Montag, 24. September 2012

Fünf Wochen im Ballon (1962) [Koch Media]


Fünf Wochen im Ballon (1962) [Koch Media]

Professor Fergusson (Cedric Hardwicke) ist überzeugt, dass sein neuer Heißluftballon wirklich eine ganz heiße Nummer ist. Leider kann er keine Sponsoren von seiner Idee überzeugen, mit dem Ballon die für die „zivilisierte“ Welt unbekannten Regionen des afrikanischen Kontinents zu erkunden. Günstigerweise hat der britische Premierminister einen Auftrag, der auf dem Landweg so gut wie unmöglich erscheint. Fergusson soll mit seinem Ballon von Sansibar aus nach Westafrika reisen, um dort Territorium für das Britische Weltreich zu beanspruchen, das sonst in die Hände von Sklavenhändler fallen könnte und die Halunken dadurch ihre Position stärken könnten. Heißluftballon fliegen und dann auch noch was gegen Sklaverei tun? Da hadert der Professor nicht lange. Er bekommt als militärischen Berater und Afrika-Experten Sir Henry Vining (Richard Haydn) zur Seite gestellt und soll neben seinem Assistenten Jacques (Fabian) auch noch den amerikanischen Journalisten Donald O'Shay (Red Buttons) mitnehmen. Der Schwerenöter O'Shay sorgt indirekt dafür, dass die Herrenrunde durch die Sklavin Makia (BarBara Luna) aufgelockert wird. Es dauert nicht lange bis sich zudem noch ein Schimpanse (Chester), die Amerikanerin Susan Gale (Barbara Eden) und der Sklavenhändler Ahmed (Peter Lorre) der Expedition anschließen – ob nun freiwillig oder nicht...

Am Ende des Tages kommt man dann doch immer wieder bei Jules Verne an. Daran ist überhaupt nichts auszusetzen, sind seine Geschichten doch immer unterhaltsam und aufgrund des Inhalts und der Entstehungszeit meist faszinierend.
Diese Verfilmung von 1962 hält sich grundsätzlich an die Vorlage, versucht das Ganze allerdings ein wenig für das Kinopublikum der Sechziger aufzupeppen. Das heißt konkret, dass BarBara Luna und Barbara Eden ein wenig was für's Herz beisteuern sollen und Chester einfach nur geile Affenaction reißen soll. Der Humor des Films ist generell recht unschuldig, bewegt sich in einigen Momenten allerdings sehr nah an der Grenze zum nicht unterhaltsamen Klamauk. Die Dialoge sind auch aus heutiger Sicht recht pointiert und können gelegentlich sogar durch Wortwitz glänzen.
Dass bei einer Komödie aus den Sechzigern keine große Schauspielerei zu erwarten ist, sollte dem Zuschauer klar sein. Die Darstellung ist meist theatralisch, bleibt aber im liebenswürdigen Bereich. Chester schlägt da etwas aus dem Ruder. Der Schimpanse hat seine Rolle sehr ernstgenommen und spielt die menschliche Besetzung gekonnt an die Wand.

Menschen, denen andere Tiere doch irgendwie am Herzen liegen, könnten an Chesters Beteiligung zu Recht Anstoß nehmen. Einige der Szenen wirken nicht unbedingt so, als würden sie für den Affen angenehm sein. In einer Szene sieht man wie er stark aufgrund eines Gewehrschusses zusammenzuckt und fliehen möchte – gar nicht mal so cool.
Gar nicht so cool ist ebenso die Darstellung der Menschen in den afrikanischen Ländern. Da werden ordentlich Stereotypen herausgeholt, so dass es aus heutiger Sicht nicht sehr politisch korrekt wirkt. Das kann man als damaligen Zeitgeist akzeptieren oder man lässt es.

Die Geschichte ist episodenhaft aufgebaut und unterhält recht ordentlich. Leider zieht sich der Film in der letzten halben Stunde doch sehr, so dass einem die circa 101 Minuten doch etwas lang vorkommen.
Tricktechnisch ist Fünf Wochen im Ballon schön anzusehen. Auch wenn der Film nun 50 Jahre auf dem Buckel hat, ist es für den Plastik-CGI-malträtierten Zuschauer eine Augenweide, wie viel Arbeit in die Sets gesteckt wurde.

Die Blu-ray kommt mächtig restauriert daher. Die Bildqualität ist sehr hoch und fällt nur in dunkleren Szenen etwas ab. Nur sehr selten flackert das Bild etwas oder wird etwas körnig. Der Ton ist solide und wirkt weder blechern oder dumpf. Ähnlich wie bei Drei Rivalen wurde hier einiges aus dem alten Material herausgeholt.
Neben Trailern zum Film gibt es auf der Disc noch einen kurzen tonlosen Mitschnitt der Premiere und eine Diashow.

Fünf Wochen im Ballon ist eine nette Verfilmung einer Geschichte Jules Vernes, die auch heute noch Spaß machen kann, wenn man ein paar Längen in Kauf nimmt und versucht, das eine oder andere Auge zuzudrücken.

6,6 von 10 Nashornelefanten