Bedevilled (2010)
Sie sieht wie eine junge Frau belästigt wird, hilft ihr aber nicht. Diese Frau wird getötet und sie soll den Mörder identifizieren, erkennt ihn auch, sagt der Polizei aber nicht wer es war. In ihrem Job in einer Bank verwährt sie einer alten Dame das Geld das ihr zusteht und schlägt sogar eine Kollegin wegen einem Missverständnis. Die selbstsüchtige Kim Hae-won (Seong-won Ji) ist also nicht gerade eine sympathische Erscheinung. Nach alldem empfiehlt ihr Chef ihr, das sie doch besser mal Urlaub machen sollte. Zuerst beginnt sie sich zu betrinken, macht sich dann aber doch auf zu ihrer Heimatinsel Moodo, auf der sie bei ihrem Großvater aufgewachsen ist, um ihre alte Freundin Kim Bok-nam (Yeong-hie Seo) zu besuchen.
Schon schnell bemerkt sie das es auf der Insel nicht schön zu geht. Der Mann von Bok-nam misshandelt sie und ihre Tochter, vergewaltigt die Tochter und lässt immer wieder eine Prostituierte vom Festland zu sich bringen. Außerdem behandeln sie alle anderen Inselbewohner wie ein Stück Dreck. Und auch hier sagt Kim nichts.
Doch Bok-nam hält es endgültig nicht mehr aus und will mit ihrer Tochter von der Insel fliehen. Ihr Mann bemerkt dies aber und will sie bestrafen. Er schlägt sie so schlimm wie noch nie und als ihre Tochter sie beschützen möchte schubst der Vater sie weg und das kleine Mädchen stürzt auf einen Stein und ist tot. Zwar kommt ein Polizist auf die Insel und untersucht den Tod des Mädchens, allerdings sagen alle aus das ihre Mutter sie getötet hat. Auch hier sagt Kim nichts dazu und der Polizist bekommt ein wenig Geld zugesteckt und lässt die Sache auf sich beruhen. Am nächsten Tag gehen die Männer aufs Land um Honig zu kaufen und die Frauen bleiben alleine auf der Insel. Während der Kartoffelernte beschließt Bok-nam das jetzt die Zeit gekommen ist um sich zu wehren. Sie nimmt eine Sichel und will an der gesamten Insel Rache nehmen.
“Ich habe die Sonne gesehen und sie hat mit mir geredet”
Das Wort Devil im Titel und ebenfalls aus Süd Korea kommend drängt sich bei Bedevilled von Chul-soo Jang der vergleich zu I saw the Devil förmlich auf. Allerdings verbindet die beiden Filme abgesehen davon nur wenig. Zwar geht es beide male um Rache und in beiden Fällen wird diese nicht glorifiziert, trotzdem könnte die Umsetzung nicht unterschiedlicher sein.
Bedevilled geht das Ganze sehr viel unaufgeregter und leiser an. Die Gewalt entwickelt sich zuerst im Kopf, bäumt sich dort auf bis die Dinge irgendwann total eskalieren und aus dem Kopf heraus quillt und sich auf ungeschönte Weise bahn bricht. Dabei bleibt sie aber stets ziemlich realistisch und nur wenig comichaft. Zuerst wird vorgegaukelt das es um Hae-won geht. Von dem Moment an ab dem wir die sonnendurchflutete Insel betreten übernimmt Bok-nam den Film. Letztendlich handelt der Film von ihrer Rache. Und ich glaube ich habe noch nie einen Film gesehen in dem ich die Rache derart herbeigesehen habe wie hier. Die Insulaner haben nichts anderes verdient als das was ihnen zustößt. Und im selben Moment stellt man fest das nichts was sie tun kann irgendetwas wieder gut machen kann. Schon seit Jahren war der Punkt überschritten an dem sie es noch schaffen könnte ein normales Leben zu führen.
Egal wie schlimm die Dinge sind die Bok-nam tut und egal was die anderen Menschen tun, Hae-won flieht immer vor allem was für sie problematisch werden könnte und macht immer das wodurch es für sie am leichtesten wird. Bis die Dinge so sehr eskalieren das sie mit der Summe all ihrer Fehler konfrontiert wird und am Ende zum ersten mal den Dingen die auf der Insel geschehen sind entgegentreten muss.
Am Ende handelt der Film also doch von Hae-won, ihrer Vergangenheit und dem was aus ihr geworden ist. Trotzdem bleibt das Ende unbefriedigend, hart und einfach zu real und traurig.
Technisch gibt es nichts auszusetzen die Einstellungen sind stets gut gewählt und die Bilder sind immer gewaltig und wunderschön. Die Traumhafte Insel wirkt als bittersüßer Kontrast zu dem was auf ihr passiert. Schauspielerisch ist Bedevilled ebenfalls auf voller Linie überzeugend und auch die deutsche Synchronisation ist richtig gut. Besonders ist da Luise Lunow als eine der Inseltanten zu erwähnen die ich auch in Hörspielen wirklich immer fantastisch finde. Das Einzige was mir negativ aufgefallen ist, ist das die Prostituirte verschwindet und nie wieder auftaucht, ohne das auch nur die kleinste Andeutung darauf gemacht wird was mit ihr geschehen ist. Ich kann mir natürlich denken was passiert ist allerdings habe ich ein wenig das Gefühl das man sie einfach vergessen hat und es nicht beabsichtigt war nicht zu zeigen was mit ihr geschehen ist.
Abschließend bleibt nur zu sagen das Bedevilled ein schwerer Film ist, mit Bildern die einen so schnell nicht mehr loslassen und auch zum Nachdenken anregen nachdem er schon lange zu Ende ist.
8,7 von 10 Hügelgräber