Captain America, der zum ersten Mal im 1941 in gedruckter Form erschien ist keines Wegs in die Jahre gekommen und erhält dieses Jahr bereits die dritte Realverfilmung. In ganz Europa tobt der zweite Weltkrieg und richtet unendliche Verwüstung an. Der junge Steve Rogers (Chris Evans) ist fest entschlossen, sein Land im Kampf um Frieden und Freiheit zu unterstützen, doch seine Körperkraft reicht für den gefährlichen Kriegseinsatz nicht aus. Unbeirrt stellt er sich nach seiner Ausmuterung für eine mysteriöse Versuchsreihe zur Verfügung: Das Supersoldaten-Programm macht aus dem unscheinbaren Mann eine unschlagbare menschliche Waffe – Captain America ist geboren.
Eine Verfilmung von einem der, wenn nicht gar dem patriotischten Symbol für pro-amerikanische Einstellung, dass es jemals gab. Zwar hatte ich im Vorfeld schon gutes gehört wollte aber nicht so Recht glauben, dass grade ein Film über diesen Comichelden unser eher mäßiges Comic-Kino-Jahr deutlich bereichern sollte.
Prollig, actionlastig und irgendwie unterhaltsam, so hatte ich mir das gedacht. Doch zu meiner Überraschung war dem gar nicht so, also klar war es prollig und patriotisch, aber es wurde auch sehr viel Wert auf eine gute und stimmige Charakterentwicklung gelegt. Der Film nimmt sich die Zeit dem Publikum das Leben und die Hintergründigkeit von Steve Rogers näher zu bringen ohne von Actionszene zu Actionszene zu hasten. Man lernt ihn von Anfang an kennen und nicht als den übermächtigen Supersoldaten sondern als einen schmächtigen Jungen, der im Grunde nur gutes Tun will und das macht ihn dann auch tatsächlich liebenswert.
Die anderen Charaktere sind ebenfalls gut ausgearbeitet, wenn gleich der Bösewicht Red Skull gespielt von Hugo Weaving selbstverständlich einen klassischen Comicantagonisten präsentiert, spielt er diesen wirklich sehr gekonnt und mit viel böser Energie. Auch der Rest des Cast von Tommy Lee Jones über Haley Atwell bis hin zum wunderbaren Stanley Tucci sind klasse besetzt und werten die ganze Atmosphäre noch einmal auf. Was mich außerdem als Comicfreund sehr gefreut hat waren die vielen Szenen in denen Howard Stark (der Vater von Anthony Edward "Tony" Stark [Ironman]) vorkommt und Steve auf seinem Weg ordentlich unterstützt.
Natürlich gibt es auch gut inszenierte Kampfszenen im Setting des zweiten Weltkrieges und jede Menge Explosionen und kaputte Gebäude, wie man es auch erwarten darf. Leider zeigt der Film hier seine Schwächen. Ich verstehe weiterhin nicht, was in Hollywood los ist, ob die Zeit für ausgefeilte Spezialeffekte nicht mehr reicht oder ob man einfach nicht mehr so viel Geld in diesen Sektor gibt, so dass es heißt Masse statt Klasse. Doch auch in Captain America gibt es hier und da eine Reihe von CGI und SFX Szenen, die einfach nicht nach dem Stand von 2011 aussehen und entsprechend billig wirken.
Alles in allem ist Captain America: The First Avanger eine wirklich würdige Verfilmung der Marvel-Vorlage und überrascht auch noch mit einem sehr persönlichen Einblick in einen Superheld von dem ich dachte, dass ich ihn nicht mögen könnte.
8.7 von 10 Kapitäne in bunten Kostümen