Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs veränderte sich die Welt in großen Schritten. Eine dieser Veränderungen ist, dass die Erkenntnisse bezüglich der Lagerfähigkeit und Haltbarkeit von Militärrationen auf Nahrungsmittel des gemeinen Fußvolks angewendet wurden. Bei gleichzeitiger drastischer Industrialisierung des Agrarsektors entstanden so unfassbar viele Variationen an Fertiggerichten, die dem Käufer abgesehen vom Erwärmen alles abnahmen. Doch ist die Verfügbarkeit und die Zeitersparnis bei diesen Gerichte vielleicht teuer erkauft?
Ebenso wie Abgefüllt ist die Intention dieser Dokumentation weniger die Wissensmehrung des Zuschauers zu unterstützen, sondern generell ein Bewusstsein zu schaffen. Aus dieser Warte betrachtet funktioniert Food Fight irgendwie.
Wie auch die schon genannte Dokumentation beschränkt sich Food Fight allein auf die U.S.A. bzw. besonders auf den Dunstkreis eines nordkalifornischen Restaurants. Das Restaurant wurde im Zuge der „Hippie-Zeit“ als Ort des geistigen Austauschs bei exzellentem Essen etabliert. Die „revolutionäre“ Idee hinter dem Etablissement war, alle Gerichte nur mit lokalen Erzeugnissen zuzubereiten. Dies wird als Grundlage genutzt, für frische lokale Waren zu werben. Es werden einige Daten über die Agrarwirtschaft geliefert und ein paar sehr unangenehme Eigenschaften dieser offengelegt. So weit, so gut.
Leider hinterlassen viele der Interviews den Eindruck einer sehr beschränkten Sichtweise. Es wird von „Kampf“ und „Revolution“ gesprochen und zur Stärkung lokaler Händler aufgerufen, doch komplett ausgeblendet, dass nicht jeder in den Genuss frischer Erzeugnisse kommen kann. Zum einen sind nicht überall derartige Güter verfügbar, zum anderen ist nicht jeder in der glücklichen Position sich diese leisten zu können. Eine Person, die versucht, mit zwei Jobs eine Familie zu ernähren, wird eher zu einem TK-Fertiggericht greifen, das einen vielleicht halbwegs durch den Tag bringt, als zu einem frischen Apfel, der den Magen für eine halbe Stunde beruhigt. Da ist es auch weitaus weniger positiv zu sehen, dass sich mehrere der Befragten in irgendwelchem esoterischen Gefasel verheddern. Wenn davon die Rede ist, dass man bei Karotten, die von einem Großbetrieb kommen, nicht mehr eins mit der Frucht werden kann, ist die Seriosität passé. Höhepunkt ist jedoch ein Biobauer, der auffordert ganz nah an ein Stück Karotte zu zoomen und ganz stolz mitteilt: „Jede Zelle – voller Protoplasma!“.
So gut und unterstützenswert der Ansatz dieser Dokumentation ist, so weit verfehlt sie es vernünftige Gründe zu liefern. Die Aussage, biologisch und lokal sei besser, ohne stichhaltige Argumentation in den Raum zu stellen, reicht nicht aus. Großes Problem ist dabei, dass mehr oder weniger nur auf das Wohlbefinden der Konsumenten und ein wenig Politik eingegangen wird. Dass mit der Industrialisierung des Agrarsektors nicht nur die Vergrößerung der Betriebe und Anbauflächen einherging, sondern auch riesige Schlachthöfe gebaut wurden, in denen täglich millionenfacher Mord begangen wird, damit man sich seinen bis zur Unkenntlichkeit durchprozessierten Mikrowellenhackbraten reinzimmern kann, wird fast vollständig aussen vor gelassen.
Food Fight mag dafür ausreichen, der Leute Aufmerksamkeit auf die Lebensmittelindustrie zu richten, bewegt sich geistig aber nur in sehr kleinem Rahmen und argumentiert eigenartig bis gar nicht. In den U.S.A. scheint es dennoch für mehrere Preise gereicht zu haben.
Wenn man ohne Erwartungen an die Dokumentation herangeht, kann man sie sich mal genehmigen. Hätte Jackie Chan mitgemacht, hätte es vielleicht was werden können. Hätte, hätte, hätte...
5 von 10 Menschen, die Rezepte beim Lesen schmecken