Das Glück der Anderen (2008) [Ascot Elite]
Wir Menschen streben unentwegt nach Glück bzw. einem halbwegs glücklichen Zustand. Aber wie definieren wir Glück? Wie fühlt sich ein glücklicher Moment an? Was ist nötig, dass man Glück verspürt? Und die wichtigste Frage ist ja, wie können wir das Glück bewahren? Diese Dokumentation will keine unumstößlichen Antworten geben, sondern eher einen Einblick, wie Menschen in verschiedensten Lebenslagen und mit unterschiedlichsten Hintergründen über das Thema Glück und den damit verbundenen Fragestellungen denken.
Mit einem Budget von gerade einmal 5000 € haben die beiden österreichischen Filmemacher Christian Goriupp und Roman Pachernegg mit „Das Glück der Anderen“ ihre erste Dokumentation vorgelegt. Sie haben insgesamt 21 Interviews geführt und diese thematisch strukturiert, so werden unter anderem Tod, Erfolg und Anerkennung und eben Glück behandelt.
Die Riege der Interviewten ist durchaus bunt gemischt, umfasst sie doch Pornosternchen, Pater, Sterbebegeleiter, Künstler und Gelehrte. Was mir allerdings auffiel, dass der Altersdurchschnitt schon so im Bereich von 50 Jahren liegt. Da kann man damit argumentieren, dass Personen mit einer gewissen Lebenserfahrung wohl eher zu einem so komplexen aber auch irgendwie diffusen Thema etwas sagen können. Dennoch hätte ich es interessant empfunden, Beiträge von jüngeren Personen zu sehen. Die jüngsten sind hier wohl die Pornodarstellerin und Jogalehrerin, die beide eine etwas besondere Stellung einnehmen (höhöhööööö).
Die Beiträge sind in den meisten Fällen klug und durchdacht. Zu Beginn bekommt man kurzzeitig den Eindruck, dass die Dokumentation früher oder später zu einem esoterischen Gewäsch verkommen wird – zumal eben auch Geistliche bzw. „Spirituelle“ zu Wort kommen. Aber dieser Eindruck verfliegt günstigerweise sehr schnell.
Wirklich hervorheben sollte man die Abschnitte „Gesellschaft“, „Erfolg und Anerkennung“ und „Freiheit“. Sie bieten keine gänzlich neuen Erkenntnisse, sind aber insofern relevant, dass sie zum einen klarmachen, dass Glück kein von außen erzeugter Zustand ist und zum anderen in der mitteleuropäischen Zivilisation durch die freiheitlichen Einschränkungen, die unseren Lebenskomfort sichern, ein kaum geförderter ist.
Für ein Erstlingswerk von zwei bzw. drei Personen, die sehr unbedarft an die Sache rangegangen sind, ist „Das Glück der Anderen“ eine gute Leistung. Die DVD kommt neben der 88-minütigen Doku mit ca. 50 Minuten Bonusmaterial, darunter ein ca. 15-minütiges Interview mit den Machern und – wirklich sehr empfehlenswert – mehreren im Hauptfilm nicht verwendeten Interviewausschnitten. So blöd sich das jetzt vielleicht anhören mag, ein Manko ist für mich, dass es keine Untertitel gibt. Manche der Beteiligten legen sich mit ihrem Dialekt so hart ins Zeug, dass man Schwierigkeiten bekommt, sie zu verstehen.
6,9 von 10 seit der Erstausstrahlung der ersten „Derrick“-Folge ungeputzte Hornbrillen