Dwight McCarthy ist wieder zurück. Mit neuem Gesicht (siehe Band 2) und immer noch mehr oder weniger untergetaucht, hat er mit der Kellnerin Shellie angebändelt. Diese hat aber ihrerseits Probleme mit ihrem Ex-Freund Jack, der sie ziemlich schlecht behandelt hat und ihr immer noch nachstellt. Als dieser nun eines Abends mit Freunden in Shellies Wohnung eindringt, bekommt er es mit Dwight zu tun. Gedemütigt zieht er daraufhin ab, wird allerdings von Dwight verfolgt, der ihn nicht so einfach davonkommen lassen will. Jack und seine Jungs zieht es in die von Prostituierten regierte Altstadt, um dort ein wenig Spaß zu haben. Dass sie sich auch hier daneben benehmen, lassen die Prostituierten ihnen nicht so leicht durchgehen und setzen somit eine Spirale in Gang, die sie alle in höchste Gefahr bringt.
Dwight McCarthy fand ich schon im Vorgänger ziemlich cool. In dieser Story läuft er allerdings zur Höchstform auf. Okay, wenn man sich nicht darauf einlassen kann, kann es schon mal recht lächerlich wirken, da Dwight einfach der absolute Obermacker zu sein scheint. Wenn man allerdings weiß, wie Sin City Geschichten funktionieren, dann wird man ne menge Spaß haben.
Denn auch wenn er hier die coole Sau gibt, gibt es immer wieder Situationen, in denen auch Angst durchschimmert, oder in denen auch er ins Schwitzen kommt und Hilfe benötigt. Das macht ihn stellenweise etwas zugänglicher, allerdings wird die typische Erzählweise der Hard Boiled Crimestories grundsätzlich beibehalten. Das ist auch ganz gut so, da ich glaube, dass zuviel Tiefe das Gesamt zu stark beeinflussen würde. Nicht, dass die Sin City Reihe total platt wäre, aber sie folgt doch recht simplen Gesetzen und Pfaden, die, zwar manchmal einige Abzweigungen nehmen, aber nicht vollständig verlassen werden.
So gibt es auch hier einige interessante Wendungen, die vielleicht nicht unbedingt total innovativ sind, der Story aber den nötigen Drive geben und dafür sorgen, nicht total vorhersehbar zu werden.
Besonders hervorzuheben ist da vor allem die Szene in der Dwight mit dem toten Jack auf dem Beifahrersitz, zu den Teergruben unterwegs ist. Der Tote beginnt mit Dwight zu reden und Dwight erkennt, dass es nur seine eigene Angst ist, die da aus ihm spricht.
Wie auch in anderen Werken Millers ist auch in diesem Sin City Band die Darstellung der Frauen wieder recht fragwürdig. Auf der einen Seite sind die Prostituierten zwar komplett für sich selbst verantwortlich, wirken nach außen hin stark und lassen sich auch nichts gefallen, ab dem Punkt, da die Geschichte eine Wendung erfährt, ändert sich aber auch das Verhalten der Frauen. Eben noch stark und relativ unabhängig, werden sie zu einer kopflosen, Angst erfüllten Masse, die nur dank Hilfe des starken und cleveren Mannes (Dwight) überhaupt eine Chance haben zu überleben. Einzig der Charakter Miho, bleibt von diesen Änderungen unberührt. Da sie aber sowieso nicht redet und eher eine Killermaschine ist, fällt das auch nicht so sehr ins Gewicht. Ich jedenfalls finde sie trotzdem ziemlich cool.
Trotz dieses Kritikpunktes gehört „Das große Sterben“ zu meinen liebsten Sin City Bänden und wird meiner Meinung nach nur vom Nachfolger getoppt. Woran es liegt kann ich gar nicht so genau sagen. Die Story ist ja recht simpel, aber Dwight, sowie Miho und Gail sind nun mal so coole Charaktere, dass man sich dem Ganzen einfach nicht entziehen kann. Auch hat die eine Art „Happy End“ (also so happy, wie es eben bei Sin City werden kann), was mir auch ziemlich gut gefallen hat.
Als netten Bonus, der Neuauflage gibt es Pinup Gallerie mit Sin City Bildern anderer Künstler, wie beispielsweise Mike Mignola, John Romita und Sergio Aragonés (!)
9,3 von 10 Swastika Wurfsternen