Samstag, 24. September 2011

Star Trek: Countdown (Cross Cult)

Star Trek: Countdown (Cross Cult)

Sternzeit 64333,4: Der romulanische Bergarbeiter Nero findet mit seiner Crew ein großes Decalithiumvorkommen. Doch aufgrund einer kolossalen Sonneneruption des nahegelegenen Sterns muss er die Förderung abbrechen und kommt noch so gerade mit dem Leben davon. Währenddessen versucht Botschafter Spock, der dank der allmählichen Öffnung nach außen nun schon seit 40 Jahren auf Romulus lebt, den Senat auf die Gefahr, die von eben jenem Hobus-System ausgeht, hinzuweisen. Die Sonne des Systems steht kurz davor zu einer Supernova ungesehenem Ausmaßes zu werden. Eines der ersten Opfer wird allem Anschein nach die romulanische Heimatwelt sein, sollte nicht sofort gehandelt werden. Der Senat ist misstrauisch und entscheidet sich dafür, das Problem auszusitzen - die Vorbehalte gegenüber dem Vulkanier und der zur Hilfe eilenden Sternenflotte sind noch längst nicht aus den verkalkten Gehirnen der Senatoren gewichen. So versuchen Spock und Nero mit Hilfe ein paar alter Bekannter die Katastrophe abzuwenden...

Nun habe ich ihn auch mal gelesen, den Comic, der die Verbindung zwischen der alten und zuletzt – man muss es ja leider wirklich so ausdrücken – unerträglich gewordenen Zeitlinie und der neuen, durch Star Trek XI erschaffenen herstellen soll. Ich muss ja gestehen, dass ich den elften Film wirklich genossen habe. Natürlich gibt es so einiges, an dem man Anstoß nehmen könnte (z.B. Product Placement einer Marke, die wahrscheinlich das Jahr 2015 nicht mal mitbekommen wird...), aber viel schlimmer als die letzten Staffeln Voyager oder Nemesis konnte es ja schließlich nicht werden. Man muss jetzt einfach schauen, wohin der Weg ab 2012 führt.
Jetzt aber wirklich mal ein paar Worte zum Comic. Die Hardcover-Edition von Cross Cult sieht schon mal klasse und äußerst wertig aus. Man möchte sich ab und an an ihr reiben. Format und Papier sind klug gewählt. Auch wenn man sich zwei Stunden vorher mit seinen groben Händen Gagh ins Gesicht geschoben und ausnahmsweise nur einmal Hände gewaschen hat, gibt es keine signifikanten Fingerabdrücke. Schlägt man den Comic dann doch mal auf, geht es leider etwas bergab. Die Panels sehen aus, als wären sie vollständig am Rechner entstanden. Die Farben mögen recht stimmig sein, die Texturen sind jedoch sehr plump drübergeklatscht, was vor allem bei der romulanischen Arbeiterkleidung auffällt. Das sieht ein bisschen aus wie eine vorgefertigte Marmortextur aus GIMP. Naja. Halten wir also fest, dass der Stil nicht so toll ist. Das macht aber allein ja noch keinen Comic aus. Der Inhalt, ja, der Inhalt. Der sollte gut sein. Da kann man noch ordentlich punkten. Countdown kann das leider nicht. Durch vieles, was Spock in Star Trek XI so erzählt, kann man sich die Geschichte schon im groben zusammenreimen. Countdown fügt dann eben noch Charaktere aus TNG ein, so dass man sich ein wenig heimischer fühlt. Die Entwicklung Neros wird plausibel erklärt. Seine Wut auf die Föderation und vor allem Spock ist nachvollziehbar, allerdings lässt einen aufgrund der sehr gestelzten Dialoge Neros persönlicher Verlust – nämlich Frau, ungeborenes Kind und seine Heimatwelt – erschreckend kalt. Die Dialoge wirken durchgehend so eigenartig fern, dass man zu keinem Charakter eine wirkliche Verbindung aufnehmen könnte.
Inhaltlich problematisch empfinde ich auch, dass der Comic sich nicht so recht entscheiden kann, ob die Zeitreise zum Schluss geplant oder Zufall ist. Das ist genau der Punkt, der wichtig gewesen wäre. Hier wirkt es nun so, als wäre Nero eher in die Zeitreise hereingestolpert und ganz zufällig direkt vor dem Schiffchen vom James Tiberius' seinem Papa aufgetaucht. Natürlich wird eine Andeutung gemacht, dass Nero ja herausfindet, dass Kirk eine wichtige Person in der Föderation war, aber zwischen Zeitreise und dieser Entdeckung gibt es keine Verbindung und eben auch keine Bemühungen, diese Verbindung herzustellen.

Mit viel Pathos, holprigen Dialogen und einem eher dahingeworfenen Stil wirkt Star Trek: Countdown wie eine unambitionierte Pflichtveröffentlichung. Es musste irgendetwas erscheinen, dass dem ein oder anderen Fan reicht, um den Reboot zu erklären. Mir persönlich reicht es nicht. Der Comic ist kurzweilige Lektüre, gibt aber keine nennenswerten Informationen und scheitert vor allem daran, altes und neues Star Trek zufriedenstellend zu verbinden. Schade.

4,9 von 10 Ernest Borgnines