Ikigami - Der Todesbote #1 (Carlsen Manga)
In der nahen Zukunft wurde in Japan per Gesetz der “Nationale Wohlfahrtsakt” erlassen. Diese Maßnahme des Gesundheitsministeriums sieht vor das jedes Schulkind im alter von sechs Jahren geimpft wird. Diese Impfung hilft dabei viele der heute noch gängigen Krankheiten völlig auszumerzen. In einer von 1.000 Spritzen ist allerdings eine kleine Kapsel die sich ans Herz haftet und ihr Opfer im Alter zwischen 18-24 Jahren töten wird. Jeder Mensch wächst also mit der Gewissheit auf, das seine Impfung mit der Wahrscheinlichkeit von 0,01% ein tödliches Ende nach sich ziehen wird. Somit sollen alle Bürger dazu angehalten werden die Zeit die ihnen bleibt so gut wie möglich zu nutzen. Kriminalität und vor allem die Selbstmordrate sind seitdem erheblich gesunken. Erst einen Tag vor ihrem Tod bekommen die Opfer durch einen Mitarbeiter der Regierung, einem der Ikigami eine Sterbeurkunde. Durch die 24 Frist will die Regierung verhindern, dass Todeskandidaten genug Zeit haben Racheaktionen gegen den Staat zu planen. Die meisten ergeben sich ihrem Schicksal aber eh, da ihre Familie keine Hinterbliebenenrente erhält falls sie innerhalb der letzten 24 Srunden kriminell werden. Auch ansonsten ist die Angst des Volkes vor dem totalitären System ziemlich groß.
Dreh und Angelpunkt dieser Reihe scheint der Ikigami Fujimoto zu sein. Ein junger Mann, der seine Ausbildung als Ikigami gerade vollendet hat. Sein Job wird es sein 24 Stunden vor dem Tod der geimpften zu ihnen nach Hause zu kommen und ihnen ihre Sterbeurkunde auszuhändigen. Kein leichter Job und ganz sicher ob es so richtig ist was er da macht ist er sich auch nicht. Fujimoto ist das Element, das die weiteren Akte zusammenhält. Wenn wir in seiner Nähe sind lernen wir mehr über das Impfsystem, die Regierung und wie die Maschinerie funktioniert. Dabei muss man klar eingestehen das Mangaka Motore Masa in diesem Punkt ganz offenkundig in Fanservice abdrifte. Die Art wie das Impfsystem und das Aushändigen der Papiere funktioniert wird derart akribisch und kleinlich geschrieben, dass es nur dazu dient Sci-FI Ultranerds anzusprechen. Es würde auch reichen das System etwas oberflächlicher zu erklären, ohne das dabei Glaubwürdigkeit verloren ginge. Geil find ich es trotzdem, aber scheinbar gehöre ich auch zur Zielgruppe.
Die Erzählung entfernt sich von Fujimoto, sobald er eine Sterbeurkunde abgegeben hat. In diesem ersten Band passiert dies zwei mal. Zuerst bekommt ein Außenseiter seine Urkunde. Sein ganzes Leben lang wurde er gemobbt, verprügelt und übelst fertig gemacht. Da er jetzt weiß das ihm nicht mehr lange Zeit bleibt beschließt er sich sofort an seinen Peinigern zu rächen. In Rückblenden wird erörtert was ihm alles zugestoßen ist. Dabei wird die Gewaltdarstellung durchaus auch schon mal ziemlich explizit. Dabei wechselt der relativ gängige, aber sehr detaillierte Mangastil zu einer noch detaillierteren und stark schraffierten Darstellung. Es wird viel dreckiger und verstörender, wobei ein paar Seiten nur schwer zu ertragen sind, aber nicht wegen der Gewalt, sondern viel mehr durch die verzweifelte Art des Racheakts. Letztendlich rächt sich der junge Mann nicht wirklich und stellt nur ein letztes mal fest wie schrecklich sein Leben war.
Der zweite sterbende junge Mann ist da anders. Er strebt eine Musikkarriere an und geht bei seinem Unterfangen schon länger auf der Stelle. Um mehr Erfolg zu haben verändert er seinen Stil und verrät einen seiner Freunde. Er nutzt seine letzten 24 Stunden um Fehler in seinem Leben zu korrigieren und eine letzte Chance wahr zu nehmen. Es wird also verschiedene Herangehensweisen an die Thematik geben. Wenn die Schicksale weiterhin so unterschiedlich bleiben werden und man die Hauptgeschichte mit Fujimoto in eine Interessante Richtung bringen kann werde ich diese Reihe auch gerne über längere Zeit verfolgen. Potential ist jedenfalls vorhanden, mal sehen wo die Reise hingeht. Für den ersten Band gibt es jedenfalls eine Empfehlung von mir.
8 von 10 Aschenbecher