Edgar Allan Poe’s - The Fall of the House of Usher #1 (Dark Horse)
Das Haus der Familie Usher ist genauso alt, krank und dem Ende nahe wie die Familie selbst. Die Toten auf dem Usher Friedhof werden von jedem Unwetter wieder nach oben Gespült und so werden ständig neue Särge gebraucht, das Haus selbst verwittert Immer mehr und das Geschwisterpaar im Inneren haben bei weitem kein normales Verhältnis. Was von außen schon sehr skeptisch beäugt wird ist von innen noch viel, viel schrecklicher, wie ein alter Freund feststellen muss, der zu besuch kommt.
Horrorcomic Legende Richard Corben setzt seinem Dezember Werk letzten Jahres einen zweiteiligen Comic nach. Hatte er letztes Jahr noch Edgar Allan Poe’s Conqueror Worm vercomict, war jetzt der Untergang des Hauses Usher an der Reihe. Obwohl mir der Wurm nicht so gut gefallen hat, habe ich mich auf dieses Heft sehr gefreut. Corben ist für mich immer noch einer der allerbesten Künstler wenn es um schreckliche Inhalte geht und zum anderen hat er sich diesmal dazu entschieden den Stoff auf zwei Hefte zu verteilen. Da am Wurm vor allem der gehetzte Erzählstil die Atmosphäre am wirken hinderte, macht diese Entscheidung Hoffnung.
Eine Geschichte wie die des Hauses Usher kann man nicht einfach unverändert in einen Comic umsetzen. Erstmal wäre die Geschichte als direkte Adaption wohl nicht gerade spannend, da es nicht so viel zu zeigen gibt und zum anderen muss was verändert werden, da wirklich jeder Mensch der sich nur irgendwie mit Gruselgeschichten beschäftigt auf verschiedene Arten auf dieses Werk gestoßen ist. So erzählt Corben die Geschichte mit bekannten Mitteln, ergänzt und ändert aber hier und da mit eigenen Einflüssen und vor allem der Poe Geschichte “Das ovale Porträt” in der es darum geht das Kunst immer etwas vampirisches hat, was Künstler und Modell Lebenskraft raubt. Da hier aus dem Maler und seinem Modell, das zugleich seine eifersüchtige Frau ist, die Usher Geschwister gemacht worden sind, kommt zu den dunklen Geschichten des Usher Hauses jetzt auch noch eine angedeutete inzestuöse Geschwisterbeziehung die von Macht und Gewalt dominiert wird.
Mit anderen Worten: Corbens Vision ist ziemlich kaputt! Die Ushers mit ihren langen Gesichtern und riesigen Nasen sehen fast schon aus wie Karikaturen, wirken aber durch Corbens realitätsnahen Farben schrecklich echt, was alles noch so viel gruseliger macht. Insgesamt sind die Zeichnungen ungemein eklig geworden. Wobei der Künstler auf billige Schockmomente verzichtet. Dieses unangenehme Gefühl baut sich beim lesen geschickt im Hintergrund auf. Corben muss dafür kein Blut, nichts dämonisches zeigen, denn bis zum Ende passiert nichts schlimmes. Schwer zu verkraften ist die Stimmung des Hefts aber die gesamte Zeit über.
Mission erfüllt! Corben schafft es einen der größten Klassiker der Schauerliteratur optisch umwerfend zu gestalten und inhaltlich neue Wege zu gehen ohne den Inhalt des Originals zu verfälschen oder zu bescheiden.
8 von 10 sehr nackte Statuen