Citadel - Wo das Böse wohnt (2012) [Maritim Pictures]
Tommy (Aneurin Barnard) hat die Sicherheit seines Elternhauses verlassen und bezieht nun mit seiner hochschwangeren Freundin die erste eigene Wohnung in einem runtergekommenen Hochhausapartment in einem irischen Ghetto. Nichts dolles aber fürs erste soll es reichen. Dabei kommt es aber schon beim Einzug zu einer unfassbaren Tragödie. Während Tommy im Fahrstuhl eingeschlossen ist, attackiert eine Gruppe vermummter Kinder seine Frau und infizieren sie durch eine Spritze mit einem unbekannten, tödlichen Virus. Im Krankenhaus wird seine Tochter zur Welt gebracht, doch seine Frau fällt ins Koma und verstirbt bald darauf. Alleine und von schlimmen Agoraphobie Anfällen versucht er irgendwie, aber vollkommen gefühllos für das Baby zu sorgen. Dabei kann er nicht mal die Wohnung verlassen ohne psychisch zusammenzubrechen. Hilfe bekommt er allerdings von der Krankenschwester Marie (Wunmi Mosaku). Dank ihr macht er auch einige Fortschritte, aber auch sie kann ihm nicht helfen als die Kapuzenkinder zurückkommen um das Baby zu entführen. Um seine kleine Tochter zu retten muss Tommy zurück in die sogenannte Zitadelle.
Mit “Citadel” legt Ciaran Foy sein sehr persönliches Langfilmdebüt als Regisseur und als Drehbuchautor vor. Als jugendlicher wurde er auf der Straße grundlos von einigen Kapuzenteens mit einem Hammer attackiert und einer Spritze verletzt. Diese reale Attacke ist daher auch der Ausgangspunkt dieses Films, der zeitlich perfekt zum Höhepunkt der Hoodedmenace Horrorfilmchen Welle auf den Markt kommt, die zur Zeit über England schwappt. Allein an der persönlichen Nähe zu dem Stoff, gelingt es Foy die Angst seiner Hauptfigur so glaubwürdig und gefühlsnah zu erzählen. Ebenso die Therapiestunden und überhaupt wird die Agoraphobie optisch fabelhaft transportiert.
Das Problem dieses unpolierten Edelsteins liegt leider darin wie die Geschichte um die Bösen Buben sich entwickelt. Einerseits passiert hier eine recht plumpe Dämonisierung der Kapuzenkinder, die dann wiederum aber auch ein paar sozialkritische Einlagen hat, letztlich wird das Problem damit zuerst simplifiziert und zum anderen nimmt das dämonische viel vom realen Horror der Sache. Jedenfalls hätte ich mir entweder gewünscht man hätte es komplett in den Grenzen eines psychologischen Horrors gelassen und nichts übersinnliches hinzugefügt. Ich persönliche finde verzweifelte Kids die rein aus Langeweile und Verzweiflung Verbrechen begehen sehr viel gruseliger als Monster. Wenn es schon etwas übernatürliches sein muss, dann hätte ich mir gewünscht das man weniger erklärt. Ansonsten ist der Film aber klasse geschrieben, gerade was hier mit ein paar der Figuren angestellt wird, ist sehr unerwartet und teilweise auch radikal.
In der Hauptrolle erweist sich Aneurin Barnard als wahrer Glücksgriff. Er gibt einen verdammt guten Phobiker ab und genauso einen mitleiderregenden, alleinerziehenden Vater. Nicht weniger gut, aber unauffälliger spielt Wunmi Mosaku, deren Rolle der einzige Lichtblick innerhalb der Welt von “Citadel” ist. Egal wie schrecklich alles ist, durch sie gibt es vielleicht doch noch so etwas wie Hoffnung auf ein besseres Leben. Aber auch James Cosmo als die dritte Figur des hat keine schlechte Bühnenpräsenz, funktioniert aber erst im Kontext mit den anderen so gut wie er es letztlich tut. Untertitel gibt es leider keine, was ärgerlich für alle ist, deren Englisch nicht gut genug ist. Denn die deutsche Synchro ist bei den meisten Rollen zwar ziemlich gut, die Kinderrollen klingen dafür höchst albern und machen gerade im Finale doch noch ein wenig der Atmosphäre zunichte.
In Allem konnte mich der Film nicht nur unterhalten, sondern war auch in der Lage mich tiefer zu berühren und gruselig sind ein paar der Momente zudem auch noch. Sehr sympathischer Horrorfilm der es nicht eilig hat.
Abgesehen von Makeln bei der Synchro und fehlenden Untertiteln ist die DVD aber klasse geworden und hat noch ausführliche Interviews, ein Making-Of und den Originaltrailer anzubieten. Auch hier gibt es allerdings keine Untertitel. Ein Wendecover ist natürlich auch vorhanden.
6 von 10 blinde Kinder, die dich unsichtbar machen