Donnerstag, 8. September 2011

Sin City #2 - Eine Braut, für die man mordet (Cross Cult)

Sin City #2 - Eine Braut, für die man mordet (Cross Cult)

Dwight McCarthy ist eigentlich gerade dabei sein Leben wieder einigermaßen in den Griff zu kriegen. Er hat mit dem Trinken aufgehört, hat einen Job als Privatdetektiv und ist immer darauf bedacht das „Biest“, das in ihm schlummert, nie wieder raus zu lassen. Umso tragischer erscheint es dann, als sich der Grund für seine fast überwundene, tiefe Lebenskrise wieder bei ihm meldet:Ava. Die Frau, die ihn durch die Hölle hat gehen lassen, braucht jetzt seine Hilfe. Dass Ava allerdings ihre ganz eigenen Pläne verfolgt, soll er bald feststellen.

Der zweite Band von Sin City scheint auf den ersten Blick dem ersten sehr zu gleichen. Dwight wäre in diesem Fall eine etwas gemäßigte Version von Marv, nur mit etwas mehr Verstand. Wenn jedoch eine Frau im Spiel ist setzt dieser auch gerne mal aus und Dwight wird schnell zum Spielball. Allerdings schafft der Band es den Leser hier auf eine falsche Fährte zu führen.Zwar sind die Parallelen recht deutlich zu erkennen, allerdings handelt es sich auch wohl eher um ein Leitmotiv, denn um den Versuch, den ersten Band einfach neu aufzuwärmen. Einige Seiten später schwindet dieser Eindruck auch schon wieder, da sich die Geschichte natürlich in eine ganz andere Richtung entwickelt. Das Ava nicht das ist, was sie zu sein scheint, liegt auf der Hand. Dennoch ist es sehr interessant ihre Wandlung mitzuverfolgen. Ebenso, wie die von Dwight, der sich von einem ziemlich tough wirkenden Detektiv in ein manipulierbares Werkzeug und schlussendlich in einen von Rache getriebenen Killer entwickelt. Diese ständigen Wandlungen und Twists sind es auch, die den Band so heraus stechen lassen und ihn so interessant machen. Zwar sind der ein oder andere Twist vorhersehbar, dadurch aber nicht unbedingt schlechter. Klar könnte man der Story vorwerfen, dass sie mit diesen vorhersehbaren Wendungen nicht gerade clever daher kommt und hätte damit vielleicht noch nicht mal Unrecht. Ich finde aber, sie muss auch gar nicht viel cleverer als andere daherkommen, denn schließlich sind ja Hard Boiled Krimistories die Vorlage der Reihe und die sind auch nicht unbedingt immer die cleversten Geschichten. Die Wandlungen der Figuren sind, wie bereits weiter oben schon gesagt, meiner Meinung nach das Interessante an diesem Band. Die Wandlung von Ava beispielsweise nimmt so viele verschiedene Formen an, dass man Ende nicht unbedingt mehr über diese Frau weiß als zu Beginn. Miller weiß allerdings auch wie man nötige Spannung aufbaut. Die ist hier nach kurzer Zeit so hoch, dass man über die recht simple, geradlinige Story hinwegsehen kann. Vielleicht ist es aber auch gerade diese Einfachheit, die es so spannend macht. Jedenfalls ist es gerade diese Mischung die den Band meiner Meinung nach sogar noch einen ganz kleinen Tick spannender macht als den ohnehin schon großartigen „Stadt ohne Gnade“.

Überzeugt hat mich auch die Erzählweise. So spielt „Eine Braut für die man mordet“ zu Beginn, vor Band 1 der Reihe, im Laufe aber dann parallel. Das ist besonders dann schön, wenn man Marv in der Kneipe nach Goldies Mörder fragen oder ihn später mit Wendy auf der Fahrt zur Farm um Kevin zu töten, sieht. Überhaupt hat Marv zu Beginn der Story auch eine kleine Rolle, was mich natürlich sehr gefreut hat. Dwight ist als Hauptdarsteller zwar ziemlich cool, aber so ganz reicht er nicht an Marv heran, vielleicht, weil er einfach nen Tick zu hart ist. Marv hatte immerhin nen gewissen Humor, der war zwar total krank, aber machte ihn doch etwas sympathischer. Allerdings passt Dwights Charakter sehr gut zu dem Moloch der sich Sin City nennt. Kalt und brutal. Er weist zwar auch nen weichen Kern auf, wenn Ava ihn bittet ihr zu helfen, allerdings resultiert dieser rein aus sexueller Abhängigkeit. Während Marv halt wirklich empathisch war, ist Dwight eher der harte Hund der nur durch die böse Frau zu Fall gebracht werden kann.
Ich hatte auch das Gefühl, dass ich aufgrund von Dwights Charakter, sowie der simplen, geradlinigen Geschichte noch besser in den Sumpf von City eintauchen konnte, weil man sich noch mehr mit der Umgebung, den Hintergründen und den Nebenpersonen auseinander setzen konnte. Dabei geholfen haben auch sicherlich die beiden Polizisten, die als Nebendarsteller auftauchen und so den Fokus ein wenig von Dwight ablenken.

Der Band bietet neben der Spannung vor allem aber auch jede Menge Action und auch was den Härtegrad angeht hat Miller hier noch einen draufgelegt, allerdings ohne es komplett zu übertreiben.
Dabei hilft wahrscheinlich auch der Zeichenstil, da das ganze Blut in Schwarz -Weiß nicht ganz so krass auffällt.

Band 2 kann ich also ohne Einschränkung empfehlen und ich freue mich jetzt schon Dwight in Band 3 („Das große Sterben“) wieder zu sehen.

9,1 von 10 hinterhältigen Exfrauen