MAX 57: Howard the Duck - Bedrohte Arten (Panini)
Dieser Maximum Marvel Band enthält das gesamte zweite Volume von Howard the Duck #1-#6.
Howard die Ente hat sich mittlerweile wohl oder übel mit seinem Leben auf der Erde abfinden müssen. Er ist immer noch mit Beverly zusammen und lebt mit ihr in einer kleinen Schrotthütte auf einen eben solchen Platz. Damit sie dort wohnen dürfen passt er für den Schrottplatzbesitzer auf den Platz auf. Der einzige “Job” den er bisher als Ente auftreiben konnte. Da Bev aber auch keine Stelle bekommt, müssen die beiden sich mit wenig zufrieden geben. Bald könnte alles besser werden, denn Bev hat ein Vorstellungstermin bei einer Marketingfirma. Und wirklich kann sie den begehrten Job an Land ziehen, der mit einem großartigen Gehalt von 125k im Jahr dotiert ist. Wie jedes mal währt auch dies mal das Glück der beiden nur kurz. Der Chef stellt sich als Dr. Bong heraus, der Boybands klont und damit vielleicht das Ende der Welt heraufbeschwört.
Viele Jahre nach dem ersten Volume des ollen Erpels kehrte Steve Gerber zu seinem Marvel Kulttitel zurück. Eine fantastische Sache, denn niemand außer ihm hat das Recht oder das nötige können Howard zu schreiben. Ohne Gerber funktioniert Howard einfach nicht. So bekam Howard noch mal eine neue Chance und darf Held seiner eigenen Miniserie innerhalb der MAX Reihe sein, die erwachsenen Lesern vorbehalten ist. Der passende Ort für jemanden wie Gerber und die suizidale Ente kann endlich mal so vom Leder ziehen wie sie es möchte.
Der Humor ist natürlich total bekloppt, vollkommen Meta und bezieht sich auf alle möglichen anderen popkulturellen Auswüchse. An der neunten Kunst wird keine gute Feder gelassen und so trifft unser Held auf Parodien des Hellblazers, Spider Jerusalem, Sandman und die Ewigen, sowie Witchblade. Aber auch KISS, Che Guevara, Osama Bin Laden und Sigmund Freud sind von der Partie. Klingt jetzt schon richtig bescheuert, ist es auch. Howard fällt in den Klontank und verwandelt sich dadurch in eine Ratte, zeitweise aber auch zu einem Kuhhummer oder einem Elchbarsch. Die Story ist dabei trotzdem recht intelligent. Etwas episodenhaft gehalten hangelt Gerber sich von einer Parodie oder Veralberung jeweiliger medialer oder sozialen Missständen zur nächsten und nimmt dabei alles auf die Schippe, was sich nicht rechtzeitig retten kann. Teilweise parodiert er dabei liebgewonnene Charaktere, meist gemein, aber mit einem Augenzwinkern. Andererseits wird anderes auch auf fiese Weise verarscht, wobei auch Schläge unter der Gürtellinie durchaus regelkonform zu sein scheinen. Hinzu kommt noch eine gesunde Schippe Sozial-, Gesellschafts-, System-, Medien- und Religionskritik. Gute Sache, gleichzeitig durchgehend unterhaltsam.
Leider ist das Artwork nicht ganz so konstant gut. Die erste Hälfte pinselte Phil Winslade, die andere stammt von Glenn Farby und Garry Leach. Toll sieht es die gesamte Zeit über aus, leider unterscheiden die beiden Stile sich doch sehr. Ersterer bietet einige eher düstere Szenen an, die einen kleinen Funken Realismus in die Sachen, die Zweiteren erinnern dafür mehr ans erste Howard Volume und den damals eher typischen Funny Stil. Beides für sich ziemlich cool, bei aber nur sechs Heften wäre ein einheitlicher Stil aber bedeutend besser gewesen. Abgesehen davon habe ich aber nichts zu meckern. Das Artwork ist trotzdem wirklich gut und parodiert einige der erwähnten Comics ziemlich gut. Auch andere Serien wie zum Beispiel Preacher zollt man visuellen Tribut. Daher nicht nur für Howard Fans, sondern auch für alle anderen Comicleser interessant die erstens erwachsen und zweitens eine Vorliebe für die dreckigere Seite der Comicwelt haben.
Ein bissiger Comicspaß, der für einen Marvel Titel überraschend frech geraten ist.
8 von 10 Ratten mit gigantischen Brüsten