Sonntag, 13. November 2011

Der Schacht (Festa)

Der Schacht (Festa)


Im Kenilworth Arms herrscht ein reges Kommen und Gehen. So schnell und heimlich wie neue Leute in die Apartments einziehen, so still und leise verschwinden sie auch wieder. Dann kommt Hausmeister Fergus, streicht alles einmal ordentlich dick mit seiner Allzweckfarbe über und schon kann der Nächste kommen. Hier treffen alle möglichen verkorksten Existenzen aufeinander. Jonathan, der vor seiner gescheiterten Beziehung flieht und durch seinen Kumpel Bash hier in Chicago einen Job bekommen hat, Cruz der auf der Flucht vor seinem Boss ist weil er große Scheiße gebaut hat und Jamaica die den Männern für Geld und Drogen so ziemlich jeden Wunsch erfüllt. Außerdem gibt es da natürlich ne Menge Nachbarn, meist alleinstehende vom Leben gezeichnete Personen aber auch Familien die einfach kein Geld für ein schöneres Zuhause haben. Neben als diesen Menschen treibt sich auch noch eine schwarze Katze im Gebäude rum, die mal da und mal dort auftaucht und niemandem zu gehören scheint. Und dann ist da noch das Haus selbst, das sich immer wieder ausdehnt und zusammenzieht, und dessen Wände bluten wenn man sie beschädigt. Es lebt und windet sich in seinen Gedanken an vergangene Tage. Man kann es hören wenn man sich Mühe gibt und es klingt nicht glücklich.

Gaschafft! Man dieses Buch hat es wirklich in sich und ich kann gleich vorweg sagen für schwache Mägen ist es nichts. Meiner ist durch diverse Filme zum Glück schon abgehärtet, aber Kopfkino kann ja soviel grausamer sein als jeder Film. Erstmal geht es in diesem Buch lange Zeit um Drogenmachenschaften, und Beziehungsprobleme. Kann man mögen, muss man aber nicht. Ich für meinen Teil fand es ganz spannend und auch unterhaltsam wie abgefuckt  diese Drogenbosse alle drauf sind. Ob das der Realität entspricht oder nicht kann ich nicht beurteilen, aber alleine die Vorstellung fand ich schon sehr amüsant. Nachdem dann ein Laufbursche eines solchen Drogengottes 2 Kilo feinstes Koks in den Belüftungsschacht des Kenilworth Arms wirft, weil er denkt die Polizeikolonne die dort wegen eines verschwundenen Kindes auftaucht sei auf der Suche nach ihm, wird das Haus aktiv und rückt immer mehr in den Mittelpunkt der Geschichte. Und dort gehört es auch hin des ist mit Abstand der spannendste Charakter. Es wird durch einen Bandwurm am Leben gehalten der immer wieder Nahrung beschafft, in diesem Fall Bewohner des Hauses, weswegen auch so oft Apartments frei werden. Dieser frisst dann auch das Koks und so durchlebt das Haus einen irren Trip durch den es sich wieder an seine ursprüngliche Form erinnert und sich neu zusammensetzen will. Dabei sind die Bewohner allerdings nur im Weg und werden deshalb auch nicht gefragt oder gewarnt als plötzlich alle Fenster und Türen zu glatten Flächen verschmelzen und es keinen Ausgang mehr gibt. David J. Schow der unteranderem auch für Filme wie The Crow, Critters 3+ 4, We all scream for Ice Cream und Nightmare On Elmstreet 5 verantwortlich ist und außerdem noch eine Reihe anderer Bücher geschrieben hat, hat hier wirklich eine super Geschichte abgeliefert. Ich find sie sowohl spannend als auch stellenweise amüsant und noch dazu trieft sie vor Blut und anderen schleimigen Sekreten das es mich das ein oder andere Mal echt geschüttelt hat. Das finde ich aber durchaus positiv, denn das schafft auch nicht jedes Buch. Ich werde auf jeden Fall die Augen nach weiteren Werken von Mr. Schow offen halten, denn ich bin auf den Geschmack gekommen. Splatterpunk ist definitv mein Ding.

8,8 von 10 Augen zu viel