3/11 - Tagebuch nach Fukushima (Carlsen)
Am 11. März 2011 ereignete sich vor der Küste der japanischen Hauptinsel Honshu das größte Erdbeben seit Beginn der Aufzeichnungen in Japan. Der daraus resultierende Tsunami tötet fast 16.000 Menschen. 6.000 wurden dabei verletzt, 3.000 werden bis heute vermisst. Am größten waren die Zerstörungen in Ostjapan, schätzungsweise wurden 1.000.000 Häuser zerstört. Woran man sich bei uns aber am besten erinnert, ist die ausgefallenen und zerstörten Kühlanlagen, die das AKW in Fukushima auf Temperatur halten sollten. Bei uns war die Panik groß, dass auch Strahlung hier ankommen könnte. Doch wie ging es den Japanern zu diesem Zeitpunkt? Um einen Einblick in die japanische Sicht zu gewähren, führte Yuko Ichimura, Werberegisseurin aus Tokyo ihr Tagebuch vom 11. März bis zum11. September 2011 öffentlich und mit kleineren Manga Episoden, was Tim Rittmann für die Süddeutsche Zeitung aus dem Englischen übersetze. Das gesamte Tagebuch ist nun auch bei Carlsen erschienen.
Yuko Ichimura erzählt in ihrem Tagebuch sehr ungefiltert, was sie so denkt über das, was in ihrem Land gerade passiert. Interessant ist, wie sie zu Beginn der Meinung ist, dass die westlichen Medien die atomare Gefahr künstlich hochstilisieren und nur auf eine noch schlimmere Katastrophe hoffen (was definitiv zum Teil auch wirklich so war), aber sie sich sicher war, dass ihre Regierung sie nicht anlügt. Später muss sie dann ziemlich ernüchtert feststellen, dass die Regierung wirklich Informationen zurückgehalten und beschönigt hat. Schön ist aber, wie sie trotzdem den Mut ihrer Mitmenschen beschreibt. Zum Teil wird es auch recht persönlich und es geht auch darum, wie sich die Katastrophe auf ihre Beziehung und auf die in ihrem Freundeskreis auswirkt. Abgesehen von den privaten Informationen erfährt man relativ wenig neues, zumindest wenn man sich viel mit dem Thema beschäftigt hat, was eigentlich so gut wie jeder gemacht hat. Für Leute, die sich nicht näher mit der japanischen Kultur beschäftigt haben, sind trotzdem ein paar interessante Infos zu finden. Schade finde ich aber, dass sie aus Tokyo auch nicht viel mehr über die Katastrophe sagen kann als ich. Nur das sie eben im selben Land war. Dadurch, dass sie von den wirklich schrecklich Betroffenen recht weit entfernt lebt, kann sie auch nur beschreiben, was sie über Soziale Netzwerke erfahren hat und in den Nachrichten gesehen hat.
Die vereinzelten einseitigen Manga Kollagen sind ganz amüsant, mehr aber auch nicht. Stilistisch extrem einfach und krakelig gehalten warten sie mit Slapstick Humor auf und ergänzen einige Einträge ein wenig - mehr aber auch nicht. Nur die anfänglichen Seiten über den 11. März sind wirklich spannend zu verfolgen.
Als Zeitdokument sicherlich ziemlich interessant, besonders wenn man in der Zukunft einmal zurückschaut und sich erinnert. Jetzt wo die Bilder aber noch recht frisch in meinem Kopf sind, muss ich sagen, dass es zu diesem Thema auch interessantere und informativere Berichte gab.
6 von 10 Gurken aus Fukushima