Samstag, 6. Juli 2013

Wolverine (Panini)

Wolverine (Panini)

Dieser Sammelband enthält Wolverine Volume 1 #1-#4 und Uncanny X-Men #172-#173.

Seit einiger Zeit ist der kanadische Mutant mit den tierischen Instinkten, dem extrem resistenten Heilungsfaktor und dem Adamantiumskelett, samt fiesen Handkrallen ein Mitglied von Professor Xaviers X-Men Truppe. Obwohl er eher ein Außenseiter und einsamer Wolf ist, hat er sich mittlerweile doch ganz gut in die Mannschaft einfügen können und ist für viele ein nicht mehr zu entbehrendes Mitglied des Teams. Während er mit seinen Kollegen bei einem Auftrag in Japan war, lernte er eine junge Frau namens Mariko Yoshida kennen. Sehr bald verliebten sich die beiden ineinander, da die Dame aus vornehmen Hause mehr in Logan sieht als nur die animalische Bestie und den grobschlächtigen Mann. Eines Tages bricht der Briefkontakt zwischen den beiden aber ab. Ganz plötzlich musste Mariko ihren US-Aufenthalt abbrechen und überstürzt zurück in ihre Heimat reisen.

Um zu erfahren was mit ihr geschehen ist reist er auch nach Tokio. Dort bekommt er bald Wind davon, dass sie von ihrem Vater zwangsverheiratet wurde um dessen Schulden mit einem düsteren Typen zu begleichen. Wolverine nimmt ihre Fährte auf und entdeckt sie kurz darauf. Erschrocken stellt er fest, dass sie von ihrem Ehemann verprügelt wird wenn sie ihm nicht gehorcht. Doch ihr Ehrgefühl ihrer Familie gegenüber verbietet es ihr mit Logan zu fliehen. Letztlich wird er entdeckt und gerät so ins Visier des Ehemanns und Marikos Vaters Lord Shingen, dem Oberhaupt des Yashida Clans. Außerdem wird er plötzlich von einer Untergrundorganisation voller Ninjas gejagt, die den Namen “Hand“ trägt. Zum Glück bleibt er nicht lange allein und bekommt Unterstützung durch die Ronin Yukio.

Ein paar Jahre hatte Wolverine schon auf dem Buckel als er seine erste vierteilige Solominiserie bekam. Sieben Jahre vorher trat er zum ersten mal im Cliffhanger von Incredible Hulk #180 in Erscheinung. 1975 ließen Writer und Wolverine Miterfinder Len Wein und Artist Dave Cockrum die X-Men in Giant-Size X-Men #1 wieder auferstehen und präsentierten das neue Team. Weiter ging es dann in X-Men #94 mit einigen alten Charakteren und einem internationalem neuen Team bestehend aus Colossus (Sowjet Union), Nightcrawler (Westdeutschland), Storm (Kenia) Thunderbird (ein Apache), Banshee (Irland), Sunfire (Japan) und natürlich Wolverine (Kanada). Als erst Wein und dann Cockrum den Titel verließen wurden sie ersetzt von Chris Claremont als Writer und als Zeichner kam John Byrne hinzu. Gemeinsam haben die beiden dann wohl den stärksten X-Men Run hingelegt, dessen Qualität nie wieder erreicht wurde. Im Zuge dieses legendären Runs machte man sich auch daran Wolverine endlich eine interessantere Persönlichkeit zu geben als nur den harten Hund der immer alle anmeckert.

Dazu bekam er seine erste Solominiserie in der man innerhalb von vier Heften Woverines Abenteuer in Japan erzählen und so seinen tragischen Samurai Charakter mehr vertiefen wollte. Dies ist Claremont auch wirklich gelungen. Seine Monologe treffen die Emotionen immer auf den Punkt, alles wirkt wie eine moderne Samuraigeschichte und Logan kommt wie ein finsterer von Rache getriebener Ronin rüber. Auch die Beziehungen zwischen Mariko, ihrem Vater, ihrem Ehemann, Logan und Yukio werden treffend rübergebracht. Alles sehr stimmungsvoll, wie Logans Gefühlswelt langsam auseinander genommen wird. Außerdem stellt man noch die Hand Ninjas vor, die in Wolverines Zukunft noch eine große Rolle spielen werden.

