Tai Chi Hero (2012) [Koch Media]
Bisher hielten alle den aufbrausenden Söldner Yang (Yuan Xiaochao) für einen ziemlichen Idioten. Nachdem er sich nun aber beweisen konnte, indem er seine Wahlheimat, das verborgene Bergdorf, vor der marodierenden Steampunk Armee gerettet hat, könnte sich das Blatt für ihn wenden. Er und die Tochter des Dorfältesten heiraten und schon einige Wochen später behandelt sie ihn schon nicht mehr wie einen lästigen Hund. Neue Gefahr droht ihnen bald durch seinen Schwager, der in seine Heimat zurückgekehrt ist um gegen die Kampfkunst des Tai Chi anzutreten und so die Überlegenheit der Technik zu beweisen. Wenn Yang aber sein volles Potential ausschöpfen kann, dann werden sie auch dieses Unglück abwenden können.
Wushu-Meister und Schauspielanfänger Yuan Xiaochao ist zurück um auch im zweiten Teil der Tai Chi Trilogie, wahrsten Sinne des Wortes, für eine menge Wirbel zu sorgen. Während er im ersten Teil noch durchgehend einstecken musste und sich allerhand gefallen lies, wird er hier nun endlich zu einem besser angesehenen Krieger. Auch seine frisch angetraute Frau wird allmählich netter zu ihm. Aber es gibt familiäre Probleme mit ihrem Bruder und somit auch mit riesigen mit Dampf betriebenen Kampfmaschinen.
Da man den artistischen Humor und insgesamt auch den Slapstick Anteil runtergeschraubt hat, wird nun die abgefahrene Optik zum absoluten Höhepunkt. Am eindrucksvollsten sind die Miniaturnachbauten und die teilweise auch in Originalgröße gebauten Steampanzer und Roboter. Sieht beides großartig aus, wie generell der gesamte Film. Ich mag den Comiclook mit den vielen detailverliebten und trickreich umgesetzten Kulissen. Zwar kommt auch viel CGI zum Einsatz, aber trotzdem ist vieles auch wirklich da und die Akteure können mit ihrer Umgebung interagieren, was so viel mehr hermacht, als wenn man den gesamten Film mit Greenscreens gedreht hätte.
Choreographier wurden die Kämpfe durch Sammo Hung, der diese Arbeit zum Beispiel auch schon vor vielen Jahren bei Titeln wie “Zhong tai quan tan sheng si zhan” übernommen hatte. Sieht auch wieder super aus und es fehlt dem Film auch nicht an abgefahrenen artistischen Einlagen. Der Fokus liegt aber darauf, dass es toll aussieht und nicht darauf kämpfe zu zeigen, die die Darsteller auch umsetzen können. Es wird also viel getrickst und Moves eingestreut die nicht mal mit Wire-Fu möglich sind und Unterstützung aus dem Computer benötigen.
Sorgfältig besetzt, genauso wie auch schon der erste Teil “Tai Chi Zero”, die Fortsetzung ebenfalls. Alle Darsteller des ersten Teile sind erneut dabei und so gibt es neben dem talentierten Newcomer Yuan Xiaochao auch wohlbekannte Hongkong Stars wie Tony Leung Ka Fai (Detective Dee), Angelababy und Stephen Fung zu sehen. Letzterer hat überdies auch wieder die Regie übernommen. Problematisch ist diesmal nur die Handlung, die nach der halben strecke etwas ins schleudern gerät. Am besten hat mir eigentlich das Finale gefallen, dass wie eine Ehrerbietung an “Das Bankett des Kaisers” wirkt und den absurden Humor der Trilogie noch mal ordentlich betont.
Insgesamt hat mir der zweite Teil etwas besser gefallen als der erste, vor allem da es nicht mehr so stark den Eindruck macht, dass man allen gefallen möchte. Einiges wirkt weniger generisch und vielleicht auch etwas mutiger. Ein gewagtes Abenteuer wird darauf aber trotzdem nicht. Immer noch trifft man sich auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner und wird mit rasanter Action, familienfreundlichen Humor, viel Slapstick und einer sehr simplen Story eingelullt. Umgesetzt wird das alles relativ gut und für den Moment meist auch unterhaltsam und vor allem schön bunt. Wenn es dann aber mal grad nicht schön blinkt oder der Film gar zu Ende ist vergisst man den Streifen, wie seinen Vorgänger auch schon, innerhalb weniger Minuten. Wem die Mischung aus großem Effektkino, Familienfreundlicher Slapstickkomödie und einem abgedrehten Steampunk Setting zusagt, kann sich Tai Chi Hero, am besten gleich mit seinem Vorgänger ausleihen. Den Weg in die Sammlung muss der Titel wohl nur bei wenigen finden, dafür fehlt der Sache dann doch etwas an Substanz.
Qualitativ lässt man sich bei Koch Media wieder nicht lumpen und es gibt eine nicht zu kritisierende DVD Auswertung. Diese beinhaltet neben dem Film in gut synchronisiertem Deutsch und dem Originalton in Mandarin, noch ein nettes Making Of und einige Featurettes die gar nicht mal so knapp geraten sind. Man bekommt also schon was für sein Geld.
5,7 von 10 Glockenverstecke