Fred und Franz (Christoph Merian Verlag)
Fred (Kurt Grünenfelder) und Franz (Beat Marti) sind beste Freunde. Sie eint nicht nur die Lust am Angeln und ausgedehnten Gesprächen, die sich faktisch auch mal gerne um nichts drehen können, sondern auch der nicht zu bewältigende Alltag schweißt die beiden zusammen. Wann auch immer sie die Möglichkeit haben, treffen sie sich an ständig wechselnden Orten um den Alltag und das Leben an sich zu besprechen. Neben vielen Nebensächlichkeiten drehen sich ihre Gespräche um die Liebe und vor allem darum, wie sie nicht sein sollte. Fred hängt immer noch seiner verlorenen Liebe zu Maria hinterher, während Franz es unbeschwerter hat und nicht so richtig von der wilden, aber verheirateten Magdalena los kommt. Dabei schweifen seine Gedanken aber auch gerne mal zu Ana ab, mit der er in Spanien für eine kurze Zeit zusammen war. Und so reden sie über Liebe, Hass, Leben und Tod und bleiben doch irgendwie immer am selben Ort, auch wenn sie sich jedes mal woanders treffen.
“Ustrinkata” war Arno Camenischs erster Text, der vom Christoph Merian Verlag als Hörspiel umgesetzt wurde. Beide Stücke haben einiges gemeinsam. Beide male lauscht man einer eingeschworenen Gruppe bei ihren teils intimen, teils nichtssagenden Gesprächen zu. Während Ustrinaka aber sehr stark in der Zeit verankert ist in der es spielt und auch an keinem anderen Ort spielen könnte, sind Ort und Zeit bei “Fred und Franz” vollkommen egal. Die beiden könnten zu jeder Zeit und an jedem Ort existieren und auch ihre Gespräche wären die selben, egal ob sie in der Stadt, im Dorf oder auf dem Land leben würden. Bei den beiden handelt es sich eben um Leute die es überall gibt, man bemerkt sie nur meistens nicht.
Interessant ist dabei, dass Camenisch die beiden vollkommen ungestört von allen anderen Menschen agieren lässt. So spielt auch niemand außer den Beiden eine Rolle. Selbst wenn einer der beiden kurzzeitig in den Knast muss geht es eigentlich nur um die selben Themen wie sonst auch, sie schwafeln über nichts, erinnern sich an vergangene Tage, vergangene Liebe und alles was sonst noch so im Leben passiert. Dabei schwingt auch in den leichten Momenten eine süße Melancholie mit, die dem Hörspiel dann doch noch eine gewisse Schwere verleiht, durch die Beiden einen stärkeren Eindruck hinterlassen können.
Zu hören sind hier Kurt Grünenfelder und Beat Marti in den Hauptrollen. Andere Charaktere gibt es allerdings auch nicht. Neben den beiden ist nur noch Ueli Jäggi als selten auftretender Erzähler zu hören. Dazu noch eine dezente musikalische Untermalung durch Malte Preuss und fertig ist das Ganze. Vielleicht nichts zu besonderes, aber ein Hörspiel, das mit zwei sehr guten Sprechern einen interessanten Einblick in das Leben zweier eigentlich bedeutungsloser Charaktere ermöglicht. Das Hörspiel ist angenehm unaufgeregt und lässt seine Charaktere in aller Ruhe schwatzen. Wie interessant das für die jeweiligen Hörer ist, müssen diese selbst entscheiden. Mir hat dieser kleine Einblick in die leben der beiden schon gefallen, auch wenn es durch die schmucklose und langsame Herangehensweise sicherlich nicht die aufregendste Unterhaltung aller Zeiten ist.
7 von 10 gebastelte Torten