Black Caesar (1973)
Harlem in den Fünfzigern ist kein idealer Ort für einen heranwachsenden Afro-Amerikaner. Tommy Gibbs (Omer Jeffrey) kommt früh mit Gewalt und Verbrechen in Kontakt. Als einer seiner Botengänge ihn zu dem korrupten rassistischen Polizisten McKinney (Art Lund) führt, endet er mit gebrochenem Bein im Krankenhaus.
Als erwachsener Mann (Fred Williamson) sind Wut und Unzufriedenheit Tommys treibenden Kräfte. Mit der Unterstützung seiner Freunde Reverend Rufus (D'Urville Martin) und Joe Washington (Philip Roye) macht er sich schnell einen Namen im Ghetto. Durch sein vehementes Streben nach Macht rückt er immer weiter in die Nähe der Mafia. Trotz seiner Hautfarbe schafft er es, die „Familie“ von sich zu überzeugen. Doch seine Methoden werden immer grausamer, seine Verbrechen immer riskanter...
Das Leben des Tommy Gibbs ist harter Tobak. So unangenehm Blaxploitation-Filme wie The Black Gestapo oder The Black Klansman zwar bezüglich ihrer Grundprämisse sind, so kommen sie doch nicht an ein Werk wie Black Caesar heran. Der Zerfall des Hauptcharakters wird mit mehreren Zeitsprüngen verdeutlicht. Sind es am Anfang noch kleinere krumme Dinger, kommen bald „einfache Morde“ und es dauert nicht lange, bis die Gewalt eskaliert. Tommy isoliert sich immer weiter. Er schreckt nicht davor zurück seine Freundin Helen (Gloria Hendry) zu vergewaltigen. Konnte man zu Beginn des Films noch Sympathie für diesen jungen Mann aufbringen, der letztlich nur ein besseres Leben für sich und seine Nächsten ermöglichen wollte, wird es immer unmöglicher seine Taten gutzuheißen.
Wirklich bemerkenswert ist dabei Fred Williamsons Leistung, denn er schafft es trotz steigender Aversion gegen seinen Charakter weiteres Interesse an diesem zu schüren. Der Charakter ist für Blaxploitation mit gehörig Tiefe ausgestattet, sind doch die Verstümmlung durch McKinney und die Beziehungen zu seinen Eltern definierend für sein Handeln. Die Welt aus Gewalt und Verbrechen bietet das einzige System, in dem er zu funktionieren weiß.
Die restliche Besetzung trägt zu dem guten Gesamtbild bei. D'Urville Martin mimt den Reverend wie immer mit ordentlich Inbrunst. Leider fällt mal wieder Gloria Hendry negativ auf. Vielleicht ist das etwas Persönliches, da sie mich bisher in keinem Film überzeugen konnte.
Die schon erwähnten Zeitsprünge sind unglücklicherweise auch eines der Probleme des Films. Es fügt sich zwar alles irgendwie zu einem vernünftigen Gesamtbild zusammen, doch oft kommt man sich etwas verloren vor. Die zweite Hälfte des Films wirkt dadurch etwas konfus, da recht essentielle Veränderungen vor sich gehen und Sprünge über mehrere Jahre gemacht werden.
Der Soundtrack stammt von James Brown und ist als selbständiger Release auch wirklich jedem, der auch nur entfernt mit Soul und Jazz etwas anfangen kann, ans Herz gelegt. Allerdings ist die Kombination mit dem Gezeigten nicht immer treffend. Da werden dramatische Szenen mitunter von Herrn Brown etwas unterwandert, wodurch sie an Wirkung verlieren. Nichtsdestotrotz ist es neben Curtis Mayfields Beitrag zu Superfly wohl einer der bedeutendsten Soundtracks.
Black Caesar gehört wohl nicht zuletzt aufgrund der guten Ausgestaltung des Hauptcharakters zu den „wichtigeren“ Filmen im Genre.
7,5 von 10 Überraschungen unter Bettdecken