Border Psycho (2009) [Schröder Media]
Der Flughafeneinwanderungscop Marshall (David Rasche) startet seinen letzten Arbeitstag bei der Einwanderungsbehörde, bevor er Zwangspensioniert wird. Gemeinsam mit seinen Kollegen Bob (Frank Grillo) und Sandra (Erica Gimpel) verhört er Menschen die aus Südamerika eingereist sind um herauszufinden ob es sich bei ihnen um illegale Einwanderer handelt. Sie machen sich einen Spaß draus Brasilianer und Kubaner in die Ecke zu drängen, zu provozieren und ihnen sehr private Fragen zu stellen. Selbst wenn sie wie im Fall von Nonato (Irandhir Santos) schon seit 10 Jahren legal in den USA lebten. Er war nämlich nur zu besuch in seiner alten Heimat Brasilien um seine Tochter bei seiner Ex-Frau zu besuchen. Die Vernehmungen eskalieren allerdings immer mehr, da Marshalls Alkoholproblem vollkommen außer Kontrolle gerät. Alles endet mit einer schrecklichen Tragödie, die Marshall zum Nachdenken bringt. Jahre später macht er sich auf nach Brasilien um Nonatos Tochter zu finden und Vergebung zu suchen.
Der reißerische Titel “Border Psycho” lies mich eher darauf schließen, dass wir hier einen eher actionorientierten Thriller über wahnsinnige Terroristen am Flughafen zu sehen bekommen oder so was in der Art. Der Originaltitel “Olhos azuis”, also blaue Augen, passt da schon eher. Es geht nämlich nicht um irgendwelche Terroristen und um doofe Action, sondern um einen rassistischen Grenzbullen. David Rasche (Men in Black 3) spielt den stark alkoholisierten und bigotten Cop sehr überzeugend und durch die interessante Erzählweise wird man vor allem von seinem Acting immer mehr abgestoßen, aber auch in den Bann gezogen. Der brasilianische Regisseur José Joffily erzählt nämlich die Ereignisse die zu Marshalls Suche in Brasilien führten und die viele Jahre später stattfindende Suche parallel. Damit wird ziemlich gut Spannung aufgebaut, auch wenn man eigentlich von Anfang an weiß wie die Szene im Flughafen ungefähr enden wird.
Dabei muss gesagt werden, dass ungefähr die ersten 20 Minuten unerträglich werden wenn man den Film aufmerksam schaut. Die drei Personen die uns als Hauptfiguren vorgesetzt werden, nämlich die Cops, sind einfach nicht zu ertragen. Der Film vermittelt simpel und ohne zu übertreiben das Gefühl staatlichen Repressionsorganen hoffnungslos ausgeliefert zu sein. Jeder der schon in ähnlichen Situationen war, kann mitfühlen wie es für die Einwanderer in dem Moment sein muss. Die Art wie die Bullen hier mit den “Verdächtigen” umgehen ist einfach schrecklich und ist so nah an der Realität, dass ich verdammt wütend geworden bin. Natürlich wird später klar, dass es genauso von den Machern beabsichtigt war. Schließlich geht es darum wie ein alter Rassist zu beginnen versteht wie falsch sein Weltbild immer war. Ganz kann er sein xenophobisches denken allerdings bis zum Ende nicht ablegen und auch wenn er beginnt einen richtigen Weg zu gehen, gibt es am Ende keine Entschuldigung für sein Verhalten. Hat mir auch sehr gefallen. Ist eine sehr nüchterne und realitätsnahe Darstellung solcher Probleme, denn auch wenn er versucht wieder gut zu machen was er getan hat gibt es kein Happy End für ihn und Rassismus ist auch nach seiner Brasilienreise ein genauso großes Problem.
Dabei ist es allerdings ärgerlich, dass die beiden anderen Bullen, gespielt von Erica Gimpel und Frank Grillo (The Grey) viel schlimmere Charaktere als ihr Vorgesetzter sind, da sie seinen Rassismus erst ermöglichen und nicht eine der vielen, vielen Möglichkeiten wahrgenommen haben um ihn aus dem Dienst zu bekommen. Täglich schauen sie ihm dabei zu wie er unschuldige schikaniert, sich im Dienst betrinkt und machen auch noch gerne dabei mit. Die beiden durchlaufen aber keine Katharsis, ihre Geschichte wird nicht zu Ende erzählt und man hat vollkommen vergessen ihr tun zu kommentieren. Irgendwie ist das natürlich auch realitätsnah, lässt aber den Film dramaturgisch etwas lasch wirken.
Während seiner Reise durch Brasilien wird er von der jungen Prostituierten Bia begleitet, die ebenfalls ziemlich gut von Cristina Lago gespielt wird. Wie die meisten anderen Figuren ist sie aber in der deutschen Version nicht zu ertragen. Ihr solltet “Blue Eyes” also auf jedenfalls im O-Ton sehen. Durch den Charakter von Cristina Lago lernt Marshall viel über die Menschen die er so hasst und warum einige von ihnen versuchen in die USA zu kommen. Gleichzeitig gibt es aber noch einen kleinen Subplot über Bia und ihre Familie, die sie verlassen hat um als Prostituierte ein “besseres” Leben zu führen. Am Ende kommt alles ziemlich gut zusammen und wir bekommen ein handwerklich und inhaltlich kompetentes Drama, mit guten Schauspielern und einem ziemlich guten Look. Gerade Brasiliens Pampa wurde toll eingefangen.
“Border Psycho” konnte mich insgesamt ziemlich gut überraschen. Leider ist die deutsche Version nicht wirklich schaubar, weshalb die deutsche DVD leider nur schlecht abschneidet. Der Film selbst ist für Interessierte der Thematik aber sicherlich einen Blick wert.
Leider hat man sich bei der deutschen Lokalisierung keine Mühe gegeben. Die Mehrsprachigkeit von englischsprachigen, portugiesischen und spanischen Schauspielern ist für die Handlung ziemlich wichtig. Aber anstatt nur die englischen Teile zu übersetzen und den Rest im O-Ton zu lassen hat man einfach alles eingedeutscht. Schlimmer ist nur, die immer gleiche vier Mann/Frau M.I.G. Synchro, die nie passt und nie auch nur annähernd versucht zu Schauspielen. Als Bonus ist der Originaltrailer enthalten, wie auch ein kleines Making Of. Dazu kommt noch eine Trailershow mit Titeln wie “Kentucky Fried Zombies”, “Spezialeinheit Ostfront”, “Das Chaos”, “Der Bomber”, “Nate und der Colonel” und “Gute Reise, Kuro”.
6,7 von 10 blaue Augen