Die offizielle Marvel-Comic-Sammlung #35 - She-Hulk: Weiblich, ledig, grün sucht ... (Hachette)
Enthält She-Hulk #1-#6.
Die unauffällige und schüchterne Jurastudentin Jennifer Walters war eine ganz normale junge Frau, bis sie eines Tages vom Mobster Nicholas Trask angeschossen wurde, der sich auf diese Weise an ihrem Vater rächen wollte. Fast wäre sie verstorben und das einzige, was sie retten konnte war eine Bluttransfusion von ihrem Cousin Bruce Banner. Genau wie Bruce befürchtete, veränderte auch Jennifer sich als sie mit dem gammastrahlenverseuchten Blut in Kontakt kam. Seitdem kann sie sich in She-Hulk verwandeln, doch im Gegensatz zu ihrem Cousin kann sie auch während ihrer grünen Phase ihren Intellekt beibehalten. Seitdem hat sie durch ihre neue Persönlichkeit viel Selbstvertrauen gewonnen, hat ihr Studium abgeschlossen, ist eine erfolgreiche Anwältin geworden und auch als Superheldin ist sie kräftig durchgestartet. Sie war eine Zeitlang ein Mitglied der Fantastischen Vier und zur Zeit ist sie ein vollwertiges Mitglied der Rächer.
Es läuft also gar nicht mal so schlecht für den weiblichen Klotz. Plötzlich muss sie sich aber eingestehen, dass ihr lockerer Lebensstil sie nicht weiterbringt. Ihr zu lockeres Auftreten im Gerichtssaal und die ständigen Unterbrechungen durch Avengers Aufträge kosten ihr letztlich ihren Job und da sie wiederum auch ihre Arbeit als Avengerin zu locker nimmt schmeißt Cap sie aus der Rächer Mansion. Selbst ihr Liebhaber, das Unterwäschemodel Mika verlässt sie, weil ihm die Romanze zu oberflächlich ist. Schlimmer kann es eigentlich nicht mehr werden und wirklich scheint es bald wieder bergauf zu gehen. Bald macht man ihr das Angebot in die Kanzlei von Goodman, Lieber, Kurtzberg & Holliway einzutreten. Einzige Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sie als normale menschliche Person zur Arbeit erscheint und nicht als She-Hulk. Dadurch wird ihre neue Anstellung für sie schon mal ziemlich hart. Aber es wird noch schlimmer. Sie wusste zwar das die Klienten der Kanzlei besondere Fälle sind, aber dort angekommen soll sie Leute wie Dr. Strange und Spidey verteidigen…
Im frühen pubertären Alter fand ich She-Hulk ja ziemlich scharf. Darüber hinaus interessierte mich der Charakter allerdings nur selten. Ihre Zeit bei den Fantastic Four war ziemlich cool und als Supporting Character fand ich sie auch meist cool. Ansonsten war sie eher ein uninspirierter Charakter. Anwalt war Daredevil schon und einen Hulk hatten wir schon lange vorher. Es ist ja auch kein Geheimnis das Stan Lee sie 1980 nur aus Copyright Gründen erfand. Denn genauso wie auch bei Spider-Woman ging es nur darum es keinem anderen Comiclabel zu ermöglichen weibliche Plagiate der Marvel Helden erschaffen zu lassen. Daher habe ich mich auch nie weiter um die Solotitel von She-Hulk gekümmert. Im chronologisch gezählten 37. Band der Marvel-Sammlung von Hachette sind daher sechs Hefte enthalten die ich vorher noch nie gelesen habe.
Dan Slott (Spider-Man - Gratis Comic Tag 2012) stellt ihr Superheldendasein etwas in den Hintergrund. Anstatt sie mit den FF oder mit den Rächern auf Tour zu schicken, lässt er sie bei den Avengers raus werfen und macht sie zur Anwältin für Superhelden und andere außergewöhnliche Fälle. So verteidigt sie zum Beispiel Dr. Strange oder hilft Spidey dabei endlich was gegen JJJ auszurichten und zwar juristisch. Allein diese Prämisse ist schon ziemlich ulkig, innovativ und hält eigentlich unendlich viele Möglichkeiten bereit. Die teilweise abstrusen Gerichtsverhandlungen erinnern immer wieder an die kultige Videospielreihe “Phoenix Wright: Ace Attorney” und schafft es mitunter ebenso lustig wie eben diese zu sein. Dann beginnt die Geschichte etwas durchzudrehen und alte Comichefte werden für Jennifer zu Verhandlungsakten. Man muss den Humor schon mögen, teilweise ist dieser allerdings recht überzogen und reibt die Nase der Leser zu sehr in alles worauf angespielt wird, andererseits ist es durchaus ein Comic mit vielen guten Ideen. In einem Universum wie dem von Marvel muss es natürlich jemanden geben der sich um die Anklagen gegen Superwesen beschäftigt und somit wird hier ein Teil der Marvel Welt präsentiert den man sonst nicht sieht.
Optisch recht wankelmütig präsentiert sich das Artwork von Juan Bobillo und Paul Pelletier. Gerade letzterer ist mir eher durch einen mäßig guten Green Lantern Run in Erinnerung geblieben. In den Jahren dazwischen hat er sich aber scheinbar konstant verbessert. Immer wieder sind auch hier Seiten darunter die nicht richtig gelungen oder aus Zeitmangel geschludert erscheinen. Insgesamt sind die Zeichnungen aber ziemlich stark. Meist sind die Figuren etwas überzeichnet und werden comichafter dargestellt als in anderen Serien. Dadurch wird der humoristisch Schreibstil noch mal unterstrichen. Am lustigsten wird es dann aber, wenn die beiden mit den Gesichtszügen der Figuren spielen und eben diese entgleisen lassen.
Ein ausgefallener Band, der vielleicht nicht so richtig zu den anderen wegweisenden Geschichten passt, die ansonsten in der Sammlung zu finden sind. Ich habe mich aber darüber gefreut. Einer der wenigen Geschichten der Sammlung die ich noch nicht kannte und dann auch gleich noch ein kleiner Geheimtipp, der mich überraschen konnte. Wer etwas weniger typisches sucht, wird sich mit She-Hulk einen kleinen Gefallen tun.
Wie immer lassen sich auch in diesem Hardcover nicht nur sechs Comics, sondern auch ein Vorwort und ein Infokasten finden. Im Anschluss an den Hauptteil gibt es Hintergrundinformationen zu She-Hulk, einen Text über Dan Slott und einen kleinen Überblick über die verschiedensten Inkarnationen des weiblichen Hulks.
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