On Air - Dreissig Jahre Lokalradio in der Schweiz (Christoph Merian Verlag)
Bis zum Herbst des Jahres 1983 war das Radio in der Schweiz völlig in der Hand des Imperiums. Ähm in der Hand des Staates. Erst dann wurden zum ersten mal Lizenzen für privates Lokalradio vergeben. Insgesamt bewilligte der Bundesrat 36 Gesuche, doch nur 7 Stationen, darunter auch Radio Zürisee und Radio Z, gingen in den nächsten Monaten auch wirklich auf Sendung. Zu diesem Zeitpunkt waren die Bedingungen die der Staat stellte noch ziemlich eng und durch die teilweise geringen Reichweiten der Wellen und die dünnbesiedelten Sendegebieten viel es schwer ausreichend Publikum zu erreichen um sich erhalten zu können. Einige wichen daher auf illegale Wege aus und betrieben Piratensender die alle naslang von der Polizei hochgenommen wurden. Andere scheiterten und manche sind noch bis heute erfolgreich und zu blühenden Unternehmen angewachsen.
Seitdem sind nun genau dreißig Jahre vergangen, vieles hat sich geändert manches ist gleichgeblieben, insgesamt ist der kurze Hype des Lokalradios stark abgeebbt. Trotzdem gibt es noch eine Vielzahl von Sendern, die zum Großteil gut etabliert sind. Walter Rüegg, selbst 10 Jahre Direktor des DRS gewesen und anderen Herausgebern, haben zum freudigen Jubiläum einen dicken Informationsband über die bisherigen Schweizer Radiolandschaft verfasst. Die knapp 400 Seiten des Hardcovers eröffnen mit einigen Grundlegenden Informationen zur Geschichte des Lokalradios. Davon geht es direkt in einen sehr üppigen Interviewpart über. In diesem werden ganze 30 wichtige Personen des Mediums interviewt und jeweils über mehrere Seiten über ihr Leben im Radio befragt. Untergliedert sind die Interviewten in Pioniere, Beobachter, Lokalmatadore, SRG, Gestalter und die Großen. Ein paar der Interviews sind auch in italienisch und französisch geführt worden.
Natürlich ist es ein extremes Nischenprodukt, zu einem Medium das von der Moderne stark bedroht wird, interessant finde ich als nicht Schweizer vor allem die Beginne. Schließlich kämpfte der Staat lange um sein Monopol und lies in diesem Punkt nur langsam und nach vielen klagen für die Meinungsfreiheit lockerer. Genauso interessant wie dieser Prozess der frühen Gehversuche des Lokalradios, ist zu lesen wie junge Idealisten, häufig politisch aktive Studenten Piratenstationen selbstverwalteten und dabei immer wieder von der Obrigkeit aufgehalten wurden. Aber auch der Rest wird hier ganz interessant erzählt und auch die gesamte Europäische Radioszene wird am Rand ein wenig mit skizziert. Insgesamt ist das Sachbuch aber natürlich eher für Schweizer geeignet, diese werden dann vermutlich auch mehr Radiosender und deren Betreiber wiedererkennen.
Eine kleine Galerie gibt es noch oben drauf und nach dem zentralen Interview Part, im Anhang bekommt ihr dann noch ein Glossar, Kurzportait der wichtigsten Radiosender und einige weitere Informationen. Wer sich also für dieses doch sehr spezielle Thema interessiert, bekommt hier viele Informationen, die man selbstständig nur schwer zusammenkramen könnte, zudem sind die Interviews recht interessant und durch viele Im Buch abgedruckte QR-Codes können noch kleine Hörpproben, Wortmeldungen und Jingles der Stationen und der beteiligten angehört werden. Auch eine nette Idee um dem audiovisuellen Medium auch in Buchform gerecht zu werden. Eine beiliegende CD wäre mir aber trotzdem sehr viel lieber gewesen.
7 von 10 Angewohnheiten aus den USA