Verlust erleiden muss, um sich anschließend
mit einem Schlag zu befreien. Leider handelt es sich hier auch nur um einen
gewöhnlichen Ableger dieser doch sehr generischen Erzähltechnik, die man schon
zigfach in Comics gesehen hat.
Es wird den LeserInnen schnell klar, dass der Fokus von
Beginn an mehr auf der charakterlichen Entwicklung von Laurie hätten liegen
sollen. Einzig die Verflechtung mit dem Comedian, gibt dem Ganzen noch ein
wenig mehr Abwechslung kann aber am negativen Gesamtbild nichts ändern.
Die Zeichnungen von Amanda Conner sind in einem
treffenden Stil mit vielen kräftigen Farben und plastischen Charakteren,
durchaus überzeugend gestaltet. Auch die Panelgestaltung ist absolut solide,
hier wird überwiegend mit einem 3x3 Raster gearbeitet welches für besondere
Momente zwei Bilder verbindet. Die vorliegende Ausgabe von Panini ist mit hoher
Druck- und Papierqulität ausgestattet und in einem schönen Softcover-Einband
nebst Lesezeichenrändern geklebt worden.
In der Substanz werden in „Before Watchmen: Silk Spectre“
eine Teenieromanze, ein Familiendrama und ein Drogenthriller auf generische Art
miteinander vermischt. Selbstverständlich ist der Missbrauch von chemischen
Drogen über das letzte halbe Jahrhundert ein Thema in unserer Gesellschaft,
dass nicht vernachlässigt werden sollte. Letztlich täuscht auch das nicht über
die uninspirierte Geschichte hinweg, was gerade bei einer interessanten
Hauptfigur, wie Silk Spectre, ziemlich schade ist.