Psycho-Pass #1 (2012) [Kazé]
Mit ihren perfekten Testergebnissen, hätte die junge Schulabsolventin Akane Tsunemori jeden Job haben können den sie sich wünschen könnte. Doch anstatt eine hochangesehene Verwaltungsstelle anzunehmen, hat sie sich freiwillig für den Dient beim Amt für Öffentliche Sicherheit gemeldet. Ihre Aufgabe ist es dort ein Team von Vollstreckern zu leiten, die Querulanten aufspüren sollen deren Psycho-Pass alarmierende Verfärbungen aufweist. Denn wer von den installierten Überwachungsgeräten mit schlechter Stimmung entdeckt wird, ist ein potentieller Straftäter, der sich freiwillig therapieren lassen muss oder von der Polizei aufgehalten wird bevor er jemanden schaden kann. Was bisher immer Akanes Traumberuf war, stellt sich nicht nur als eine gefährliche und traumatische Arbeit heraus, sondern testet auch die ethischen Maßstäbe der jungen Frau.
Die Welt von Psycho-Pass ist eine dystopische Zukunftsvision von Japan. Neben vielen tollen Erfindungen, wie zum Beispiel holografische Wohnungseinrichtungen, ein vollkommen computerisierter Alltag, in dem einem Maschinen so gut wie alles abnehmen, hat natürlich auch diese Zukunftsversion ihre Schattenseiten. Die Polizei ermittelt in dieser Serie nur über die Daten der Psycho Pässe. Jeder Mensch muss einen solchen Pass haben, auf dem ihr jeweiliger geistiger Zustand vermerkt ist. Falls jemand Depressionen, Stress oder sonstige negative Emotionen aufweist stellen diese eine Gefahr für die Gesellschaft dar. Wer dann nicht die Therapiemöglichkeiten des Staates in Anspruch nimmt wird erbarmungslos gejagt, selbst wenn noch kein Tatbestand vorliegt. Diese Einheiten bestehen aus einem staatlichen Polizisten und einer Söldnertruppe, die aus vorherig verurteilten Kriminellen besteht, haben die Erlaubnis jeden zu töten dessen Pass die tolerierbare Grenze überschritten hat und der sich nicht fügen möchte.
Natürlich führt diese Prämisse zu einem Cyberpunk-Thriller, der vorsichtig totalitäre Überwachungsfantasien heutiger Zeit kritisiert. Eigentlich wird Akane schon in der ersten Folge sehr deutlich klar, wie falsch ihre Arbeit und das vorgehen der Regierung ist. Innerhalb der ersten sechs Folgen gerät diese Kritik aber auch wieder etwas in den Hintergrund. Es bleibt daher spannend in welche Richtung sich Akanes Arbeitsmoral entwickeln kann. Gerade da schon angedeutet wurde, dass einer der Vollstrecker ihrer Gruppe einst die selben Vorraussetzungen und Stellung wie sie hatte und er erst zum Aussätzigen wurde als er Kritik an dem unterdrückenden System äußerte. Das System entblößt mit jeder Episode mehr polizeistaatliche, faschistische, autoritäre und marktfundamentalistische Auswüchse.
Der Wunsch der Regierungen, Verbrechen zu verhindern bevor sie geschehen und die zukünftigen Täter schon vor ihrer Tat festzunehmen ist kein neues Konzept und ist nicht zuletzt aus Philip K. Dicks “Minority Report” bekannt. Seitd Dicks Science-Fiction Roman ist diese Schreckensvision nur noch realer geworden und daher ein wichtiges Thema, das zureckt auch popkulturell aufgegriffen werden sollte. Schließlich sind wir alle von eben solchen polizeistaatlichen Maßnahmen bedroht und sollten uns darüber Gedanken machen. Man denke nur an das britische HPU und das europäische INDECT Programm. Auch in den USA gibt es erste Pläne ein System zu installieren das durch Computerdaten, Personenstatistiken und Videoüberwachung dabei helfen soll verdächtige Personen präventiv festzunehmen und schon mal unschädlich zu machen. Und wieder mal ist die Realität genauso erschreckend wie die überzogene Science-Fiction das uns vor ihr warnen soll.
Leider werden neben dieser Mechanik auch noch zig andere Themen wie die Verschiebung der realen Identität in die Virtualität, Lohnsklaverei und einiges mehr angerissen. Noch kann ich natürlich schlecht absehen wohin es im Verlauf der Serie gehen wird, bisher ist mir das Alles aber doch zu vage. Man legt Konzepte auf den Tisch, bringt interessante Ideen und Handlungsbögen ins Spiel und lässt doch zu viele Strippen im Nichts hängen. Sollte man später diese Handlungsfäden wieder aufheben und geschickt miteinander verspinnen, könnte es eine famose Serie werden. So wie es nach dem ersten Volume aber erscheint, ist Psycho-Pass wohl nur ein kurzweiliger Cyberpunk-Thriller der zwar spannende oder erschreckende soziologische, politische und philosophische Ideen vorstellt, daraus aber zugunsten einer locker flockig unterhaltenden Serie vor dem nötigen Tiefgang zurückschreckt.
Bei der technischen Umsetzung ist bleibt man ebenfalls in der eigenen Comfort Zone. Das Setting hat einige nette Ideen, vor allem wäre da die drollige Holo-Qualle zu erwähnen und auch die recht stark an eine seichtere Version von Gantz erinnernden Actionsequenzen können eigentlich gefallen. Aber auch hier fehlt am Ende das nötige besondere Etwas. Damit würde man sich auf eine ganz andere Ebene bringen können. So bekommt man nur eine technisch solide Serie, die aber keine Risiken eingeht und zugleich ein paar suboptimale digitale Effekte eingestreut hat. Den Charakteren fehlt es an Einzigartigkeit und überhaupt wäre mehr Mut in allen Punkten von Nöten gewesen.
Eigentlich gefällt Psycho-Pass mir gar nicht mal schlecht. Trotzdem muss ich meckern. Zwar nicht weil die Serie qualitativ zu wünschen übrig lässt, sondern viel mehr aus Trauer darum welches Potential hier verschenkt wurde. Würde es sich nur um eine weitere Animeserie handeln die als Meterware auf den Markt gespült wird, fiele meine Meinung milder aus, wenn man aber derartig viele Ideen hat, die eine gründlichere Betrachtung verdient hätten ist es doch recht schade um das verschenkte Potential. Schauen wir mal wohin die Reise uns noch führt.
Das erste Volume erscheint unter anderem in einer, auf 2.000 Stück (meine ist die #114), limitieren Version. Dabei handelt es sich um ein sehr schickes Digipack mit zwei DVD’s. Beide befinden sich in einem Digipack, das mit einem stabilen und ebenfalls sehr schmucken Schuber kommt in dem nicht nur dieses Volume, sondern alle vier Platz finden können. Außerdem liegt dieser Version noch ein Poster bei. Die DVD selbst verfügt über gute Bild- und Tonqualität. Auch die deutsche Synchro ist nicht schlecht, der O-Ton ist aber ebenfalls anwählbar. Als Bonus gibt es deutsche Credits, Opening und Ending Credits in einer Clear Version und einige Trailer sind auch auf dem Datenträger anzutreffen. Nichts zu meckern.
6,7 von 10 Quallen in Hausmädchenkleidchen