Freitag, 28. September 2012

Die Nacht des Zorns (Lübbe Audio)

Die Nacht des Zorns (Lübbe Audio)

In einem kleinen Ort in der Normandie kommt es zu einigen mysteriösen Todesfällen. Der erste Verdächtige ist Momo (Denis Moschitto), ein junger politischer Aktivist. Kein Wunder, denn unter den Toten ist auch der Funktionär einer großen Firma. Falls er den Mann wirklich mitsamt seines Autos abgefackelt haben sollte, könnte er damit dem Kapitalismus direkt treffen. Kommissar Adamsberg (Ulrich Gebauer) ist sich aber bald sicher das Momo zwar gerne Bonzenkarren abfackelt aber niemals jemanden töten würde. So kommt es das er ihm bei der Flucht aus der Polizeiwache hilft und ihn sogar bei sich zuhause aufnimmt, bis er beweisen kann, was wirklich geschehen ist.

Autorin Fred Vargas schickt ihren Kommissar Jean-Bapiste Adamsberg erneut in die Ermittlungen zu einem schweren Fall. Erneut vermischt sich die clever geschriebene Kriminalgeschichte mit einer alten mystischen Legende, bleibt aber durch Bezüge auf realen politischen Protest und die Ungerechtigkeit und Ungereimtheiten des Justizsystems immer mit der Realität verbunden und wirkt nie abgehoben. Vor allem das Ende ist relativ mutig, da es durch seine moralische Fragwürdigkeit sehr ungewöhnlich ist. Der Weg dahin ist spannend und genauso launisch geschrieben.

Bei der hörspielerischen Umsetzung des Romans fürs WDR Radio ist ein zweistündiger Radiokrimi entstanden. Der Radiobearbeitung verdanken wir das typische Radiofeeling. Irgendwie klingen Radiohörspiele immer sehr eigen, ganz anders als andere Hörspiele wie ich finde. Rustikaler, weniger aufgeregt und oftmals erwachsener. Dafür aber auch starrer, sowohl vom Szenenaufbau, als auch auf die Art, wie Geräusche und vor allem der Soundtrack eingefügt wurde. Letzterer ist teilweise etwas zu artsy und wird mit seinen schrillen Tönen manchmal zu anstrengend. Aber nur zwischen den Kapiteln. Die szenische Untermalung ist hingegen sehr gelungen. Dafür sind aber die Hintergrundgeräusche durchgängig wirklich gut, wodurch oftmals eine sehr dichte Atmosphäre aufkommt.

Von den Sprechern konnten mir besonders Denis Moschitto und Ulrich Gebauer gefallen. Auch Susanne Barth kann mal wieder gefallen und Udo Schenk als Erzähler ist eh eine sichere Bank. Aber auch ansonsten ist dieses Hörspiel trotz des großen Ensembles bis in die letzte Reihe toll besetzt. Nicht immer mit großen oder bekannten Namen, aber immer mit Schauspielern die ihre Sache wirklich gut machen.

Was mir aber nicht wirklich gefällt ist die Gestaltung des Booklets und überhaupt das ganze Artwork der CD Version. Die Schrift sieht irgendwie billig aus und im Booklet ist einiges nur schwer zu lesen, weil sich die Schrift nicht genug von dem gemusterten Hintergrund abhebt. Ansonsten ein rundum gelungenes, wenn auch recht verschrobenes Hörspiel.

8 von 10 gespaltene Väter