Gruselkabinett - 75 - Weiß (Titania Medien)
Es ergab sich im London des Jahres 1858, dass der junge Arzt Charles Elveston (Johannes Raspe) auf ein Herrenhaus aufmerksam wurde, das hinter einer hohen Steinmauer versteckt lag. Dabei fällt ihm der Hausherr, der Duke de Rohan (Niels Clausnitzer), sehr stark auf. Immer wenn der alte Mann sein Haus verlässt, ist er vollkommen weiß gekleidet und auch innerhalb des Hauses dominiert diese Farbe alles. Er versucht das Geheimnis zu lösen und kommt alsbald in Kontakt mit dem Duke. Dieser erklärt ihm, dass der Grund für die farblose Inneneinrichtung die Tochter einer ihm nahestehenden Familie ist. In einem abgeriegelten Flügel des Hauses lebt nämlich die Prinzessin Blanche d’Alberville (Stephanie Kellner). Angeblich soll sie unter einer psychischen Erkrankung leiden, die nur bei einer bestimmten Farbe zum Vorschein tritt. Er beschließt die junge und durchaus hübsche Frau zu behandeln, kann aber keine Krankheit bei ihr feststellen. Bei seiner ärztlichen Pflege kommt er ihr immer näher, doch noch ist ihm nicht klar was hinter alldem wirklich steckt.
Normalerweise verbindet man Schauerromantik vor allem mit Werken aus Europa, speziell aus England, Frankreich und Deutschland. Mary Helena Fortune ist in diesem Bereich schon eine sehr exotische Autorin gewesen. Die Australierin erschuf in ihrer Lebenszeit von 1833-1909 unter ihrem Pseudonymen Waif Wander und W.W. über 500 Detektivgeschichten und zudem einige Schauermärchen. Somit war sie eine der ersten Frauen die sich an Kriminalgeschichten trauten.
“Weiß” oder “The White Maniac” ist von Anfang an eine sehr Märchenhafte Geschichte. Ein junger Doktor findet eine hübsche Prinzessin, verliebt sich in sie und ist der Meinung man würde sie zu unrecht festhalten. Er will sie also befreien, wie es jeder Ritter in einer weißen schillernden Rüstung tun würde. Das große Rätsel, das aber ohne ein wirklich überraschendes Ende daher kommt, ist die Frage ob Blanche wirklich krank ist und was in ihrer Familie vorgeht. Mit etwas über einer Stunde ist das Hörspiel für diesen Stoff an ein paar Ecken etwa zu lang geworden. Dafür ist das Ende dann einfach nicht mysteriös genug. Andererseits hat man somit viel Zeit um ruhig und behutsam das heftige Ende aufzubauen.
Gerade im Finale macht Regisseur Marc Gruppe einiges richtig. Das Finale rast am Zuhörer vorbei, ist im Vergleich zum Rest der Folge laut und die musikalische Untermalung sperrig und lärmend. Dabei bleibt es aber nicht und man wird ein weiteres mal rasant überrumpelt. Ansonsten hält auch diese Folge typisch fürs Gruselkabinett einen klassischen Score bereit zu dem sich Pferdewiehern und Kutschengeräusche gesellen.
Auch bei der Sprecherauswahl gibt es eigentlich nichts auszusetzen. Johannes Rapse und Niels Clausnitzer machen ihre Sache gut und auch der kurze Gastauftritt von Horst Naumann war ein klarer Höhepunkt der Folge. Stephanie Kellner spricht die Prinzessin eigentlich auch sehr gut, übertreibt an ein paar stellen für meinen Geschmack aber ein wenig.
Rundum gelungene Folge und mal wieder eine eher unbekannte Geschichte als Vorlage. Fans der Reihe sollten damit durchaus zufrieden sein.
7,8 von 10 weiße Anzüge