Was man heute gar nicht mehr glauben kann, ist Frank Millers Reaktion auf Claremonts Anfrage ob er nicht mit ihm an einer Wolverine Mini arbeiten wolle. Miller hatte nämlich die Befürchtung die Serie wäre nur brutal und so was möchte er nicht machen. Unvorstellbar beim Miller den wir kennen und der Sin City, 300 und Holy Terror gemacht hat. Ohne Miller wäre dieser Comic aber nicht annähernd so gut. All der Ninja und Samurai Kram kann auf diese Art nur von Frank Miller dargestellt werden. Sieht sehr gut aus. Auch ansonsten ist das Japan Feeling sehr gelungen und auch Wolverines Byrne Kostüm bringt er Stil sicher aufs Papier. Die Kämpfe kommen meisterhaft rüber, da gibt es absolut nichts mehr zu verbessern. Dann sind da noch die Farben von Glynis Wein, die immer sehr passend sind und gleichermaßen zur rasanten Action, wie auch zum altertümlichen Japan, als auch zum grellen Geschehen in Tokio passen. Auch optisch genauso wie inhaltlich zu recht einer der großen Marvel Klassiker.

Außer Wolverins erster Mini, befinden sich in diesem Trade noch die beiden Hefte Uncanny X-Men #172 & #173. In diesen Comics geht es genau dort weiter wo die Miniserie aufgehört hat. Wolverine lädt seine Freunde Nightcrawler, Colossus, Kitty Pride und Storm ein um an seiner Hochzeit mit Lady Mariko teilzuhaben. Mit im Schlepptau haben sie das neueste Mitglied der X-Men, nämlich Rogue. Doch anstatt sich friedlich auf die Hochzeit vorbereiten zu können, müssen die Mutanten sich mit Marikos Halbbruder, dem Silver Samurai rumärgern, der seiner Schwester die Macht über den Clan nehmen möchte. Währenddessen gibt es aber auch Streit zwischen Logan und Rogue und in den USA verwirrt Cyclops neue Freundin die X-Men durch ihr Aussehen, sie sieht Jean Grey nämlich extrem ähnlich. Und dann wäre da noch Ororo, deren Fähigkeiten verrückt spielen und die glaubt, die Phoenix Macht könnte versuchen nun auch sie in Beschlag zu nehmen.

Diese beiden Hefte haben auch ein paar heraus stechende Momente. Zum ersten mal arbeiten Wolverine und Rogue zusammen, die X-Men lernen Madelyne Pryor kennen und Logan trifft zum ersten mal auf den kleinen süßen Lockheed. Außerdem bekam man hier erstmal Storms cooles Punk Outfit zu sehen. Mit Lederklamotten und Iro. Claremonts Writing ist in diesen beiden Heften auch wieder ziemlich gut. Es gibt nämlich nichts an der Geschichte auszusetzen, wenn man von zwei sehr aufgesetzten Konflikten absieht. Der eine Wären die Streitigkeiten zwischen Wolvie und Rogue, denn die anderen wussten ganz genau, dass er sich nicht mir ihr verstehen wird und hätten keinen Grund sie zur Hochzeit mitzubringen, schließlich war sie nicht mal eingeladen. Der Zweite wäre die Sache mit Pryor und der Fakt, dass sie aussieht wie Jean. Hätte er sich vorher vielleicht denken können, dass es dabei zu Missverständnissen kommt. Ansonsten ist aber alles klasse. Vor allem die Dynamik zwischen Yukio und Storm hat mir sehr gefallen.

Optisch glänzen die von Paul Smith gezeichneten Comics vor allem bei den Kämpfen zwischen dem Titelhelden und dem silbernen Samurai. Ansonsten überzeugt Smith wie immer durch sein aufgeräumtes und klar strukturiertes Artwork. Die Panel sind immer sauber gearbeitet, Bewegungsabläufe leicht nachvollziehbar und nie lenkt er durch Kitsch oder Details vom wesentlichen ab. Sicherlich kein außergewöhnlicher Stil, aber ein angenehm vornehm reduzierter der sich aufs wesentliche beschränkt. Passt durchaus zur Handlung. Und auch das emotionale Finale setzt er schlicht, aber effektiv um. Tolles Trade für alle Wolverine Fans.

9 von 10 schuppige Kater