Junior (1994) [Koch Media]
Dr. Alex Hesse (Arnold Schwarzenegger) ist ein Virtuose seiner wissenschaftlichen Zunft. Zusammen mit seinem "Kumpel" Dr. Larry Arbogast (Danny DeVito) arbeitet er an einem Serum, das Schwangerschaften mit absoluter Sicherheit zum Erfolg führen soll (für Laien: ein gesundes Baby kommt zur Welt). Leider werden ihm die Mittel gestrichen und sein Labor wird von der etwas wirren Dr. Diana Reddin (Emma Thompson) übernommen. Reddin arbeitet an einem Projekt, für das sie so allerhand Schimpanseneier gesammelt hat. Hesse ist enttäuscht und will wieder zurück in sein Heimatland Österreich. Arbogast kann ihn jedoch überreden zu bleiben. Sie wollen das Serum unbedingt testen und der Welt zeigen, dass es funktioniert. Leider wüssten sie nicht welche Frau sich für ein solches Experiment bereit erklären würde. Aber wer braucht schon Frauen, wenn man ein 2-Meter-Muskelmassiv zur Verfügung hat? Und bezüglich Eizellen hat sich ja soeben auch eine Quelle aufgetan...
Sechs Jahre nachdem Schwarzenegger und DeVito in "Twins" zusammenarbeiteten, ein Jahr nachdem Robin Williams sein Faible für die Kleidung älterer Damen in "Mrs. Doubtfire" auslebte und ein paar Jahre bevor Eddie Murphy die Fat Suit für sich entdeckte, schlug Junior in den Kinos ein.
Ich habe damals - vor fast 20 Jahren - den Trailer zum Film gesehen und sogar als kleiner Racker von nicht mal zehn Lenzen zog ich damals eine Linie, die ich bis heute nicht zu überschreiten wagte. Aber nun zum Blu-ray-Release des Films und unter permanenter Androhung von Liebesverweigerung seitens des Chefs konnte ich es nicht mehr verhindern, diesen letzten Schritt zu gehen.
Dieses Opus von fast zwei Stunden Dauer lebt allein von der Idee, einen großen, muskulösen und auch überhaupt sehr männlichen Charakter, der Englisch mit einem hocherotischen Akzent spricht, schwanger werden und alle damit einhergehenden Nebenwirkungen erleben zu lassen. Das soll erstmal ja nichts schlechtes heißen. Schaut man sich unser Archiv an, finden sich definitiv viele Filme, die mit noch weniger ausgefeilten Ideen aufwarten können.
Die Geschichte, die sich aus der Idee entwickelt ist relativ fix erzählt. Hesse lässt sich also eine befruchtete Eizelle einpflanzen, deren Herkunft er nicht kennt. Ob sich die jetzt in einem Bauchmuskel ein neues Zuhause baut oder Hesse spontan eine Gebärmutter wachsen lässt, bleibt ungeklärt. Jedenfalls entwickelt sich der Fötus prächtig und die Wirksamkeit des Mittels scheint bewiesen. Als sie das Experiment abbrechen wollen, entscheidet sich Hesse dazu das Kind wirklich auszutragen. Er bekommt immer mehr Schwierigkeiten, sein Bäuchlein zu verstecken und zudem kotzt er, als gäbe es etwas zu gewinnen. Obendrein kommen sich Hesse und Reddin näher, was insofern ein Problem ist, da die oben genannte Eizelle zufälligerweise von Reddin stammt...usw. usf.
Man darf da von einer Blockbuster-Komödie aus den 90ern nicht zu viel erwarten. Zumal Ivan Reitman hinter dem Ganzen steht. Das hört sich jetzt alles sehr gelangweilt oder gequält an, aber der Eindruck täuscht. Ich bin begeistert! Und das aus mehreren Gründen.
Schwarzenegger im O-Ton ist eine Wucht, wenn er sich so sehr bemüht, lustig zu sein. Das ganze Szenario ist - zumindest für mich - einfach sehr verstörend. Spätestens nach der Albtraumszene, in der Arnie ein Kind in den Armen hält, dem Arnies Gesicht vollkommen verzerrt aufgepatscht wurde und das ihm "Mama" entgegenkreischt, bekomme ich selbst Albträume. Ich habe zudem begründete Angst, dass - sollte ich irgendwann ein Kind zeugen und dessen Geburt beiwohnen - mir diese Szene in den Sinn kommt und ich mir damit "den schönsten Tag meines Lebens" versaue. Das ist kein Scherz.
Aber abgesehen von Schwarzenegger haben ja auch noch DeVito und Thompson ihren Beitrag zu leisten. Dieser besteht herrlicherweise darin, dass beide sehr häufig sehr verloren wirken und gar nicht so recht wissen, was sie mit den Szenen anfangen sollen oder warum sie das tun. Gerade Thompson ist so über alle Maße überdreht, dass man fast ein bisschen Mitleid bekommt. Schauspielerisch auffällig ist zudem noch Frank Langella (Masters of the Universe), der als Institutsleiter ununterbrochen geistig abwesend scheint. Eine famose Konstellation.
Letzten Endes möchte man irgendwann allerdings nur noch die Entbindung sehen, einerseits weil sich nie wirklich erschließt, wie das alles nun funktionieren soll, und andererseits auch, weil der Film bezüglich des Tempos einfach nicht mehr heutigen Sehgewohnheiten entspricht.
Ein bisschen enttäuschend für den Fan des schlechten Geschmacks ist, dass man nur Arnies verschwitztes Gesicht sieht und gesagt bekommt, dass ein Kaiserschnitt durchgeführt wird. Ein bisschen mehr Gore für eine 18er-Variante wäre schon drin gewesen...
"Junior" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Kind der Neunziger. Ich habe mich lange gegen den Streifen gewehrt. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich ihn aufgrund seiner Kuriosität und der leichten Note Wahnsinn genossen habe.
Jetzt hab' ich Bock auf "Twins" und "Der Kindergartencop"...
8 von 10 Drillinge